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05/21/2001 10:32

Kinderunfälle im Krefelder Straßenverkehr reduziert

Davina Magiera Pressestelle
ZEUS GmbH, Zentrum für angewandte Psychologie, Umwelt- und Sozialforschung

    ZEUS GmbH & RUB-Lehrstuhl für Verkehrswesen entwickelten im Auftrag der Stiftung für Kriminalprävention, Münster, ein erfolgreiches Konzept zur Reduzierung von Kinderunfällen in Krefeld. Diese Form der angewandten, interdisziplinären Unfallforschung von Umweltpsychologen und Verkehrsingenieuren stellt in Deutschland bisher eine Ausnahme dar.

    Bereits ein gutes Jahr nach Beginn der Umsetzung des Handlungsrahmenkonzepts zur Reduzierung von Kinderunfällen im Straßenverkehr ging die Zahl der Kinderunfälle auf den geringsten Wert seit Beginn der statistischen Erfassung (1953) zurück.

    Die Stadt Krefeld befand sich seit Jahren auf einem der letzten drei Ränge im landesweiten Vergleich der Kinderunfälle im Straßenverkehr in Nordrhein-Westfalen. Trotz Bemühungen von Polizei und Stadtverwaltung konnten die Kinderunfallzahlen bis 1997 nicht entscheidend gesenkt werden. Aus diesem Grund beauftragte die Stiftung für Kriminalprävention (Münster) die ZEUS GmbH (Zentrum für angewandte Psychologie, Umwelt- und Sozialforschung) und den Lehrstuhl für Verkehrswesen an der Ruhr-Universität Bochum mit einem interdisziplinären Forschungsprojekt. Durch eine umfassende Bestandsaufnahme in Form einer koordinierten verkehrstechnischen und psychologischen Vorgehensweise sollten die Ursachen der Verkehrsunfälle mit Kinderbeteiligung (die Unfälle ausgenommen, bei denen Kinder als Mitfahrer im Auto beteiligt sind) in Krefeld untersucht und anschließend ein praxisnahes Maßnahmenkonzept entwickelt werden, das Lösungswege aufzeigt.

    Es zeigte sich eine Kumulation von Risikomerkmalen, die sich sowohl in spezifischen Unfällen ausdrückt, als auch in bestimmten Stadtteilen der Stadt festzumachen ist. Als wesentliche Einflussfaktoren wurden überhöhte bzw. unangepasste Geschwindigkeit, Sichtbehinderungen durch parkende Autos im Bereich Innenstadt, fehlende Querungshilfen auf den Hauptstraßen sowie fehlende Verkehrserziehung und Radfahrtrainings für Kinder an weiterführenden Schulen identifiziert.

    Im Mai 1999 wurde der Stadt Krefeld ein maßgeschneidertes Handlungsrahmenkonzept zur Reduzierung von Kinderverkehrsunfällen vorgelegt, das zielgruppenspezifische Präventionsvorschläge enthält.

    Ein Teil der darin vorgeschlagenen Maßnahmen wurde noch im selben Jahr umgesetzt. Wissenschaftliche Begleitforschung durch die ZEUS GmbH und den Lehrstuhl für Verkehrswesen der Ruhr-Universität Bochum im Auftrag der Stiftung für Kriminalprävention, Münster, sollte feststellen, ob sich der erhoffte Erfolg einstellt und ob dieser auf die durchgeführten Maßnahmen zurückzuführen ist.

    Anfang Mai 2001 wurden dem "Arbeitskreis Kinderunfälle" der Stadt Krefeld, der für die konkrete Planung und Umsetzung der Maßnahmen verantwortlich ist, die Ergebnisse der Wirkungsanalyse für das Jahr 2000 vorgestellt:

    Im Jahr 2000 wurde die Kinderunfallzahl gegenüber dem Analysezeitraum (1994-1998) um 23,5% gesenkt. Das ist mit 119 Unfällen (ohne Insassenunfälle) die niedrigste Anzahl von Kinderunfällen im Straßenverkehr Krefelds seit Beginn der statistischen Erfassung (1953). Gegenüber dem Vorjahr ist die Anzahl um 17,9% gesunken. Damit ist die Reduktion in Krefeld deutlich höher ausgeprägt als der allgemeine Landestrend Nordrhein-Westfalens für das Jahr 2000, der bei einem Rückgang von 9,5% liegt.

    Im gesamten Projektzeitraum verlief die Berichterstattung in den Medien unter dem Slogan "Krefelder FAIRKEHR" und hatte somit für die Bürgerinnen und Bürger Krefelds einen Wiedererkennungseffekt. Im ersten Halbjahr der Kampagne waren sowohl die Anzahl der Berichte in den Medien als auch der Rückgang der Unfälle größer als im zweiten Halbjahr, so dass eine positive Wirkung der Öffentlichkeitsarbeit unterstellt, wenn auch nicht kausal nachgewiesen werden kann.

    Besonders gute Erfolge erzielte die strikte Umsetzung der im Handlungsrahmenkonzept vorgeschlagenen Maßnahme "Geschwindigkeitsüberwachung" im Straßenverkehr. Fußgängerunfälle von Kindern, bei denen erhöhte bzw. unangepasste Geschwindigkeit der Kraftfahrzeuge einen wesentlichen Einfluss haben, wurden um 53% gegenüber dem Analysezeitraum gesenkt.

    An zweiter Stelle der Erfolgsstatistik steht die Reduktion von Fahrradunfällen mit einem Rückgang von 20,6% gegenüber dem Zeitraum vor Umsetzung der Maßnahmen. Eine "Sorgengruppe" bezogen auf Radunfälle stellen nach wie vor ältere Kinder, die bereits eine weiterführende Schule besuchen, dar. Die für weiterführende Schulen vorgeschlagenen Maßnahmen (insbesondere Fahrradtrainings), die auf ältere Kinder abzielen, wurden bisher wenig umgesetzt. Die Umsetzung von Maßnahmen für diese Zielgruppe steht noch am Anfang, so dass hier noch ein erhebliches Potenzial für einen weiteren Rückgang der Unfallzahlen besteht.

    Insgesamt aber hat sich gezeigt, dass das von der ZEUS GmbH und dem Lehrstuhl für Verkehrswesen entwickelte Handlungsrahmenkonzept erfolgreich ist. Werden zielgruppenspezifische Maßnahmen umgesetzt, zeigt sich für diese Zielgruppen ein Rückgang der Unfallzahlen.

    Die Stiftung für Kriminalprävention hat sich aufgrund der positiven Ergebnisse entschlossen, durch die ZEUS GmbH und den Lehrstuhl für Verkehrswesen der Ruhr-Universität Bochum für zwei weitere nordrheinwestfälische Städte spezifische Lösungswege entwickeln zu lassen.

    Weitere Informationen:
    ZEUS GmbH, Zentrum für angewandte Psychologie, Umwelt- und Sozialforschung
    Dipl.-Psych. Sebastian Poschadel
    Tel.: 0234/709923-38
    poschadel@zeusgmbh.de


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    Criteria of this press release:
    Psychology, Traffic / transport
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

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