Ein neues Verbundforschungsvorhaben der Universitäts-Hautklinik Greifswald und des Biotechnologieunternehmens Miltenyi Biotec GmbH soll neue Therapiemöglichkeiten für Menschen mit schweren chronischen und blasenbildenden Hauterkrankungen erschließen.
Der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, Jürgen Seidel, hat heute dem Geschäftsführer der Miltenyi Biotec GmbH, Stefan Miltenyi, und dem Direktor der Greifswalder Universitäts-Hautklinik, Prof. Michael Jünger, einen Förderbescheid in Höhe von 2,45 Millionen Euro überreicht. Das Projektvolumen beträgt insgesamt 4,1 Millionen Euro.
"Forschungs- und Entwicklungsvorhaben aus dem Bereich der Biotechnologie und Biomedizintechnik machen mit 46,7 Prozent den Hauptanteil der neuen Forschungs- und Technologieförderung aus", betonte Seidel. Weitere Anträge kommen schwerpunktmäßig unter anderem aus der Informations- und Kommunikationstechnik mit 27 Prozent und dem Maschinenbau mit 7,4 Prozent. Für die EU- Förderperiode von 2007 bis 2013 stehen rund 155 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und dem Europäischen Sozialfonds (ESF) für Forschung, Entwicklung und Innovation zur Verfügung. Im Zeitraum von 2007 bis 2009 wurden in der Technologie- und Forschungsförderung insgesamt 362 Projekte mit einem Zuschuss von 52,9 Millionen Euro und einem Projektvolumen von 93,5 Millionen Euro unterstützt. Davon wurden 110 Anträge von Verbundforschungsvorhaben mit insgesamt 31,6 Millionen Euro gefördert.
"Von entscheidender Bedeutung ist, dass das Potenzial und bereits vorhandenes Know-how der Universitäten, Forschungseinrichtungen und Firmen auch im Land bleibt. Hier liegt der Schlüssel, um wettbewerbsfähig zu bleiben und im Ergebnis auch zu mehr wissensbasierten Arbeitsplätze im Land zu kommen. Mit unserer Neuausrichtung der Verbundforschung geben wir die dafür nötigen Anreize, Forschung und Entwicklung im Praxisverbund mit kleinen und mittelständischen Firmen in Mecklenburg-Vorpommern durchzuführen. Hierfür werden wir auch weiter aktiv im Land werben", so Seidel weiter.
"Insgesamt registrieren wir eine stärkere Beteiligung der Hochschulen im Land an Forschungs- und Entwicklungsprojekten. Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass sich in den letzten drei Jahren gegenüber dem gesamten Zeitraum der vergangenen Förderperiode das Projektvolumen der Hochschulen und Forschungseinrichtungen vervielfacht hat", unterstrich der Wirtschaftsminister. Von 2000 bis 2006 wurden 3,32 Millionen Euro an Hochschulen für gemeinsame Projekte mit Unternehmen ausgereicht; von 2007 bis 2009 schon 14,51 Millionen Euro (Uni Rostock 11,44 Millionen Euro, Uni Greifswald 1,58 Millionen Euro, Hochschule Wismar 1,49 Millionen Euro). "Das ist ein großer Erfolg. Die Hochschulen und Forschungseinrichtungen haben ihre Verantwortung für die Entwicklung der regionalen Wirtschaft erkannt und angenommen", sagte Seidel weiter.
Das Biotechnologieunternehmen Miltenyi Biotec GmbH will weiter wachsen und in die Zukunft investieren; auch am Standort Teterow. Dabei spielt das Verbundforschungsprojekt mit der Universitäts-Hautklinik Greifswald eine bedeutende Rolle. Gemeinsam werden neue Therapiemöglichkeiten bei autoimmunologisch verursachten blasenbildenden sowie bei allergisch bedingten Hauterkrankungen erforscht und klinisch getestet.
Die Aufgabe der Miltenyi Biotec GmbH besteht im Rahmen des Projekts darin, so genannte "Fängermoleküle" für Adsorber zu entwickeln, die selektiv nur die als schädlich identifizierten Blutbestandteile aus dem Blutplasma von Patienten entfernen. Der Neuheitscharakter der Adsorber besteht darin, dass ausschließlich das krankheitsverursachende Protein aus dem Blutplasma entfernt wird. Herkömmliche "Breitband-Adsorber" isolieren sowohl krankheitsverursachende als auch nicht krankheitsverursachende Antikörper, was gerade bei Patienten, deren Haut aufgrund der Erkrankung die normale Schutzfunktion nicht mehr ausüben kann, zu Folgeinfektionen und lebensbedrohlichen Situationen führen kann.
Schonende Adsorbertechnik für Patienten mit schweren Hauterkrankungen
Bei der Gruppe der blasenbildenden Hauterkrankungen richtet der Körper sein Abwehrsystem gegen sich selbst (Autoimmun-Reaktion). Mit den Mechanismen, die sonst der Bekämpfung körperfremder Stoffe wie beispielsweise Bakterien dienen, werden nun die eigenen Zellen angegriffen. Dabei werden Eiweiße gebildet, die Antikörper. Diese Antikörper erkennen bestimmte Zellen und führen zu deren Zerstörung. Die bisher übliche medikamentöse Behandlung löst oftmals unerwünschte Begleiterscheinungen und Nebenwirkungen aus, die weitere gesundheitliche Störungen zur Folge haben. "Es besteht ein Bedarf an spezifischen Adsorbern, um selektiv die krankheitserregenden Antikörper wirksam und schonend aus dem Blut des Patienten zu entfernen", beschrieb der Projektleiter und Direktor der Universitäts-Hautklinik, Prof. Michael Jünger, den Zielansatz. Der Anteil der Universitäts-Hautklinik liegt darin, in den Laboren die Strukturen der krankmachenden Eiweiße möglichst genau zu charakterisieren. Dazu werden von den Patienten Haut-, Gewebe- und Blutproben entnommen und analysiert. Auf der Basis der Untersuchungen und isolierten Proteine entwickelt der Projektpartner in Teterow die Adsorbersäulen mit den "Fängermolekülen", die nur die schädlichen Bestandteile aus dem Blut fischen sollen.
Der neue Adsorber wird vor allem bei Patienten mit lebensbedrohlichen blasenbildenden Hauterkrankungen wie Pemphigus vulgaris und dem bullösen Pemphigoid zur Anwendung kommen. Während die Pemphigus vulgaris, auch Blasensucht genannt, sehr selten auftritt, nimmt die Anzahl der Betroffenen ab dem 60. Lebensjahr bei dem bullösen Pemphigoid stärker zu. Die Erkrankungen sind sehr schmerzhaft und erinnern in schweren Fällen an das Aussehen von Verbrennungsopfern. Die Blasen platzen leicht, bluten und führen zu nässenden oder krustig bedeckten Hautveränderungen. An offenen Stellen ist das Risiko bakterieller Infektionen gegeben.
Ein weiteres Anwendungsgebiet betrifft schwere Formen von Neurodermitis. Etwa 3,5 bis 5 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter den stark juckenden und entzündlichen Hautekzemen. Beschwerdefreie Zeiträume werden unterbrochen durch Krankheitsausbrüche verschiedener Schweregrade, die die Lebensqualität der Patienten erheblich einschränken. Auch für diese Hauterkrankung soll ein spezieller Adsorber entwickelt und erprobt werden. "Unser Interesse liegt klar darin, ein im Vergleich zu bisherigen Therapien schonenderes Verfahren zu entwickeln, das Mitursachen der Hautkrankheiten beseitigt, so dass mit Risiken behaftete Arzneimittel seltener notwendig sind", erklärte Jünger.
Zukunftsinvestitionen am Standort Teterow
Die Entwicklung, Herstellung, Qualitätssicherung, Freigabe und der Versand der neuen Adsorber sollen am Standort Teterow erfolgen. Die Miltenyi Biotec GmbH erschließt damit neue Anwendungsfelder auf dem Gebiet der medizinischen Biotechnologie. Insgesamt werden elf neue hochwertige Arbeitsplätze geschaffen, wobei dieser Bereich perspektivisch weiter ausgebaut werden soll. "Das Projekt ist ein wesentlicher Grundstein für die Stärkung des Standortes Teterow", erklärte der Geschäftsführer der Miltenyi Biotec GmbH, Stefan Miltenyi. Teterow ist mit gegenwärtig 170 Mitarbeitern die zweitgrößte Firmenniederlassung im Unternehmensverbund nach dem Hauptsitz in Bergisch Gladbach. "Wir wollen weiter investieren und wachsen. Im kommenden Jahr sind Erweiterungsinvestitionen in Laborflächen, Produktionskapazitäten und neue Maschinen in Höhe von 14 Millionen Euro geplant", kündigte der Miltenyi-Geschäftsführer an. Bisher wurden 56,4 Millionen Euro in Teterow investiert.
"Die Biotechnologie gilt als krisenfester Innovationsmotor für mehr Wachstum und Beschäftigung. Die Miltenyi Biotec GmbH ist dafür das beste Beispiel", hob Wirtschaftminister Jürgen Seidel hervor. Das Projekt leiste einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung des Technologiestandortes Teterow und damit auch Mecklenburg-Vorpommerns.
Miltenyi Biotec GmbH
Die weltweit erfolgreiche Miltenyi Biotec GmbH ist ein Biotechnologieunternehmen mit Hauptsitz in Bergisch Gladbach. Die Firma wurde 1989 gegründet und ist heute eines der ältesten sowie größten deutschen Unternehmen der Biotechnologie-Branche (http://www.miltenyibiotec.com). Das Unternehmen mit über 1.100 Mitarbeitern - davon mehr als 825 in Deutschland - ist in achtzehn Ländern präsent und erwirtschaftete 2008 einen Umsatz in Höhe von 98 Millionen Euro.
Das Kerngeschäft der Miltenyi Biotec GmbH ist die magnetische Zellsortierung und -analyse (MACS-Technologie), die weltweit eingesetzt wird, beispielsweise bei der Erforschung von Krankheiten wie Krebs, Aids und Autoimmunerkrankungen sowie im Zusammenhang mit Knochenmarktransplantationen. Auf diesem Gebiet ist Miltenyi Biotec Marktführer. Seit Oktober 2002 hat das Unternehmen eine Produktionsstätte in Teterow für die Adsorbertechnologie sowie die Herstellung von Biochemikalien und pharmazeutischen Produkten.
Kontakt
Universitätsklinikum Greifswald
Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten
Direktor: Prof. Dr. Michael Jünger
Sauerbruchstraße/Neubau
17475 Greifswald
T +49 3834 86-67 70
E dermatologie@uni-greifswald.de
http://www.klinikum.uni-greifswald.de
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Foto: Miltenyi
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Eine hochmoderne Produktionsstätte für Biologika und Pharmazeutika: Die Miltenyi-Biotec-Niederlassun ...
Foto: Miltenyi
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Criteria of this press release:
Biology, Chemistry, Economics / business administration, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Research projects
German
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