Tagung zum Einfluss der Evolution auf Literatur vom 22. bis 24. Mai an der Universität Jena
Jena (15.05.09) Überlebensstrategien, Verteidigungsstrategien, Sexualstrategien - durch Darwins Evolutionstheorie hervorgebracht, sind diese Begriffe heute nicht mehr aus der Verhaltens- und Soziobiologie wegzudenken. Auch in Literatur spielen sie eine Rolle. Trotzdem klaffte bis vor einigen Jahren eine Kluft zwischen Natur- und Geisteswissenschaften, betonen Prof. Dr. Dirk Vanderbeke, Lehrstuhlinhaber für Anglistische Literaturwissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, und Prof. Dr. Carsten Gansel, Germanist und Medienwissenschaftler an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Beide haben gemeinsam die Tagung "Geschichten erzählen" organisiert, die vom 22. bis 24. Mai an der Universität Jena stattfindet. In den Rosensälen der Universität (Fürstengraben 27) werden dann rund 40 internationale Wissenschaftler erwartet, die sich mit "Evolution und Literatur - Evolution der Literatur" auseinandersetzen.
"Die Natur des Menschen spielte für viele Geisteswissenschaftler lange Zeit keine Rolle und hatte ihrer Meinung nach mit der Kultur des Menschen nichts zu tun", so Dirk Vanderbeke. Inzwischen habe jedoch eine Neuorientierung eingesetzt, die sich in einem zunehmenden Austausch der Natur- und Geisteswissenschaften äußert. Carsten Gansel verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass die Erkenntnisse der Bio- und Humanwissenschaften in vielen Wissenschaftsbereichen eigene Forschungsrichtungen in Gang gebracht haben, wie "Evolutionäres Management" in den Wirtschaftswissenschaften, "Evolutionäre Erkenntnistheorie" in der Philosophie oder "Evolutionäre Psychologie". "Es scheint, als hätten die Biowissenschaften die Rolle einer neuen Leitwissenschaft übernommen", so Prof. Vanderbeke. "Ihre Erkenntnisse sind deshalb auch für die Literatur-, Sprach- und Kommunikationswissenschaft bedeutsam."
Dieses Interesse der Literaturwissenschaft machen auch die Themen der Tagung deutlich. So wird es um den Nutzen von Sexualstrategien in Kurzgeschichten sowie um bio-kulturelle Ansätze in Horrorliteratur gehen. Ebenso wird der Moral in dem mittelalterlichen Epos "Beowulf" nachgegangen, andere Vorträge werden Aspekte der Evolution in Werken von Franz Kafka oder Charles Dickens näher beleuchten oder auch evolutionäre Prozesse in der literarischen Kanonbildung untersuchen.
Die beiden Veranstalter verweisen darauf, dass das Erzählen von Geschichten als "genuin menschliche Universalie" gelten kann und als eine "menschliche Problemlösungsaktivität", die in der Evolution Vorteile gebracht hat. Eines der wesentlichen Tagungsziele ist es demnach, eine Brücke zwischen der Evolutionsbiologie und der Literaturwissenschaft zu schlagen. Dabei soll auch eingehend besprochen werden, welche neuen theoretischen und methodischen Ansätze entwickelt werden können. "Wir wollen diesem noch relativ jungen Forschungszweig eine interdisziplinäre Plattform bieten", so Vanderbeke. Und Gansel ergänzt: "Wir hoffen, dass dieser Veranstaltung in Jena viele weitere folgen werden."
Kontakt:
Prof. Dr. Dirk Vanderbeke
Institut für Anglistik/Amerikanistik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944510
E-Mail: vanderbeke[at]t-online.de
http://www2.uni-jena.de/fsu/anglistik/index.html
Der Jenaer Organisator der Tagung Prof. Dr. Dirk Vanderbeke.
Foto: Peter Scheere/FSU
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Criteria of this press release:
Biology, Language / literature
regional
Scientific conferences
German
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