Hamburg - Bauchoperationen hinterlassen heute in vielen Fällen nur noch kleine Narben. Zwei neue Varianten versprechen sogar einen völlig narbenfreien Eingriff. Doch nicht alle Operationen lassen sich minimal invasiv, als Schlüssellochchirurgie, durchführen. Bei welchen Eingriffen die traditionelle Bauchchirurgie weiterhin die bessere Wahl ist, erläutert Professor Dr. med. Hans-Joachim Meyer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV), auf der Tagung Viszeralmedizin 2009.
Für die minimal invasive Chirurgie gibt es gute Argumente. "Das Zugangstrauma durch die Bauchdecke ist geringer, die Schmerzen nach der Operation vermindert, der Krankenhausaufenthalt kürzer und das kosmetische Ergebnis besser", meint Professor Meyer, Chefarzt am Städtischen Klinikum Solingen. So zeigen Untersuchungen beispielsweise Vorteile bei der Entfernung der Gallenblase oder der chirurgischen Behandlung des Sodbrennens. In anderen Bereichen, etwa bei der Blinddarmentfernung und bei Krebsoperationen, sind minimal invasive Eingriffe weiterhin umstritten. Gerade bei fortgeschrittenem Krebs habe die sichere Entfernung des Tumors Vorrang, erklärt Professor Meyer. Minimal invasive Operationen würden hier nur im Rahmen von Studien durchgeführt.
Dies gilt auch für die beiden neuesten Varianten: SPA-Chirurgie und NOTES. Bei SPA oder "Single Port Access" werden sämtliche Instrumente durch einen einzigen Zugang in die Bauchhöhle eingebracht. Da dies in der Regel der Bauchnabel ist, hinterlässt die Operation keine sichtbaren Spuren auf der Bauchdecke. Noch mehr trifft dies auf NOTES oder "Natural Orifice Transluminal Endoscopic Surgery" zu. Diese Operationen werden mit speziellen Endoskopen über Mund, Magen, Scheide oder Dickdarm durchgeführt. NOTES ist trotz vieler Fortschritte immer noch ein experimentelles Verfahren, das erst bei wenigen Patienten durchgeführt wurde. Langfristige Ergebnisse und Risiken sind bisher nicht bekannt. Wichtig ist, die Vor- und Nachteile der neuen Technologie von Anfang an zu begleiten und zu dokumentieren: Die DGAV hat deshalb für NOTES ein Register eingerichtet, das die Erfahrungen der Chirurgen sammelt. Die Ansprüche an die Qualität der Operation sind bei NOTES besonders hoch, denn das einzige Argument zugunsten dieses Verfahrens ist das bessere kosmetische Ergebnis.
Auch in Zukunft werden Chirurgen die konventionellen Operationen durchführen, sagt Professor Meyer voraus. Erlernen müssen diese auch Chirurgen, die sich auf die minimal invasive Chirurgie spezialisieren. Denn bei unvorhergesehenen Komplikationen müssen sie jederzeit in der Lage sein, die Operation mit konventionellen Mitteln zu Ende zu führen.
Terminhinweise:
Pressekonferenz
anlässlich der Tagung Viszeralmedizin 2009
Donnerstag, 1. Oktober 2009, von 13.30 bis 14.30 Uhr, CCH Hamburg
Vortragssitzung
Chirurgische Arbeitsgemeinschaft für OP- und Instrumententechnik (CAOP)
NOTES, Single Port Access: Welche Voraussetzungen sind nötig?
Donnerstag, 1. Oktober 2009, 8.30 bis 10.00 Uhr, Congress Center Hamburg
Vortragssitzung
Arbeitsgemeinschaft Minimal Invasive Chirurgie (CAMIC)
Schnittstelle MIC - NOS - NOTES
Donnerstag, 1. Oktober 2009, 10.30 bis 12.00 Uhr, Congress Center Hamburg
Vortragssitzung
NOTES - fortlaufender Bericht über das DGAV-Register
Donnerstag, 1. Oktober 2009, 17.00 bis 18.15 Uhr, Congress Center Hamburg
Kontakt für Journalisten:
Beate Schweizer
Pressestelle Viszeralmedizin 2009
Pf 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-295
Fax: 0711 8931-167
Schweizer@medizinkommunikation.org
http://www.dgvs.de; http://www.dgav.de
Criteria of this press release:
Medicine
transregional, national
Press events, Scientific conferences
German
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