Am 13. und 14. November 2009 veranstaltet die Kinder- und Jugendpsychiatrie des Tübinger Uniklinikums eine Fachtagung über Tarnen, Täuschen und Lügen. Von Gottvertrauen, Falschaussagen, Ehrlichkeit in der akustischen Kommunikation bei Tieren über die Glaubwürdigkeit der Medien bis zu kindlichen Lügen und dem Lügen vor Gericht spannt sich der Bogen des wissenschaftlichen Programms.
Wie viel Ehrlichkeit, Offenheit und Wahrheit vertragen wir? Wann scheint eine "Umschreibung" der Wahrheit nicht nur sinnvoll, sondern geradezu erforderlich, da womöglich die Wahrheit nicht ertragen werden kann, weil sie die Menschen depressiv oder panisch machen könnte? Ein spannendes Thema nicht nur für Kinder- und Jugendpsychiater, sondern auch für Psychologen, Pädagogen, Soziologen, Zoologen, Medienwissenschaftler und Theologen. Sie werden auf der Tagung der Frage nachgehen, wo Grenzüberschreitungen der Tarnung, Täuschung und Lüge vorliegen, die nicht nur bedenklich, sondern auch psychopathologisch auffällig und damit "zu behandeln" wären!
Prof. Gunther Klosinski, Ärztlicher Direktor an der universitären Tübinger Kinder- und Jugendpsychiatrie: "Die Fähigkeit zur Lüge und zur Täuschung ist unter entwicklungspsychologischen Aspekten ein Indikator für soziale Intelligenz, da sie unter anderem die Einsicht in motivationale Aspekte des Verhaltens und damit in psychologische Kausalität voraussetzt." "Zahlreiche Sprichworte", so der Experte, "verweisen auf Alltagswahrheiten, wie beispielsweise "der Ehrliche ist der Dumme" und "im Deutschen lügt man, wenn man höflich ist". Darüber hinaus ist Lüge und Täuschung nicht nur in der psychiatrischen-psychotherapeutischen Arbeit mit Patienten und Familien eine Gegebenheit, mit der zu rechnen ist. Auch zahlreiche Interessensgruppen in unserer Gesellschaft setzen geradezu auf Tarnen, Täuschen und Lügen, wie sich auch in zahlreichen Aspekten der Werbung zeigt."
Aspekte wie die Notwendigkeit, die Lust und die Bedrängnis zum Tarnen, Täuschen und Lügen, die Scham und das Verdrängen der "Täter" einerseits sowie die Betroffenheit, Wut und Verzweiflung der "Opfer" andererseits sollen bei der Fachtagung erörtert werden.
Die Vertreter der Medien sind dazu herzlich eingeladen.
Gerne vermitteln wir Ihnen auch im Vorfeld einen Gesprächspartner.
Programmablauf
Freitag, den 13. November 2009
13.30 - 13.50 Uhr Begrüßung: Gunther Klosinski
Eröffnung des Symposions
Prof. Stefanie Gropper, Prorektorin der Universität Tübingen
Prof. Dr. med. Ingo B. Autenrieth, Dekan der Medizinischen Fakultät Tübingen
Wissenschaftliches Programm
13.50 - 14.10 Uhr G. Klosinski, Tübingen
"Tarnen, Täuschen, Lügen: von der Lust und der Last, von Opfern und Tätern - Einführung ins Thema"
14.10 - 14.50 Uhr K.-J. Kuschel, Tübingen
"Er täusche mich, so viel er kann ..." (R. Descartes). Zum Risikocharakter des Grund- und Gottvertrauens
14.50 - 15.30 Uhr J. Perner, Salzburg
"Kindliche Lügen: Entwicklungspsychologische Aspekte"
16.00 - 16.40 Uhr M. Clauß, Tübingen
"Falschaussagen, Hintergründe und Folgen für Belastungszeugen"
16.40 - 17.20 Uhr H. Stoffels, Berlin
"False Memory-Syndrome: Eine Herausforderung für die Psychotherapie"
17.20 - 18.00 Uhr A. Retzer, Heidelberg
"Täuschen, Lügen und das Problem der Wahrheit in gelingender Kommunikation"
Samstag, den 14. November 2009
09.00 - 09.40 Uhr W. Felder, Bern
"Täuschungsformen und ihre Protagonisten in Trennungs- und Scheidungsfamilien"
09.40 - 10.20 Uhr M. Günter, Tübingen
"Narzisstische Selbsttäuschung, Lüge und Gewalt im Gewand der Rechtschaffenheit. Wie Kinder zu viel von ihren Eltern lernen"
10.20 - 11.00 Uhr M. Barth, Tübingen
"Tarnen, Täuschen und Lügen im stationären Setting der Kinder- und Jugendpsychiatrie"
11.30 - 12.10 Uhr N. Schneider, Tübingen
"Daily Soap: Gefahren für Jugendliche?"
12.10 - 12.50 Uhr M. Streicher, Tübingen
"Lügen vor Gericht"
14.00 - 14.40 Uhr H.-U. Schnitzler, Tübingen
"Ehrlichkeit in der akustischen Kommunikation bei Tieren"
14.40 - 15.20 Uhr H. Oßwald, Tübingen
"Was macht der Placeboeffekt im Gehirn?"
15.20 - 16.00 Uhr S. Trauzettel-Klosinski, Tübingen
"Ich seh' etwas, was du nicht siehst: Täuschungen bei der visuellen Wahrnehmung"
16.00 Uhr G. Klosinski, Tübingen
Schlusswort
* Tagungsort ist der Hörsaal des Theologicums (Liebermeisterstrasse 12,
72076 Tübingen), für Interessierte ist eine Anmeldung (Tagungsgebühr) erforderlich.
Ansprechpartner für nähere Informationen
Universitätsklinikum Tübingen
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Prof. Dr. med. Gunther Klosinski
Ärztlicher Direktor der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
Tel. 07071/29-8 22 92, Fax 07071/29-40 98
Gunther.Klosinski@med.uni-tuebingen.de
Criteria of this press release:
Medicine, Philosophy / ethics, Psychology, Social studies, Teaching / education
regional
Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
German
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