Prof. Dr. Franz J. Neyer zum neuen Persönlichkeitspsychologen der Universität Jena ernannt
Jena (25.05.09) Dass Blut dicker ist als Wasser, besagt schon eine Volksweisheit. Warum das so ist, damit beschäftigt sich auch Prof. Dr. Franz J. Neyer von der Universität Jena. Der neu berufene Persönlichkeitspsychologe untersucht verwandtschaftliche Beziehungen und hat dabei u. a. ermittelt, wie aus der permanenten Rivalität zwischen Geschwistern die sprichwörtlich dicke Bindung wird. Dabei hat er anhand von Zwillingsbeziehungen auch die genetischen Einflüsse untersucht. Doch für den neuen Lehrstuhlinhaber für Differentielle Psychologie, Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik stehen die sozialen Beziehungen sowie ihre Wechselwirkung mit der Persönlichkeit im Mittelpunkt seines Interesses - und dies "aus einer breiten Perspektive".
Bereits in seiner Dissertation (1994) an der Uni München hat der gebürtige Westfale die sozialen Beziehungen junger Erwachsener untersucht. Und in seiner Habilitation, die er 2002 an der Humboldt-Uni in Berlin abschloss, widmete er sich der Persönlichkeitsentwicklung von jungen Erwachsenen. "Wer eine Partnerschaft beginnt, kann nur gewinnen", lautet eines der wichtigsten Ergebnisse, denn mit der ersten partnerschaftlichen Beziehung geht "ein Gewinn an emotionaler Stabilität einher". Außerdem konnte er dabei nachweisen, dass "mit Mitte 20 oder 30 noch nicht alles gelaufen ist". Das Profil präge zwar den Lebensweg des Menschen, aber dieser Einfluss ende eben nicht nach der Pubertät, sondern lasse noch Veränderungen weit jenseits der 30 zu!
"Warum ändern sich Menschen und bleiben doch, wer sie sind?" Um diese Frage kreist die anwendungsnahe Forschung von Prof. Neyer, die der ausgezeichnete Psychologe nun von der Friedrich-Schiller-Universität Jena aus bearbeitet. Jena hat er nach Professuren in Vechta und Potsdam wegen des "sehr guten Rufes der Psychologie" und des "anregenden intellektuellen Klimas" ausgewählt. Hier will er nun eine Studie beenden, die sich mit Nähe und Entfernung - Distanzregulation nennen es Wissenschaftler - in Partnerschaften beschäftigt. Dazu werden Paare untersucht, die zusammen oder in getrennten Wohnungen leben. Anders als vermutet, gebe es wohl keine so großen Unterschiede zwischen Stadt und Land, nennt Neyer erste Ergebnisse, es liege wohl eher am Alter. Ab 40 wird die Partnerschaft mit getrenntem Wohnsitz eher bewusst als eigenständige Lebensform gewählt, deutet die Studie an. Die genauen Ursachen ermittelt das Team von Neyer noch.
Doch die Erforschung von Partnerschaften und Familienkonzepten sind nicht das einzige Thema, das der asketische Psychologe in Jena behandeln will. Er bereitet Forschungsprojekte zur optimaleren Gestaltung von Lebenswelten - vor allem, aber nicht nur für Ältere - vor und untersucht die Akzeptanz für neue Technologien. Gerade die Baby-Boomer-Generation, zu der der 48-Jährige selber gehört, schwanke zwischen Technologiebegeisterung und Vorbehalten, wie Bevormundung oder Überwachung. Bei vielen Themen lässt das Blut doch etliche Alternativen offen.
Kontakt:
Prof. Dr. Franz J. Neyer
Institut für Psychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Humboldtstr. 11, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945160
E-Mail: franz.neyer[at]uni-jena.de
Prof. Dr. Franz J. Neyer.
Foto: Peter Scheere/FSU
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German
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