Gabriele Wilz zur Professorin für Klinisch-Psychologische Intervention der Universität Jena ernannt
Jena (04.06.09) "Wer sind Sie?" "Was wollen Sie von mir?" - Fragen, die für Angehörige zu den schwersten gehören. Denn wenn sie vom eigenen Ehemann, der Mutter oder dem Kind nicht mehr erkannt werden, weil diese an Demenz erkrankt sind, dann bleibt die Frage: Wie gehe ich damit um? Wie kann ich das bewältigen?
"Wir versuchen in unseren Therapien den Angehörigen zu vermitteln, dass diese Verhaltensauffälligkeiten typisch für eine Demenzerkrankung sind", sagt Prof. Dr. Gabriele Wilz von der Universität Jena. Die frisch ernannte Professorin für Klinisch-Psychologische Intervention entwickelt Therapien für Angehörige von Demenzkranken, aber auch für Angehörige und Betroffene anderer chronischer Erkrankungen, beispielsweise Schmerz- und Schlaganfallerkrankungen. Doch die 42-jährige Neu-Jenaerin entwickelt und evaluiert diese Therapien nicht nur, sie wendet sie auch selber an. Dafür kommt ihr die gute Ausstattung der Jenaer Universität mit Ambulanzen zugute. Das war für die gebürtige Hanauerin neben dem exzellenten Ruf der Jenaer Psychologie und den guten Kooperationsmöglichkeiten mit den Psychologen und Medizinern der Grund, sich unter zwei Rufen für die Friedrich-Schiller-Universität zu entscheiden.
Hier will sie die "sehr interessierten und diskussionsfreudigen" Studierenden nicht nur in der Lehre "durch fallbezogene Gruppenarbeit" begeistern. Studierende werden auch früh in die Forschung und die Praxis der Therapie einbezogen. Dabei wendet sich die approbierte psychologische Psychotherapeutin vor allem Themen wie "Psychotherapie im Alter" zu, die noch vor gar nicht langer Zeit wenig berücksichtigt wurden. Insbesondere pflegende Angehörige von chronisch Erkrankten und depressive Patienten stellen die Zielgruppe ihrer wissenschaftlichen Arbeit dar. Dabei achtet Prof. Wilz auf die realen Rahmenbedingungen. So untersucht sie derzeit, wie eine telefonische Therapie für Angehörige von Demenzkranken wirkt. "Durch diese können auch Angehörige erreicht werden, die nicht mobil sind. Und außerdem stellt es ein sehr ökonomisches Vorgehen dar". Die ersten Ergebnisse sind positiv: Die Akzeptanz der wöchentlichen therapeutischen Telefonate, die nach der persönlichen Erstberatung folgen, sei bei den Pflegenden so groß, dass bisher noch niemand abgesprungen sei. Andererseits ist diese Therapieform "eine große Herausforderung für die Therapeuten", berichtet Prof. Wilz. Für dieses Projekt sucht sie in Thüringen und den angrenzenden Bundesländern weitere Teilnehmer.
Bereits seit ihrer Diplomarbeit und der Dissertation, die sie 1998 in Leipzig abgeschlossen hat, widmet sich Gabriele Wilz den Belastungen pflegender Angehöriger. "Mich interessieren die psychologischen Behandlungsmethoden", sagt die Psychologin, die 2008 an der TU Berlin über Interventionskonzepte für neurologisch Erkrankte habilitierte, hier leitete sie als Juniorprofessorin das Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologie.
In Jena will sie auch verstärkt erforschen, welche unterstützende Wirkung das Schreiben eines therapeutischen Tagebuchs auf die pflegenden Angehörigen, aber auch auf depressive Patienten hat. Die positiven Effekte des Tagebuchschreibens hatte Prof. Wilz bereits in ihrer Dissertation untersucht und dieses Thema bei Forschungsaufenthalten in Australien weiterverfolgt. "Das Tagebuch", ist die Jenaer Psychologin überzeugt, "hilft bei der Reflexion und kann therapeutische Interventionen unterstützen." Wie es genau wirkt und wie es in bestehende Therapien eingebunden werden kann, damit will sich Prof. Wilz nun verstärkt beschäftigen.
Kontakt:
Prof. Dr. Gabriele Wilz
Institut für Psychologie der Universität Jena
Humboldtstr. 11, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945170
E-Mail: gabriele.wilz[at]uni-jena.de
Prof. Dr. Gabriele Wilz.
Foto: Anne Günther/FSU
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Psychology
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