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03/15/2001 14:10

Hannover: Erfolgreiches Tandem von Rheumatologie und Immunologie

Dr. Julia Rautenstrauch Geschäftsstelle der DGRh
Kompetenznetz Rheuma in der Geschäftsstelle der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)

    Vor einem Jahr nahm das Kompetenznetz Rheuma seine Arbeit auf. Es wird vom BMBF noch max. vier Jahre mit bis zu 5 Mio. Mark jährlich unterstützt. Ziel ist die verbesserte Versorgung von Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Getragen und weiterentwickelt wird das Kompetenznetz Rheuma von den sechs rheumatologischen Universitätskliniken (Berlin, Düsseldorf, Erlangen, Freiburg, Hannover und Lübeck/Bad Bramstedt), die jeweils ihre spezielle Expertise einbringen. In lockerer Folge stellen wir jedes dieser sechs Zentren und seinen Beitrag zum Kompetenznetz Rheuma vor. Das erste Portrait betrifft Hannover.

    Die Medizinische Hochschule Hannover ist gewissermaßen die Wiege der wissenschaftlich begründeten deutschen Rheumatologie. Hier wurde mit Prof. Dr. Helmuth Deicher 1965 erstmals in Deutschland ein Lehrstuhl für Klinische Immunologie in ein Zentrum für Innere Medizin integriert. Denn Rheumaforschung ist zum großen Teil immunologische Forschung. Die Zusammenarbeit mit der bereits bestehenden Abteilung für Krankheiten des Bewegungsapparats und Stoffwechsels unter Prof. Dr. Fritz Hartmann verlief so erfolgreich, dass in Hannover ausgebildete Ärzte später drei weitere deutsche Lehrstühle für Rheumatologie/ Immunologie (Erlangen, Freiburg und Berlin) eroberten.

    Bis heute ist Hannover aber die einzige deutsche Universitätsklinik, die beide Abteilungen nebeneinander betreibt, was das Spektrum der Forschungsaktivitäten besonders breit macht. Schwerpunkt der Abteilung Rheumatologie unter Prof. Dr. Henning Zeidler sind entzündliche Gelenkerkrankungen, während sich die Abteilung Klinische Immunologie unter Prof. Dr. Reinhold E. Schmidt vorwiegend mit entzündlichen Erkrankungen der Blutgefäße und des Bindegewebes beschäftigt. Anlaufstelle für die Patienten sind die "Frühe Arthritis Sprechstunde" und die "Kollagenose-Sprechstunde".

    "Vernetzung" wird in Hannover schon lange großgeschrieben: Im Regionalen Kooperativen Rheumazentrum Hannover sind die beiden Universitätsabteilungen mit rheumatologischen Akut- und Rehabilitationskliniken und niedergelassenen Rheumatologen in ganz Niedersachsen verbunden; im Rheumaforschungsverbund Hannover werden gemeinsame Projekte mit den Instituten für Mikrobiologie bzw. Molekularpharmakologie verfolgt. Überrregional arbeitet das Kompetenzzentrum Hannover über gemeinsame Studien mit anderen Zentren zusammen, z. B. Berlin, Mainz und Würzburg.

    Vier Studien für das Kompetenznetz Rheuma

    Fortschritte für die Patienten erwachsen vor allem aus wissenschaftlichen Studien. Im Kompetenznetz Rheuma ist Hannover daher mit vier aktuellen Forschungsprojekten vertreten, die unmittelbare Relevanz für die Erkrankten haben. Die Mitwirkung der Rheumakranken an diesen Studien ist erwünscht und wird auch gern genutzt. Aufseiten der Forscher sind Spezialisten aus verschiedenen Fachgebieten beteiligt - außer Ärzten auch Naturwissenschaftler, Psychologen und Ökonomen. Das breite Spektrum des Kompetenzzentrums Hannover spiegelt sich auch in den Themen der Studien, die einen weiten Bogen von der ursachen- bis zur versorgungsorientierten Forschung schlagen.

    - Studie 1 (Projektleiter: Dr. Torsten Witte, Abteilung Klinische Immunologie) untersucht genetische Risikofaktoren bei systemischem Lupus erythematodes (SLE), einer Autoimmunerkrankung, die Haut und innere Organe befallen kann. Die Ursache dieser Erkrankung ist zu 80 % erblich, die beteiligten Erbfaktoren kennt man jedoch nicht genau. Für die Entschlüsselung müssen die Gene vieler Patienten untersucht und mit denen gesunder Menschen verglichen werden. Das Zentrum Hannover will deshalb eine große Datenbank aus Zellen, Blutserum und Genen anlegen, mit der auch andere Forschergruppen arbeiten können. Dazu werden Patienten mit SLE oder anderen Autoimmunerkrankungen (z. B. Sjögren-Syndrom, Sklerodermie oder Poly-/Dermatomyositis) und deren Verwandte um eine einmalige Blutprobe gebeten. Die an diesem Material gewonnenen Erkenntnisse werden Parameter identifizieren, mit denen man Langzeitverlauf, Schubfrequenz, spätere Organschäden und Sterberisiko abschätzen und die Therapie dementsprechend anpassen kann.

    - Studie 2 (Projektleiter Dr. Jens G. Kuipers, Abteilung Rheumatologie) entwickelt ein standardisiertes Testverfahren, mit dem sich bestimmte Erreger im Gelenk nachweisen lassen. Diese Erreger (Chlamydien) sind wahrscheinlich für zahlreiche Fälle von (anhaltenden) Gelenkentzündungen und von entzündlichem Rückenschmerz verantwortlich. Methodisch werden die bereits vorhandenen, individuellen Testmethoden verschiedener deutscher Zentren so lange verglichen und optimiert, bis sich das beste Verfahren herauskristallisiert hat. Dieses soll zu einem praxistauglichen Test verarbeitet werden, den jeder Rheumatologe einsetzen kann. Parallel dazu arbeitet das kooperierende Kompetenzzentrum in Berlin an einem vergleichbaren Test für Borrelien, einem weiteren Erreger von Gelenkentzündungen. Die frühe Diagnose solcher Infektionen ist Voraussetzung für die erfolgreiche Therapie.

    - Studie 3 (Projektleiter Dr. Lars Köhler, Abteilung Rheumatologie) untersucht Mechanismen, die zur Persistenz der Erreger im Gelenk führen. Die Aufklärung dieser Vorgänge, die die Basis des anhaltenden Krankheitsprozesses darstellen, wird weitreichende Konsequenzen für die Therapie haben. Denn wenn man weiß, mit welchen Waffen der Erreger das Immunsystem daran hindert, ihn zu eliminieren, kann man konkrete Gegenstrategien entwickeln. Ziel der Studie ist es, rational begündete Konzepte zur Erregerelimination und damit zur Heilung des Patienten zu entwickeln. Schon jetzt zeichnen sich konkrete Ansätze für neue Therapieformen ab.

    - Studie 4 (Projektleiter Dr. Jörg Ruof, Abteilung Rheumatologie und Forschungsstelle für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung) ermittelt die diagnosespezifischen Krankheitskosten bei rheumatoider Arthritis (das klassische "Gelenkrheuma", auch: chronische Polyarthritis). Die detaillierte Analyse der Krankheitskosten ist in Zeiten knapper Ressourcen Voraussetzung für die Qualitätssicherung. Untersucht und befragt werden 400 AOK-versicherte Patienten mit rheumatoider Arthritis, die durch in Niedersachsen niedergelassene Rheumatologen fachärztlich betreut werden. Als Kontrollgruppe dienen 200 nicht fachrheumatologisch betreute Patienten mit rheumatoider Arthritis und 3000-4000 AOK-Versicherte ohne rheumatische Erkrankung. Erstmals werden in dieser Studie sowohl subjektive Angaben der Patienten als auch objektive Daten der AOK und der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen zur Kostenberechnung herangezogen.

    Für weitere Auskünfte wenden Sie sich bitte an:

    Dr. Sebastian Schnarr
    - Koordinator Kompetenzzentrum Hannover -
    Medizinische Hochschule Hannover
    Zentrum Innere Medizin, Abteilung Rheumatologie
    Carl-Neuberg-Str. 1
    30625 Hannover
    Tel. 0511-532-2720
    Fax. 0511-532-8262
    E-Mail: schnarr.sebastian@mh-hannover.de

    oder:

    Dr. Julia Rautenstrauch
    - Pressereferentin Kompetenznetz Rheuma -
    Hermann-Hesse-Str. 4
    88427 Bad Schussenried
    Tel. 07583 3818
    Fax: 07583 4440
    E-Mail: Rautenstrauch@t-online.de

    Bitte beachten Sie auch die Webseiten des Kompetenznetzes Rheuma unter www.rheumanet.org.


    More information:

    http://www.rheumanet.org


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    Prof. Dr. Henning Zeidler
    Prof. Dr. Henning Zeidler

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    Prof. Dr. Reinhold Schmidt
    Prof. Dr. Reinhold Schmidt

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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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