Was kann sich aus einer Lage - künstlerisch, ökonomisch und gesellschaftlich - entwickeln, in der sich Pop-Musik einerseits zu Tode gesiegt zu haben scheint und andererseits produktiver ist denn je? Über diese Frage diskutiert der bekannte Theoretiker und Kritiker der populären Kultur Diedrich Diederichsen mit Gästen in der Vortrags- und Diskussionsreihe "KWI mit Gästen - Dialoge über Zeit- und Streitfragen" im Dezember 2009 in Essen. Die Reihe "KWI mit Gästen" wird vom Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI) und dem Schauspiel Essen veranstaltet.
Pop-Musik ist einerseits in unzählige Nischenkulturen zerfallen, die ihr hohes Niveau oder tiefes Einverständnis nur um den Preis hermetischer Abgeschiedenheit halten können, oder sie ist restlos in den zeitgenössischen Massenkulturen aufgegangen. Diese haben von ihren Attraktionsformen und ihrer Direktheit viel übernommen, bevor sie eine Pop-Musik, die sich nicht mehr durch spezifische Tonträger, Musikobjekte und Klangefetische unterscheiden konnte, absorbiert haben: in Eventkultur, Erlebnisgastronomie und Ekstasetourismus.
Prof. Diedrich Diederichsen lehrt Theorie, Praxis und Vermittlung von Gegenwartskunst an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Er veröffentlichte zuletzt: Eigenblutdoping. Selbstverwertung, Künstlerromantik, Partizipation (Köln, 2008), Über Mehrwert (der Kunst) (Rotterdam, 2008) und Kritik des Auges. Texte zur Kunst (Hamburg, 2008).
Gäste:
Prof. Dr. Christoph Jacke, Pop-Musikwissenschaftler, Universität Paderborn
Florian Cramer, Kunstwissenschaftler und Germanist, Piet Zwart Institute der Willem de Kooning Academy, Rotterdam
Dr. Brigitte Weingart, Germanistin und Kulturwissenschaftlerin, Universität Bonn
Moderation: Prof. Dr. Claus Leggewie, Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI)
Datum: 1., 2., 15. und 16. Dezember 2009, 20 Uhr
Ort: Café Central und Heldenbar im Grillo-Theater, Theaterplatz 11, 45127 Essen
Die Veranstaltungen sind öffentlich. Der Eintritt ist frei.
TERMINE
1. Dezember 2009 (Café Central im Grillo Theater)
Pop-Musik am Ende ihrer Epoche - Eine Ästhetik sozialer Integration und Desintegration!
Eröffnungsvortrag von Diedrich Diederichsen
Pop-Musik besteht aus verschiedenen Künsten, Medien und sozialen Praktiken, darunter Tonaufzeichnungen, massenmedial verbreitete Bilder und je neue Formen sozialer Ereignisse. Die Zusammensetzung ihrer Bestandteile zu einem sinnvollen Ganzen ist das Ergebnis von Rezipientenaktivität. Unter digitalen Bedingungen verändert sich dies massiv: Haben die Initiation und das Aussteigen - wichtigste soziale Bilder der Pop-Musik - noch eine Überlebenschance?
2. Dezember 2009 (Heldenbar im Grillo Theater)
Die Autonomisierung des Angewandten: Diedrich Diederichsen diskutiert mit Christoph Jacke
In der Geschichte der Pop-Musik ist es immer wieder zu Phänomenen der Autonomisierung gekommen: Techniken, Traditionen, Gewohnheiten, die in einem funktionalen Zusammenhang standen, werden von dieser Funktion getrennt und selbstbezüglich. Im klassischen Fall betrifft das die Musik selbst, die dann künstlerisch wird - was aber wenn sich das auf die anderen Bestandteile des Pop-Musik-Komplexes - wie Performances, Posen, Dress Codes, Looks, Körperpolitik, Videos, Graphik-Design etc. - bezieht?
15. Dezember 2009 (Café Central im Grillo Theater)
Verknüpfung, Markt, Medien: Diedrich Diederichsen diskutiert mit Florian Cramer
Pop-Musik ist eine Verknüpfungskultur. Ihre Elemente - Frisuren, Looks, Körpersprachen, Attitudes, Posen, Rhythmen, Sounds, öffentliche Ereignisse, private Projektionsräume - fügen die Fans in ihrer Lebenszeit selber zusammen. Wie verändert sich diese Konstellation, wenn Pop- Musik primär als Dateien zirkuliert?
16. Dezember 2009 (Heldenbar im Grillo Theater)
Starschnitte und Soundfetische: Diedrich Diederichsen diskutiert mit Brigitte Weingart
Bilder in der Pop-Musik, beispielsweise auf Covers, Plakaten und in Bühneninszenierungen, sagen: So will ich sein, den/die will ich haben, da möchte ich hin. Wie sind diese Wunschbilder mit den Klangebenen von Stimmen und Soundeffekten verbunden?
Kontakt:
Magdalena Schaeffer, Pressesprecherin, Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI),
Tel. 0201 7204 -152, magdalena.schaeffer@kwi-nrw.de.
Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter
http://www.kulturwissenschaften.de/home/kwimitgaesten.html
http://www.theater-essen.de
Über das Kulturwissenschaftliche Institut Essen (KWI):
Das Kulturwissenschaftliche Institut Essen (KWI) ist das Forschungskolleg der Universitätsallianz Metropole Ruhr (UAMR), zu der sich die Universitäten Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen zusammengeschlossen haben. Seine Aufgabe ist die Förderung hervorragender interdisziplinärer Forschung in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften mit regionalen, nationalen und internationalen Partnern. Das KWI erforscht die Grundlagen der modernen Kultur praxisnah und mit Blick auf aktuelle relevante gesellschaftliche Fragen. Derzeit stehen die Themenfelder kollektive Erinnerung, kulturelle Vielfalt der Weltgesellschaft, soziale Verantwortung und kulturelle Aspekte des Klimawandels im Mittelpunkt. Mit seinen Veranstaltungen sucht das KWI den Dialog mit einer breiteren Öffentlichkeit, es unterhält enge Partnerschaften mit Kultureinrichtungen und Medien.
Criteria of this press release:
Cultural sciences, Language / literature, Media and communication sciences, Music / theatre
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).