Dr. Denis Nosnitsin, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Asien-Afrika-Instituts der Universität Hamburg, erhält rund 1,7 Mio. Euro vom europäischen Forschungsrat ERC (European Research Council). Die Förderung erfolgt im Rahmen der Europäischen Exzellenzinitiative "Starting Independent Research Grant". In diesem Programm können herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler Mittel für besonders vielversprechende Projekte in der Grundlagenforschung beantragen. Über 2.500 junge Forscherinnen und Forscher haben sich europaweit um eine Förderung beworben, davon 464 für den Bereich Sozial- und Geisteswissenschaften.
Mit den ERC-Mitteln wird Dr. Nosnitsin in den nächsten 5 Jahren mit einem internationalen Team von Nachwuchswissenschaftler/inne/n ein Projekt zur Erforschung und Erhaltung der christlichen Handschriftenkultur Äthiopiens bearbeiten.
Dazu der Vizepräsident für Forschung, Internationales und Informationsmanagement, Prof. Dr.-Ing. H.-Siegfried Stiehl:
"Der Erfolg eines unserer Nachwuchswissenschaftler in diesem wettbewerbsorientierten Verfahren freut mich sehr. Dass der von Dr. Nosnitsin beantragte Förderbetrag in voller Höhe bewilligt worden ist, belegt eindrücklich die Qualität des vorgelegten Konzeptes. Die Bewahrung und digitale Aufbereitung von Manuskripten ist ein wesentlicher Schwerpunkt unserer Asien-Afrika-Wissenschaften, der mit diesem Ergebnis weitere internationale Anerkennung erfährt. Ich gratuliere Dr. Denis Nosnitsin herzlich zu dieser großen Leistung und wünsche ihm viel Erfolg bei der Umsetzung seines Projektes."
Das Vorhaben befasst sich besonders mit äthiopischen Handschriften. Als im 4. Jahrhundert das Christentum in der Region des heutigen Äthiopiens/Eritrea (nördlicher Teil des äthiopischen Hochlandes) eingeführt und zum offiziellen Glauben des Reiches von Aksum erhoben wurde, begann die Geschichte der christlichen Literatur in Ge'ez (Altäthiopisch), einer der lokalen semitischen Sprachen. Seit jener Zeit blühte das lokale Schrifttum und wurde zum einmaligen Phänomen nicht nur im afrikanischen Kontext, sondern auch in der Kulturgeschichte der ganzen Welt. Das Projekt "Cultural Heritage of Christian Ethiopia: Salvation, Preservation and Research" beschäftigt sich mit der Digitalisierung und Erforschung der kirchlichen Bibliotheken in Äthiopien sowie mit der Katalogisierung der äthiopischen Handschriften. Obwohl das alte mittelalterliche Schrifttum Äthiopiens noch im 20. Jahrhundert eine lebendige Tradition war, wird das Erbe dieser Tradition heute vernachlässigt und durch verschiedene negative Faktoren bedroht. Erst ein Bruchteil der äthiopischen Handschriften ist bisher erfasst und untersucht worden; in den kommenden Jahren werden die handschriftlichen Sammlungen in Kirchen und Klöstern Äthiopiens der Modernisierung zum Opfer fallen und verschwinden. Dr. Nosnitsin plant, mit seinem Team über 1000 äthiopische Handschriften aus wichtigsten Sammlungen zu digitalisieren und zu bearbeiten; die Ausarbeitung von neuen Texten und Dokumenten soll zur Erforschung von Geschichte und Kultur Äthiopiens einen erheblichen Beitrag leisten.
Das Projekt schließt sich dem vielfältigen Kontext der Erforschung der orientalischen Handschriften an, der sich im Asien-Afrika-Institut im Rahmen von verschiedenen Projekten entwickelt: "Forschungsgruppe Manuskriptkulturen in Asien und Afrika"; "Comparative Oriental Manuscript Studies"; Studien über das äthiopische Schrifttum im Rahmen von Encyclopaedia Aethiopica; "Nepalese-German Manuscript Cataloguing Project"; "Eine vergleichende Studie nigerianischer Koranmanuskripte des 16. Jahrhunderts und moderner Kanembu-Varietäten - Sprachwandelprozesse anhand historisch-religiöser Quellen".
Dr. Denis Nosnitsin hat an der Orientalischen Fakultät der Staatlichen Universität Sankt Petersburg, 1990-96 ("Afrikanistik/Äthiopische Philologie") studiert und dort 2002 mit einem Thema zur äthiopischen mittelalterlichen Literatur promoviert. Seit 1999 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt "Encyclopaedia Aethiopica". In seiner Forschungstätigkeit befasst er sich mit semitischen Sprachen, Literaturen und mittelalterlicher Geschichte Äthiopiens/Eritreas. Seit 2004 unternimmt er regelmäßige Forschungsreisen in seinem Forschungsgebiet und besucht dort Handschriftensammlungen von Klöstern und Kirchen. Aus seiner Erfahrung durch Feldforschung sowie intensive historisch-philologische Untersuchungen zu verschiedenen Themen aus der mittelalterlichen Kultur der Region hat sich das Konzept seines Projektes herausgebildet.
Zu weiteren Informationen:
http://erc.europa.eu/index.cfm?fuseaction=page.display&topicID=26 , die Internet Seite von ERC (insbesondere "Press Releases" von 15 May 2008, 27 November 2008).
Für Rückfragen:
Dr. Denis Nosnitsin
Asien-Afrika Institut
Forschungsstelle Äthiopistik
Encyclopaedia Aethiopica
Tel.: 040-4 28 38-77 31
E-Mail: eae@uni-hamburg.de
Criteria of this press release:
Cultural sciences, History / archaeology, Language / literature
transregional, national
Contests / awards, Research projects
German
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