Primäre Prävention des Zervixkarzinoms ist die beste Medizin
Berlin, 23. Juli 2009 - Konisationen, operative Eingriffe am Muttermund, verhindern zwar erfolgreich die Entstehung eines Gebärmutterhalskrebses aus deren Vorstufen, erhöhen aber das Risiko einer Zervixinsuffizienz und Frühgeburt. Hierzu hat die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) heute eine Stellungnahme zur HPV-Impfung veröffentlicht, die unter der Federführung von Professor Peter Hillemanns, Hannover, erarbeitet wurde: Gemeinsam mit dem Berufsverband der Frauenärzte (BVF) befürwortet die DGGG die primäre Präventionsmöglichkeit durch ein bundesweites, prophylaktisches Impfprogramm.
Human papilloma virus (HPV)-Infektionen lösen weltweit über die Hälfte der infektionsbedingten Krebserkrankungen bei Frauen aus.(1) Die Virustypen 16 und 18 verursachen dabei rund 70 Prozent aller Zervixkarzinome. Seit vor rund 35 Jahren ein Zusammenhang zwischen HP-Viren und Gebärmutterhalskrebs postuliert wurde, sank die Zahl inzidierter Zervixkarzinome. "Wir beobachten weniger Neuerkrankungen bei einem gleichzeitigen Anstieg präinvasiver Zervixtumoren, was auf ein vorbildliches Krebsscreening in Deutschland zurückzuführen ist. Trotzdem erkranken jährlich immer noch über 6.000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs", sagt DGGG-Präsident Professor Rolf Kreienberg, Ärztlicher Direktor an der Universitätsfrauenklinik Ulm.
Bei weitaus mehr Frauen diagnostizieren Ärzte die symptomlosen Krankheitsvorstufen - zervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN). Jedes Jahr werden deshalb rund 140.000 Konisationen durchgeführt. "Jeder einzelne operative Eingriff an der Gebärmutter erhöht deutlich das Risiko einer Zervixinsuffizienz und Frühgeburtlichkeit. Wir rufen deshalb dazu auf, die HPV-Impfung als nebenwirkungsärmere Alternative bundesweit zu etablieren", fordert der DGGG-Präsident.
Wirksamkeit von Impfstoffen besser als erwartet
Das Ziel der Phase-III randomisierten, doppelblinden, kontrollierten PApilloma TRIal against Cancer In young Adults (PATRICIA)-Studie an über 18.000 Patientinnen war in erster Linie, die Wirksamkeit einer HPV-16/18-Impfung nachzuweisen. Auf dem HPV-Kongress 2009 in Malmö stellten Wissenschaftler Studienergebnisse vor, die eine bessere Immunisierung als theoretisch angenommen zeigten: Die Wirksamkeit der Vaccine gegen HPV-16/18-assozierten CIN 2+ Krebsvorstufen betrug rund
93 Prozent. Mit einer Wirksamkeit von 54 Prozent zeigte sich sogar eine Kreuzprotektion gegen nahverwandte HPV-Typen wie HPV-31, 33 und 45. Insgesamt konnten etwa 70 Prozent aller hochgradigen CIN 2+ Krebsvorstufen durch die HPV-Impfung verhindert werden.(2)
Krebsvorsorgeuntersuchungen müssen Standard bleiben
Die Hochrisikotypen HPV 16 und 18 weisen eine deutliche höhere Persistenzrate auf und führen rund fünf Jahre früher zum Gebärmutterhalskrebs als andere Hochrisikotypen. "Seltenere HPV-Typen als HPV 16 und 18 dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Denn sie werden immerhin mit etwa 30 Prozent aller Zervixkarzinome assoziiert. Da es für sie noch keinen spezifischen Impfstoff gibt, ist die regelmäßige Krebsvorsorgeuntersuchung durch den Gynäkologen unerlässlich", warnt DGGG-Präsident Kreienberg.
Die Stellungnahme HPV-Impfung 2009 der DGGG und des BVF sowie weitere Informationen finden Sie auf der Homepage der DGGG: www.dggg.de.
Quellenangaben:
1 zur Hausen H: Papillomaviruses in the causation of human cancers - a brief historical account. Virology 2009; Feb 20;384(2):260-5.
2 Paavonen J, et al.: Efficacy of human papillomavirus (HPV)-16/18 AS04-adjuvanted vaccine against cervical infection and precancer caused by oncogenic HPV types (PATRICIA): final analysis of a double-blind, randomised study in young women. Lancet 2009; Jul 6; Epub ahead of print.
Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG)
Die DGGG fördert als wissenschaftliche Fachgesellschaft Forschung und Wissenschaft in der Frauenheilkunde und garantiert damit die ständige Erneuerung diagnostischer und therapeutischer Richtlinien und Empfehlungen. Sie befasst sich zudem mit der Qualitätssiche-rung, der Weiterbildung und der Fortbildung in der Frauenheilkunde. Dies dient der Sicherheit bei der gynäkologischen Beratung und Behandlung von Patientinnen.
Darüber hinaus vertritt die Fachgesellschaft die Interessen ihrer Mitglieder gegenüber den Gremien des Bundesministeriums für Gesundheit, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, der Bundesärztekammer sowie der Öffentlichkeit.
Alle zwei Jahre richtet die Gesellschaft den Deutschen Kongress für Gynäkologie und Geburtshilfe aus, auf dem Gynäkologen und Wissenschaftler neueste Erkenntnisse vorstellen und diskutieren. Der nächste Kongress findet vom 5. bis 8. Oktober 2010 in München statt (www.dggg-kongress.de).
http://www.dggg.de
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Medicine
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German
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