Psychologe der Universität Jena erhält heute (23.11.) den Deutschen Studienpreis der Körber-Stiftung
Jena (23.11.09) Unzählige Bewerbungen und noch immer keine Arbeitsstelle in Aussicht - besonders Menschen in wirtschaftlich schwachen Regionen kennen diese frustrierende Situation. "Unter solchen Voraussetzungen nützen auch massenhafte Bewerbungen oft wenig", sagt Dr. Martin Tomasik von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Engagement zahle sich eben nicht immer und überall aus, so der Psychologe weiter. In seiner Dissertation an der Universität Jena hat er untersucht, unter welchen Gesichtspunkten sich sogar gezieltes Disengagement viel eher lohnt. Für seine Arbeit wird ihm heute (23.11.) um 19 Uhr der Deutsche Studienpreis der Körber-Stiftung in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften verliehen.
Damit gehört Tomasik zu insgesamt zehn Wissenschaftlern, die für ihre exzellenten Dissertationen mit besonders gesellschaftlicher Bedeutung ausgezeichnet werden. Neben den Preisen für die drei Erstplatzierten wird Bundespräsident Norbert Lammert sieben weitere Forscher, darunter Martin Tomasik, mit einem zweiten Preis auszeichnen. Über den mit 3.000 Euro dotierten Preis freut sich der 31-jährige Familienvater ganz besonders, weil seine Arbeit die Jury als einer von insgesamt rund 500 eingereichten Beiträgen überzeugen konnte.
Für seine Dissertation befragte der Jenaer Psychologe Tomasik 800 Personen zu ihrem Umgang mit neuen Herausforderungen und ihrer Lebenszufriedenheit. Die Ergebnisse setzte der Wissenschaftler mit statistischen Angaben wie der regionalen Arbeitslosenquote und dem Schulabrecheranteil in Beziehung. Insgesamt hat Tomasik, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sonderforschungsbereich "Gesellschaftliche Entwicklungen nach dem Systemumbruch" tätig ist, 80 Landkreise in den alten und neuen Bundesländern miteinander verglichen. Sein Ergebnis: Menschen in wirtschaftlich schwachen und wenig familienfreundlichen Regionen sind tatsächlich zufriedener, wenn sie unerreichbare Ziele gar nicht erst verfolgen. "Das schützt den Einzelnen vor den negativen Konsequenzen des andauernden Misserfolges und setzt Kräfte und Ressourcen frei, die an anderer Stelle sinnvoller investiert werden können", erläutert Martin Tomasik. So wäre zum Beispiel mehr Zeit dafür, sich im Vereinsleben, in einem Ehrenamt oder in der Kirchengemeinde zu engagieren, ergänzt der Jenaer Psychologe.
"Die Menschen vor Ort wissen offenbar am besten, wo sich Engagement lohnt oder auch nicht", so Tomasik. "Dieses Potential muss eine moderne Sozialpolitik nutzen, anstatt Unerreichbares zu fördern und fordern."
Kontakt:
Dr. Martin Tomasik
Institut für Psychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Sonderforschungsbereich 580
Bachstr. 18, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945062
E-Mail: martin.tomasik[at]uni-jena.de
Der Preisträger Dr. Martin Tomasik von der Universität Jena.
Foto: David Ausserhofer
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Criteria of this press release:
Politics, Psychology
transregional, national
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German
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