Von jenseits des Tellerrandes kam die Germanistin PD Dr. habil. Ute Jekosch ans Institut für Kommunikationsakustik (Leiter: Prof. Dr.-Ing. Jens Blauert, Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der RUB) und lieferte den Ingenieuren hervorragende neue Ideen. Nun erhielt sie für Ihre interdisziplinären Forschungen den Lothar-Cremer-Preis der Deutschen Gesellschaft für Akusti.
Bochum, 08.05.2001
Nr. 123
Geräusche und Sprachqualität analysieren ...
... mit Instrumenten aus der Semiotik
Lothar-Cremer-Preis für interdisziplinäre Arbeit
Von jenseits des Tellerrandes kam die Germanistin PD Dr. habil. Ute Jekosch ans Institut für Kommunikationsakustik (Leiter: Prof. Dr.-Ing. Jens Blauert, Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der RUB) und lieferte den Ingenieuren hervorragende neue Ideen: Sie wandte z. B. Modelle aus der Semiotik auf das technische Problem der "Product-Sound-Quality" an. Außerdem entwickelte sie einen Test zur Sprachtechnologie-Evaluation. Für ihre herausragende interdisziplinäre Arbeit wurde sie nun von der Deutschen Gesellschaft für Akustik (DEGA) mit dem Lothar-Cremer-Preis ausgezeichnet.
Assoziationen vereitelten Geräuschbeurteilung
Beim Design und der Beurteilung der Geräusche industrieller Produkte nutzen die Ingenieure seit einigen Jahren erfolgreich Methoden der Psychoakustik. Diese Wissenschaft geht davon aus, dass die Hörer die Geräuschquelle nicht kennen und das Geräusch somit unvoreingenommen beurteilen können. An ihre Grenze stoßen die Ingenieure dabei, wenn die Hörer den Geräuschen Bedeutungen zuordnen, die sie dann in deren Beurteilung miteinbeziehen. An dieser Stelle setzte Ute Jekosch an: Erstmalig übertrug sie aus den Kommunikationswissenschaften stammende semiotische Modelle auf das technische Problem. So hat sich etwa das Modell des semiotischen Dreiecks, das über das bei den Ingenieuren übliche Sender-Empfänger-Modell hinausgeht, inzwischen in ingenieurtechnischen Aufgaben bewährt. Mehrere Bochumer Dissertation haben schon entscheidend von dieser Neuerung profitiert.
Warum wir synthetische Sprache schlechter verstehen
Eine Besonderheit stellt auch ihre Habilitationsschrift dar, in der sie ein komplexes System von Komponenten und ihren Wechselbeziehungen vorstellt, die an der Entstehung von Sprachqualität beteiligt sind. Ihre Studie deckt z. B. auf, dass die Ähnlichkeit von Konsonanten, die vor einem Vokal stehen, in der natürlichen Sprache anders ist als in synthetischer Sprache. Damit wird auch zum ersten Mal messbar, warum das Verstehen synthetischer Sprache anders - meistens schwieriger - ist, als das der natürlichen Sprache: Die Schwierigkeiten beginnen bereits auf Lautebene. Nach einer Gewöhnungsphase fällt das Verstehen meist leichter.
Qualität zeigt sich in der Anwendung
Mit der Verständlichkeit von Lauten befasst sich Ute Jekosch schon seit längerer Zeit: Bereits 1992 entwickelte sie den CLID-Test. Dieses Verfahren zur Messung der Lautverstehbarkeit kann automatisiert betrieben werden. Die Testpersonen antworten in offener Antwortform. Dadurch, dass der Test die Auswertung nach Laut-Clustern getrennt erlaubt, liefert er Ergebnisse mit hohem diagnostischen Wert für die Qualitätsmessung von Sprachtechnochnologie. Die wichtigste Schlussfolgerung aus ihrer Arbeit ist, dass sich Qualität erst bei der Anwendung ereignet und auch erst dort messbar ist.
Weitere Informationen
PD Dr. Ute Jekosch, Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik, Institut für Kommunikationsakustik, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-22493, Fax: 0234/32-14165, Email: jekosch@ika.ruhr-uni-bochum.de
Ute Jekosch - als Germanistin bei den Elektrotechnikern erfolgreich
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Criteria of this press release:
Electrical engineering, Energy, Information technology, Language / literature, Media and communication sciences
transregional, national
Personnel announcements, Research results
German
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