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08/14/2009 09:08

Bologna-Prozess diskreditiert? Offener Brief an die Hamburger Wissenschaftssenatorin

Dr. Katharina Jeorgakopulos Presse und Kommunikation
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg

    Frau
    Dr. Herlind Gundelach

    Senatorin für Wissenschaft
    und Forschung

    Bologna-Prozess - Offener Brief an die Senatorin für Wissenschaft und Forschung der Freien und Hansestadt Hamburg

    Sehr geehrte Frau Senatorin,

    liebe Frau Gundelach,

    Ihre Äußerungen zum Thema Bachelor und Master, wie sie im Artikel von Florian Hanauer in der WELT vom 12.08.2009 wiedergegeben werden, haben mich (wie auch viele KollegInnen an der HAW Hamburg) so irritiert, dass ich Ihnen diesen Offenen Brief schreibe.

    Wir waren uns doch, so mein Eindruck, einig darin, dass der Bologna-Prozess erfolgreich ist und darum weitergeführt und natürlich auch weiterentwickelt werden soll. Auf dieser Basis jedenfalls erfolgte meine Unterschrift unter das Memorandum; hier war uns das gemeinsame Auftreten wichtiger als etwaige Besonderheiten der HAW Hamburg. Umso erstaunter war ich nun, dass Sie angekündigt haben, dass die Bachelor- und Master-Studiengänge "von Grund auf überarbeitet" werden sollen; davon kann an der HAW Hamburg überhaupt keine Rede sein. Wir betreiben derzeit bestenfalls ein Feintuning, um die letzten "Windwiderstände" zu glätten.

    Auch dass die Qualifizierung für Berufe verbessert werden müsse, trifft für die HAW Hamburg nicht zu. Zum Ersten waren diesbezüglich die Fachhochschulen und Hochschulen für angewandte Wissenschaften auf Grund ihrer großen Praxisnähe immer schon sehr gut aufgestellt. Zum Zweiten haben wir von vornherein die Weitsicht gehabt, die meisten unserer (insbesondere Ingenieur-)Bachelorstudiengänge mit einer Regelstudienzeit von sieben Semestern zu planen - dies war eine harte Diskussion mit Ihrem Vorgänger, der sechs Semester bevorzugt hätte. Und zum Dritten sind unsere Studienprogramme natürlich immer gemeinsam mit Partnern aus der Berufspraxis entwickelt worden.

    Woher Herr Hanauer die Einschätzung nimmt, dass der Bachelor-Abschluss bislang von der Wirtschaft wenig akzeptiert werde, vermag ich nicht zu sagen. Die Kampagnen "Bachelor welcome" der großen deutschen (und internationalen) Unternehmen sprechen eine deutlich andere Sprache. Ihrer Äußerung, dass mittelfristig auch der Bachelor zu einem berufsqualifizierenden Abschluss werden könne, muss ich deutlich widersprechen. An der HAW Hamburg wie auch an vielen anderen Hochschulen für angewandte Wissenschaften ist der Bachelor bereits heute berufsqualifizierend. Die Gründe dafür habe ich bereits oben ausgeführt.

    Dass die vom AStA-Vorsitzenden der Universität Hamburg getroffene Feststellung, der Bachelor-Abschluss sei ein Zwischenschritt auf dem Weg zum Master, gerade nicht der Intention des Bologna-Prozesses entspricht, wissen Sie ja so gut wie ich. Der Bachelor ist ein erster vollwertiger berufsbefähigender Hochschulabschluss.

    Und wirklich geschockt war ich, verehrte Frau Senatorin, über Ihre Feststellung, dass der Bachelor kein wissenschaftlicher Abschluss sei. Natürlich ist er das, und zwar weltweit. Ich würde Sie gerne zu uns an die HAW Hamburg einladen, damit wir Ihnen Abschlussarbeiten aus dem breiten Fächerspektrum unserer Hochschule vorstellen können, von der Logistik bis zur Fahrzeugtechnik, von der Sozialen Arbeit bis zur Biotechnologie, von der Informatik bis zum Internationalen Management, und auch den einen oder anderen künstlerischen Abschluss aus dem Department Design würden wir Ihnen gerne zeigen. Spätestens dann werden Sie einsehen, wie falsch Sie mit Ihrer Einschätzung liegen.

    Ich finde es schade, wenn die Umstellungsprobleme, die möglicherweise die eine oder andere Universität beim Bologna-Prozess hat, zu nicht nachzuvollziehenden Pauschalurteilen führen. Und unsere Bewerbungszahlen fürs kommende Wintersemester zeigen mit über 12.000 Bewerbungen auf gut 2.000 Studienplätze ein Allzeithoch. Die zukünftigen Studierenden sind also sehr interessiert an unseren Bachelor-Programmen.

    Mit herzlichen Grüßen

    Ihr
    Prof. Dr. Michael Stawicki


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    regional
    Science policy, Studies and teaching
    German


     

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