idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
11/25/2009 19:00

Rettungsringe für den Golfstrom?- Klimawandel liefert vermehrt salzreiches Wasser aus dem Indischen Ozean -

Dr. Andreas Villwock Pressestelle
Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, Kiel

    Das Golfstromsystem ist bekannt für seinen Beitrag zum milden Klima Nordeuropas. Seit geraumer Zeit befürchten Ozeanographen und Klimaforscher, dass seine Stärke durch den Klimawandel allmählich abnehmen könnte. Unerwartete Hilfe liefern möglicherweise die Meeresströmungen südlich von Afrika: Wissenschaftler vom Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) und der Universität Kapstadt haben entdeckt, dass der Agulhasstrom mehr salzreiches Wasser in den Atlantik transportiert. Dieses könnte dazu beitragen, das Golfstromsystem zu stabilisieren. Die Studie erscheint am 26. November in der Fachzeitschrift Nature.

    Der Agulhasstrom - wie der Golfstrom - eine der stärksten Strömungen im Weltozean, fließt im Indischen Ozean entlang der südafrikanischen Küste. Südwestlich von Kapstadt vollzieht er eine abrupte Kehrtwende zurück in den Indischen Ozean. Dabei schnüren sich alle 3 bis 4 Monate mächtige Wirbel von mehreren 100 km Durchmesser, die Agulhasringe, vom Hauptstrom ab. Diese bringen warmes und salzreiches Wasser aus dem Indischen Ozean in den Atlantik.

    "Es klingt ein wenig abenteuerlich, dass Strömungen um Südafrika einen Einfluss auf unsere Breiten haben sollen", gibt der Hauptautor der Studie, Dr. Arne Biastoch vom IFM-GEOMAR, zu. "Es ist aber seit langem bekannt, dass der Agulhasstrom eine Schlüsselrolle für den Nachschub salzreichen Wassers in den Atlantik darstellt", so Biastoch weiter. "Durch die Analyse von Beobachtungsdaten und Computermodellen haben wir gezeigt, dass sich dieser Prozess als Teil des Klimawandels im südlichen Ozean verstärkt hat", erläutert Co-Autor Prof. Claus Böning vom IFM-GEOMAR. Warum ist das so? Normalerweise begrenzen die westlichen Winde im südlichen Ozean den Wasseraustausch zwischen dem Indischen Ozean und dem Atlantik. Durch Verlagerung der Westwinde nach Süden hat sich jedoch in den letzten Jahrzehnten der Korridor für einströmendes Wassers südlich von Afrika verbreitert. Dieser Trend könnte sich in Folge des Klimawandels in Zukunft noch verstärken.

    Das zusätzlich in den Atlantik eingebrachte Salz findet mit den vorherrschenden Strömungen schließlich seinen Weg in den hohen Norden und könnte damit das Golfstromsystem stabilisieren. Der ständige Salznachschub von Süden wirkt im nördlichen Nordatlantik den sich verstärkenden Niederschlägen und der Eisschmelze entgegen. Ob die Änderungen im Agulhasstrom das Potenzial haben, die befürchtete starke "Aussüßung" im Nordatlantik komplett zu neutralisieren, ist allerdings noch offen. Genauere Aufschlüsse dazu sollen weitere Computersimulationen liefern. Diese erfordern noch detailliertere Modelle, welche die Feinstrukturen der Meeresströmungen darzustellen vermögen. Selbst die jüngste Generation von Supercomputern an der Universität Kiel und nationalen Höchstleistungsrechenzentren wie in Berlin, Hamburg oder Stuttgart benötigen allerdings mehrere Monate für die Simulation von nur einigen Jahrzehnten mit derartigen Modellen.

    Originalarbeit:
    Biastoch, A., C.W. Böning, F.U. Schwarzkopf und J.R.E. Lutjeharms, 2009: Increase in Agulhas leakage due to poleward shift of Southern Hemisphere westerlies. Nature, 462 (7272), doi:10.1038/nature08519.

    Ansprechpartner:
    Dr. Arne Biastoch, Tel. 0431 - 600 4013, abiastoch@ifm-geomar.de
    Dr. Andreas Villwock (Öffentlichkeitsarbeit), Tel. 0431 - 600 2802, avillwock@ifm-geomar.de


    Images

    Temperaturen und Strömungen in 450 m Tiefe des hochauflösenden Kieler Computermodells (Momentanaufnahme). Der Agulhasstrom fließt entlang der südafrikanischen Küste. Südwestlich von Kapstadt vollzieht er eine abrupte Kehrtwende zurück in den Indischen Ozean. Dabei schnürt er Wirbel ("Agulhasringe") ab, die warmes und salzreiches Wasser in den Atlantik transportieren.
    Temperaturen und Strömungen in 450 m Tiefe des hochauflösenden Kieler Computermodells (Momentanaufna ...
    Source: A. Biastoch, IFM-GEOMAR


    Criteria of this press release:
    Environment / ecology, Oceanology / climate
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Temperaturen und Strömungen in 450 m Tiefe des hochauflösenden Kieler Computermodells (Momentanaufnahme). Der Agulhasstrom fließt entlang der südafrikanischen Küste. Südwestlich von Kapstadt vollzieht er eine abrupte Kehrtwende zurück in den Indischen Ozean. Dabei schnürt er Wirbel ("Agulhasringe") ab, die warmes und salzreiches Wasser in den Atlantik transportieren.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).