idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
10/10/2009 09:10

Experten warnen Sportler: Kein Schmerzmittel vorab, nicht zu viel Wasser

Meike Drießen Pressestelle
Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS)

    Fast zwei Drittel der Läufer beim diesjährigen Bonn-Marathon hatten vor dem Start Schmerzmittel eingenommen, meistens aus pharmakologischer Sicht falsche Präparate oder falsche Dosen. Das ergab eine Umfrage unter 1.000 Marathoni durch Erlanger Forscher um Prof. Dr. Kay Brune, deren Ergebnisse beim Deutschen Schmerzkongress in Berlin vorgestellt wurden. Die Forscher warnen Sportler eindringlich vor solchem Leichtsinn: Studien zeigen, dass die Wirkstoffe die durch sportliche Anstrengung ohnehin verursachten Belastungen für Magen-Darm-Trakt, Niere und Kreislauf verstärken. Die Risiken seien unabsehbar.

    Die Spezialisten raten dazu, wenn überhaupt, erst nach der sportlichen Aktivität Schmerzmittel einzunehmen und mit bestehenden Schmerzen gar nicht erst zu starten.

    Leichtsinn unter Läufern

    Über 10.000 Läufer hatten dieses Jahr am Bonn-Marathon teilgenommen, die meisten Hobbysportler. Nur 11% der befragten 1.000 Hobbyläufer hatten sich vorab Laborwerte bestimmen lassen, und nur 5% hatten Rat beim Arzt oder Apotheker eingeholt. Doch besonders die flächendeckende Einnahme von Schmerzmitteln stimmt die Forscher nachdenklich: "Schmerzlindernde Arzneimittel werden bei intensiver sportlicher Belastung unkontrolliert und ohne ärztliche Beratung eingenommen", so Prof. Brune. "Daraus können erhebliche Gesundheitsprobleme entstehen."

    Häufig: Blut im Urin, Übelkeit, Erbrechen

    Die in Schmerzmitteln enthaltenen Wirkstoffe verstärken die durch sportliche Anstrengung ohnehin verursachten Belastungen für Magen-Darm-Trakt, Niere und Kreislauf zusätzlich. Leichte Symptome einer Schädigung, wie Blut im Urin, Übelkeit, Erbrechen und Teerstühle, treten daher mit großer Regelmäßigkeit auf. "Bedenklich ist, dass zahlreiche Teilnehmer nach Langstreckenläufen, Langstreckenradrennen und Langstreckenschwimmveranstaltungen unter akuten Störungen der Nierenfunktion und der Funktion des Magen-Darm-Traktes leiden", erklärt Prof. Brune. "Manche müssen unmittelbar nach der sportlichen Höchstleistung operiert werden und verlieren Teile der inneren Organe." Bei häufig wiederholter Anstrengung können die Blutverluste zur bekannten "Sportleranämie" führen. In welchem Umfang die Medikation ursächlich zum Auftreten von Herz-Kreislauf-Störungen bis hin zum Infarkt und Tod durch Arrhythmie führt, ist ungeklärt. Studien über die pathogenen Mechanismen, die zu solchen Zwischenfällen führen, wurden aufgrund einiger schwerer Zwischenfälle bei Ironman-, Marathon- und Ultramarathonläufen initiiert.

    Mit Schmerzen nicht starten

    "Besonders schlimm ist, dass viele Freizeitsportler bereits mit Schmerzen an den Start gehen, die Belastungen als gesundheitsfördernd betrachten und daher die Schmerzen und Schmerzmittel in Kauf nehmen", unterstreicht Prof. Brune. "Wer bereits vor Beginn der sportlichen Aktivität unter Muskel- und Gelenkschmerzen leidet, sollte überhaupt nicht starten." Die Spezialisten empfehlen darüber hinaus, - wenn unbedingt nötig - die richtigen Schmerzmittel (z. B. Ibuprofen, niedrig dosiert) nach der sportlichen Höchstleistung einzunehmen, wenn der Körper die Wasser- und Salzverluste wieder ausgeglichen hat. Dadurch würden Niere und Herz geschont. Das unnötige Trinken großer Mengen Mineralwasser während des Laufens erhöht die Gefährdung des Herz-Kreislauf-Systems. Weniger Wasser mit mehr Kochsalz (1g/l) wäre besser als Magnesiumtabletten in (normalem) Mineralwasser, da diese das Auftreten von Durchfällen begünstigen, ohne Krämpfe sicher zu verhindern.

    Ansprechpartner

    Prof. Dr. med. Dr. h.c. Kay Brune, Doerenkamp-Lehrstuhl für Innovationen im Tier- und Verbraucherschutz, Institut. f. Exp. u. Klin. Pharmakologie und Toxikologie, FAU Erlangen-Nürnberg, Tel. 09131/85-22292, brune@pharmakologie.uni-erlangen.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Medicine
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).