DFG fördert Forschergruppe zu "Gewaltgemeinschaften" mit zwei Millionen Euro - Wie funktioniert Gewalt in der Gruppe?
Von jugendlichen Gewalttätern in Großstädten über Milizen und Rebellen in den Krisengebieten der Welt bis hin zu Terroristen: Gewalt wird oft von Gruppen ausgeübt. In der Gemeinschaft Gleichgesinnter scheint die Hemmschwelle zur Gewaltanwendung zu sinken. Aber was hält solche Gruppen zusammen und welche Rolle spielt die Gewalt für sie? Dieser Frage widmet sich an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) die neue DFG-Forschergruppe "Gewaltgemeinschaften". Sprecher der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit zunächst rund zwei Millionen Euro für drei Jahre geförderten Gruppe ist Prof. Dr. Winfried Speitkamp vom Historischen Institut der JLU.
Den beteiligten Wissenschaftlern geht es vor allem um die geschichtliche Dimension: So untersuchen sie unter anderem, ob es Gewaltgemeinschaften schon immer gegeben hat und wie sie sich in einzelnen Epochen oder Kulturen unterscheiden. Warum sind einzelne Gewaltgemeinschaften, zum Beispiel Räuberbanden, zeitweise zum Mythos geworden? Das alles soll in neun Teilprojekten erforscht werden. Die Themen reichen von gotischen Kriegergruppen im Römischen Reich über mittelalterliche Fehdegruppen und frühneuzeitliche Söldner bis zu osteuropäischen und afrikanischen Gewaltgemeinschaften. Auch städtische Jugendgruppen und politische Kampfverbände des 20. Jahrhunderts kommen zur Sprache.
Das innovative Konzept verspricht neue Ergebnisse, die auch für das Verständnis von Gewaltgemeinschaften in der Gegenwart Bedeutung haben werden. Bisher hat die Forschung eher nach den Ursachen und den Folgen von Gewalt gefragt, aber die innere Dynamik von gewalttätigen Gruppen, den Zusammenhalt, die Funktionsweise, etwa die Rolle der Führer oder die Bedeutung einer eigenen "Moral" und Wertordnung, vernachlässigt. Danach aber muss man fragen, so eine These der Forschergruppe, wenn man verstehen will, warum immer wieder gewaltbereite Gruppen Angst und Schrecken verbreiten.
Neben den neun Projektleitern (den Gießener Historikern Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg, Prof. Dr. Horst Carl, Prof. Dr. Peter Haslinger, Prof. Dr. Markus Koller, Prof. Dr. Friedrich Lenger, Prof. Dr. Christine Reinle, Prof. Dr. Winfried Speitkamp und Prof. Dr. Hans-Ulrich Wiemer sowie dem Siegener Soziologen Prof. Dr. Trutz von Trotha) werden sich ab sofort zwölf wissenschaftliche Mitarbeiter an die Arbeit machen. Ihre Arbeitsergebnisse wollen die Mitglieder der Forschergruppe regelmäßig auch der interessierten Öffentlichkeit vorstellen. Auf einer eigenen Homepage, die in den nächsten Wochen eingerichtet wird, werden sie über ihre Arbeit berichten, und im kommenden Sommer, wenn die ersten Ergebnisse vorliegen, wird eine erste öffentliche Ringvorlesung stattfinden.
Kontakt:
Prof. Dr. Winfried Speitkamp, Historisches Institut
Otto-Behaghel-Straße 10 C, 35394 Gießen
Telefon: 0641 99-28162, Fax: 0641 99-28169
E-Mail: winfried.speitkamp@geschichte.uni-giessen.de
Sonja Dinter M.A. (wissenschaftliche Koordinatorin der Forschergruppe)
Otto-Behaghel-Straße 10 C, 35394 Gießen
Telefon: 0641 99-28164
E-Mail: sonja.dinter@geschichte.uni-giessen.de
Criteria of this press release:
History / archaeology, Social studies
transregional, national
Research projects
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).