Berlin - Die Sicherung der Atemwege ist eine der ersten Aufgaben ein Notarztes, wenn er auf bewusstlose Patienten behandelt. Das ist selbst für erfahrene Notärzte schwierig und nicht immer möglich. Deshalb greifen sie vermehrt auf sogenannte supraglottische Atemwegshilfen zurück. Denn diese müssen nicht unter Sicht in die Luftröhre eingeführt werden. Auch weniger routinierte Helfer können sie anwenden. Doch auch supraglottische Atemwegshilfen haben in Notfallsituation nicht nur Vorteile: Es besteht das Risiko, dass Mageninhalt durch Erbrechen in Lunge gelangt. Über die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Atemwegshilfen in der Notfallmedizin, diskutieren Notärzte auf HAI 2009 in Berlin.
Die Atemwegssicherung und Beatmung von Notfallpatienten ist für jeden - vom Rettungsassistenten bis hin zum erfahrenen Notarzt - eine besondere Herausforderung. Der aktuell maßgebende Standard in der notfallmedizinischen Atemwegssicherung ist die endotracheale Intubation. Dabei wird der gesamte Rachenraum, also der Pharynx einschließlich des Kehlkopfes, der sogenannten Larynx, mittels eines Tubus, einem speziell geformten Plastikschlauches, überbrückt. Gleichzeitig wird über diesen Schlauch ein direkter Zugang zur Lunge ermöglicht. Da die Luftröhre mittels eines kleinen luftgefüllten Ballons, der sich am unteren Ende des Tubus befindet, abgedichtet ist, sind Oesophagus und Trachea, auf deutsch Speise- und Luftröhre, dadurch vollständig voneinander getrennt. Somit ist die Lunge vor Aspiration - dem Eindringen von Mageninhalt durch Erbrechen - geschützt. Im Gegensatz zur Routineversorgung in der Klinik sind Notfallpatienten immer als nicht nüchtern zu betrachten. "Das heißt, sie haben Speisereste im Magen und damit ein hohes Aspirationsrisiko. Gelangt Erbrochenes in die Luftröhre, führt dies häufig zu einer schweren Lungenentzündung und im schlimmsten Fall zu einem Lungenversagen", erklärt Oberfeldarzt Dr. med. Willi Schmidbauer vom Bundeswehrkrankenhaus in Berlin. Überdies sind die Bedingungen am Notfallort oft schwierig: Dazu gehört mitunter eine ungünstige Lagerung des Patienten, zum Beispiel im Straßengraben, mangelnde Beleuchtung des Unfallortes, aber auch Gesichtverletzungen, die eine herkömmliche Intubation nahezu unmöglich machen. "Nicht selten kommt es bei einer Intubation, wenn sie gelingt, zu einer Verletzung im Mund-Rachen-Raum oder gar der Stimmlippen. Ebenso besteht hierbei die Gefahr, dass Zähne verletzt oder gar ausgebrochen werden können", so Schmidbauer.
Diese Risiken bestehen bei supraglottische Atemwegshilfen, wie beispielsweise der Larynxmaske oder des Larynxtubus in deutlich geringerem Maße: Die Larynxmaske wird nur bis kurz über den Kehlkopf geschoben und dort mit einem aufblasbaren Luftwulst abgedichtet. Typische Komplikationen der Intubation wie Heiserkeit oder Verletzungen im Mund-Rachen -Bereich werden bei Verwendung der Larynxmaske weitgehend vermieden. "Diese Atemwegshilfen können ohne Sicht auf den Kehlkopf in den Rachen vorgeschoben werden. Die Technik ist einfach zu erlernen und gelingt auch häufig in schwierigen Situationen", sagt Schmidbauer.
Lange gab es Bedenken, da nicht bekannt war, in welchem Maße supraglottische Atemwegshilfen verhindern können, dass Erbrochenes in die Luftröhre gelangt. "Deshalb wurden diese Atemwegshilfen bei nicht nüchternen Patienten gemieden, da diese ein besonders hohes Aspirationsrisiko haben", berichtet Schmidbauer. Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass das Risiko gering ist und in Notfallsituationen kalkulierbar. Einige Atemwegshilfen enthielten überdies eine Sicherung, nämlich ein zusätzliches oesophageales Lumen: Das ist ein Schlauch, der in die Speiseröhre vorgeschoben wird und an deren Ende ein kleiner Ballon die Speiseröhre abdichtet. Insgesamt haben supraglottische Atemwegshilfen die Einsätze für uns Notärzte leichter und für die Patienten sicherer gemacht, fasst der Experte zusammen.
Terminhinweise
Vorab-Pressekonferenz
anlässlich des HAI 2009 - Hauptstadtkongress der DGAI für
Anästhesiologie und Intensivtherapie mit Pflegesymposium
Montag, den 7. September 2009, 11.00. bis 12.00 Uhr,
Tagungszentrum im Haus der Bundespressekonferenz,
Schiffbauerdamm 40, 10117 Berlin
Management des schwierigen Atemweges - Theoretische Einführung
Donnerstag, den 17. September 2009, 15.00 bis 16.30 Uhr,
HDL Haus des Lehrers, Alexanderplatz, Berlin
Management des schwierigen Atemweges - Hands-on-Training
Donnerstag, den 17. September 2009, 17.00 bis 19.00 Uhr,
Saal A 03 / 30, bcc Berliner Congress Center
Atemwegsmanagement: Larynxmaske statt Tubus?
Freitag, den 18. September 2009, 14.40 bis 16.45 Uhr,
Saal A 03, bcc Berliner Congress Center
Pressekontakt für Rückfragen:
DGAI Pressestelle
Silke Jakobi
Postfach 30 11 20
D-70451 Stuttgart
Telefon: 0711 89 31-163
Fax: 0711 89 31-167
E-Mail: jakobi@medizinkommunikation.org
Criteria of this press release:
Medicine
transregional, national
Scientific conferences, Transfer of Science or Research
German
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