Medienmitteilung der Uni Bayreuth, Nr. 13/97, 19. Februar 1997
Versammlung entschied sich mit deutlicher Mehrheit fuer den einzigen Kandidaten
GEOGRAPHIEPROFESSOR DR. DR. H. C. HELMUT RUPPERT FUEHRT UNI BAYREUTH IN DAS NAECHSTE JAHRTAUSEND
Amtszeit beginnt am 1.10. - Mehr Teamgeist, Schnittstellenaktivitaeten, Zielueberpruefung
Bayreuth (UBT). Professor Dr. Dr. h. c. Helmut Ruppert wird die Universitaet Bayreuth in das naechste Jahrtausend fuehren. Der Lehrstuhlinhaber fuer Didaktik der Geographie wurde heute von der Versammlung mit deutlicher Mehrheit (28 Ja-, 7 Neinstimmen und eine Enthaltung) zum naechsten Praesidenten der Universitaet Bayreuth gewaehlt. Der 56jaehrige wird seine sechsjaehrigen Amtsgeschaefte zum 1. Oktober dieses Jahres aufnehmen. Er ist der dritte Praesident der Universitaet Bayreuth nach Dr. Klaus D. Wolff, dem Gruendungspraesidenten dieser Hochschule, die zum Wintersemester 1975/76 ihren Lehrbetrieb aufgenommen hatte, und nach dem amtierenden Praesidenten, dem Physiker Professor Dr. Helmut Buettner, der seinen Verzicht auf eine weitere Kandidatur erklaert hatte.
In einer kurzen Ansprache forderte Professor Ruppert die Mitglieder der Versammlung zur Mithilfe bei der Gestaltung seiner Amtszeit auf. Die Universitaet Bayreuth koenne sich in Deutschland sehen lassen, worauf man stolz sein und aufbauen koenne. Ausserdem wiederholte er stichwortartig die Ziele seiner Amtszeit, die er eine Woche zuvor bei einer oeffentlichen Informationsveranstaltung bereits dargelegt hatte.
Dort hatte der designierte Praesident mehr inneruniversitaeren Teamgeist, neue und wagemutige Aktivitaeten an Schnittstellen von Disziplinen sowie die staendige Ueberpruefung der vorher definierten Ziele gefordert. Groessere Autonomie und Eigenverantwortung, besonders in finanzieller Hinsicht komme auf die Universitaeten zu, was zur Konsequenz habe, dass mehr Wettbewerb und Profilbildung angeregt wuerden und die Effizienz der Hochschulen gesteigert werden muesse, etwa um ihre Wirtschaftlichkeit nachzuweisen - kurzum, mehr Flexibilitaet sei angesagt.
Wettbewerb und Profilbildung duerften allerdings nicht einseitig in Richtung Forschung gehen, hatte Professor Ruppert betont, sondern muesse auch und gerade in der Ausbildung umgesetzt werden. Denn dort gelte es, die
Absolventen nicht zu eng und am Arbeitsmarkt vorbei auszubilden, sondern ihnen durch zusaetzliche Angebote eine breitere Kompetenz mitzugeben. Grundvoraussetzung sei allerdings ein optimale Fachausbildung, bei der darauf geachtet werden muesse, dass sie zu zielorientierten beruflichen Positionen fuehre.
Dabei muessten den Studenten mehr Freiraeume fuer Kreativitaetentwicklung gegeben werden, hatte Ruppert gefordert. So sollten sie inhaltlich definierte Programme als Lernmodule in ihr Studium einbauen koennen, die ihnen zusaetzliche Kompetenz im Hinblick auf eine berufliche Positionierung einbraechten.
Als weiteren Vorschlag nannte er die Umsetzung des Studium Generale, um mit seiner Hilfe sich vorher definierte Kompetenzen in vier Semestern anzueignen.
Der Geographiedidaktiker sprach sich weiterhin dafuer aus, Studiengaenge mehr projektorientiert und damit faecheruebergreifend anzulegen und die fachspezifische Fremdsprachenkompetenz ebenso zu staerken wie in einigen Studienbereichen die interkulturellen Hintergruende. Er befuerwortete weiterhin, Studiendekane einzusetzen und die Studenten wieder als Kommilitonen, als Mitstreiter, anzusehen, die natuerlich kritische Fragen stellen duerften und muessten. Deswegen habe er auch kein Verstaendnis, wenn Sprechstunden der Professoren ausfielen, die mindestens an zwei Stunden in der Woche angeboten werden muessten. Professor Ruppert sagte voraus, die Lehrerfolge wuerden die zukuenftigen Kriterien fuer berufliche Chancen sein, weshalb es darauf ankommt, genau darauf zu achten, welches Image von der Hochschule gebildet werde.
Hinsichtlich der Forschung plaedierte der zukuenftige Praesident fuer eine Mindestgrundfinanzierung und fuer mehr Spielraum fuer faecheruebergreifende Aktivitaeten. So koenne er sich eine Anschubfinanzierung fuer solche Aktivitaeten gut vorstellen. "Die Universitaet lebt davon, dass sie etwas wagt", sagte Professor Ruppert. Zeige sich, dass man auf dem falschen Wege sei, dann muesse man das Projekt rechtzeitig abbrechen. Es muesse aber auch darauf geachtet werden, dass bestehende Forschung noch finanzierbar sei.
Insgesamt gelte es fuer die Universitaet, mittelfristig Ziele zu definieren, fuer diese Ziele Strukturen zu schaffen und dabei eine laufende Staerken-Schwaechenana-lyse nicht zu vergessen. "Wir muessen Staerken ausbauen, neue hinzufuegen, aber von Schwaechen muessen wir uns trennen". Dieses bedeute, es muesse eine staendige Aufspuerhaltung fuer neue Wege entwickelt werden und es muesse "ein Klima fruchtbarer Unruhe" eintreten.
Die Rolle als Praesident sah Professor Ruppert als die eines Moderators, der zuhoeren koennen muesse. Was das von der Bayerischen Staatsregierung vorgesehene Leistungsgremium, den Hochschulrat angehe, so koenne die dort vorgesehene externe Kompetenz sowohl von hervorragenden Wissenschaftlern kommen, die allerdings nicht in mehreren solcher Gremien sitzen duerften, wie auch von engagierten und kompetenten Persoenlichkeiten aus der Wirtschaft.
Der designierte Praesident forderte zudem ein verbessertes Betriebsklima, das die Leistungen der einzelnen Mitglieder anerkenne, foerdere und motiviere, sah eine verbesserte Oeffentlichkeitsarbeit ("Wir brauchen oefters einen Forschungsbericht, denn der zeigt die Leistungen unserer Arbeit und ist profilbildend") als notwendig an und meinte, man muesse jetzt daran gehen, die im Entstehen begriffene sechste Fakultaet fuer Angewandte Naturwissenschaften "jetzt und besser in die Universitaet integrieren, um ihre Akzeptanz zu verbessern".
Darueber hinaus muessten die internationalen Kontakte ausgebaut werden, was vor allen Dingen fuer die Nachbarlaender im Osten gelte und es muesse die regionale Rolle der Universitaet Bayreuth definiert werden "denn ich scheue mich zu sagen, dies ist eine regionale Uni, weil Universitaeten immer international sind, aber sie hat einen regionalen Auftrag.
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