Wuppertal Institut legt breit diskutierten Vorschlag zum Kopenhagener Klimagipfel vor
Als Ergebnis eines intensiven Forschungs- und Diskussionsprozesses liegt nunmehr der Vorschlag des Wuppertal Instituts für den im Dezember in Kopenhagen stattfindenden Klimagipfel vor. Er umfasst weitreichende Lösungswege für ein effektives und gleichzeitig gerechtes Abkommen, das sowohl Industrie- als auch die sogenannten Entwicklungsländer stärker für den internationalen Klimaschutz in die Pflicht nimmt. Die wichtigsten Eckpunkte sind:
- Die Leitmarke sollte sein, die Weltmitteltemperatur nicht mehr als 2 °C ansteigen zu lassen - ein Ziel, das sich die EU und viele andere Länder gesetzt haben. Um es mit einer einigermaßen hohen Wahrscheinlichkeit erreichen zu können, sollten alle Länder bis 2050 die globalen Treibhausgasemissionen um 80 % gegenüber dem Stand von 1990 mindern. Übertragen auf die zu erwartende Weltbevölkerung von rund 9 Mrd. Menschen heißt das eine Tonne pro Kopf und Jahr. Diese Vorgabe sollte für alle Länder gleichermaßen gelten, unabhängig von ihrem derzeitigen zum Teil deutlich höheren Emissionsniveau. (Für Deutschland haben vor kurzem erst die Prognos AG, das Öko-Institut und Dr. Ziesing in einer umfassenden Studie dargestellt, dass Emissionsminderungen von 95 %, und damit sogar 0,9 Tonnen pro Kopf bis 2050 möglich und bezahlbar sind.) Um dieses Langfristziel zu erreichen, sollten sich die Industrieländer in Kopenhagen verpflichten, ihre Emissionen bis 2020 um mindestens 40 % zu reduzieren. Drei Viertel davon, also mindestens 30%, sollten sie auf ihrem eigenen Territorium erbringen. Das verbleibende Viertel könnte bei Bedarf über die Emissionshandelsmechanismen des Kyoto-Protokolls erbracht werden.
- Zusätzlich sollten flankierende Ziele zur Senkung des globalen Energieverbrauchs und zum Ausbau der Erneuerbaren Energien gesetzt werden, um dem Transformationsprozess die ausreichende Richtungssicherheit zu geben.
- Kurzfristig sollte ferner ein globales Investitionsprogramm aufgelegt werden, um den sogenannten Entwicklungsländern eine emissionsarme und klimawandel-resistente Entwicklung zu ermöglichen. Hier sollten die Industrieländer auf Grund ihrer historischen Verantwortung für das Klimaproblem und ihrer sehr viel höheren wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit im Rahmen eines umfassenden Kooperationsmechanismus eine adäquate Finanzierungsverpflichtung übernehmen. Sie sollte äquivalent zu den Kosten einer weiteren 20%igen Reduktion ihrer Emissionen bis 2020 bemessen sein. Vorzugsweise sollten die Gelder aus der Versteigerung von Emissionszertifikaten kommen, entweder auf internationaler Ebene oder in nationalen Systemen wie dem EU-Emissionshandel.
- Als ihren Beitrag sollten insbesondere die größeren der so genannten Entwicklungsländer umfassende Strategien für eine emissionsarme Entwicklung aufstellen und zuverlässig umsetzen. Auch die Industrieländer sollten ihrerseits offen legen, wie sie ihre nationalen und internationalen Verpflichtungen umsetzen wollen.
- Des Weiteren sollten alle Länder Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels entwickeln. Im Sinne der Kompensation für verursachte Schäden wären auch hier die Industrieländer in der Pflicht, die Entwicklungsländer umfassend zu unterstützen.
"Die erforderliche Finanzierung ist keine reine Hilfeleistung oder ein Almosen, sondern hier geht es um die gerechte Verteilung gemeinsamer Verantwortung für ein gemeinsames Problem", betont Projektleiter Wolfgang Sterk. Ihm und seinem interdisziplinären Forschungsteam kommt es darauf an, deutlich zu machen, dass die ambitionierten Ziele nur mit einem stabilen Finanzierungssystem und international transparenten Umsetzungsschritten auch erreicht werden können.
Bereits Ende Mai hatte die Autorengruppe einen ersten Entwurf vorgelegt, der auf der Homepage des Wuppertal Instituts veröffentlicht und u.a. auf Veranstaltungen breit diskutiert wurde. So bei einem Workshop mit Journalisten und bei den Klimaverhandlungen in Bonn im Juni. Der Vorschlag stand auch im Mittelpunkt eines Symposiums mit Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker und Prof. Klaus Töpfer als Redner und Gästen aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Darüber hinaus wurde der Text von eingeladenen externen Experten einem Review unterzogen. In einem intensiven Forschungs- und Diskussionsprozess wurden die vielfältigen Anregungen aufgegriffen und zu dem nun vorliegenden Papier verdichtet, dass das Forschungsteam auf dem Weg nach Kopenhagen im Gepäck haben wird.
"Das Wuppertal Institut hat mit diesem Papier mehr als eine Vision formuliert", darauf weist sein amtierender Leiter, Vizepräsident Prof. Manfred Fischedick hin. "Seit seinem Bestehen hat es als politikberatendes Institut die internationalen Klimaverhandlungen aktiv begleitet. Angesichts neuer internationaler politischer Konstellationen und dramatischen Warnungen aus der Klimaforschung ist der Handlungsdruck für die internationale Gemeinschaft aber unglaublich hoch. Wir sind jedoch überzeugt", so Fischedick, "dass das Ruder noch herumgerissen werden kann und mit dem Vorschlag ein gangbarer, effektiver und gerechter Weg aufgezeigt wird."
Ansprechpartner: Wolfgang Sterk
Tel.: +49(0)202-2492-149
Email: wolfgang.sterk@wupperinst.org
Pressemitteilung des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie
ViSdP: Dr. Manfred Fischedick, Vizepräsident
Kontakt: Öffentlichkeitsarbeit, Dorle Riechert
Tel. +49 (0)202 2492-180, Fax +49 (0)202 2492-108
E-Mail: pr@wupperinst.org
http://www.wupperinst.org/info/entwd/index.html?beitrag_id=1211&bid=42&s...=
Criteria of this press release:
Energy, Geosciences, Oceanology / climate, Politics, Traffic / transport
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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