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05/28/2001 09:21

Ringvorlesung: Bildung wieder auf den Begriff gebracht

Ole Lünnemann Referat Hochschulkommunikation
Universität Dortmund

    Bildung ist seit jeher umstritten. Über Bildung wird heute wieder öffentlich diskutiert. Bildung ist nicht nur ein Grundbegriff der Erziehungswissenschaft, sondern auch ein Forschungsfeld vieler wissenschaftlicher Disziplinen. Mit der interdisziplinären Ringvorlesung "Wie ist Bildung möglich?" ist das Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft und Berufspädagogik (IAB) an der Universität Dortmund dabei, aktuelle Zugänge zum Bildungsbegriff aufzuzeigen und neue Forschungsergebnisse verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen zu präsentieren.

    Die Reihe der Vorlesungen hat am 25. April 2001 Prof. Dr. Andreas von Prondczynsky (Universität Flensburg) mit dem Vortrag "Bildungstheorie - Bildungskritik - Bildungsforschung: Zum Wandel der Bildungssemantik" eröffnet. Ausgehend von Wilhelm von Humboldts Bildungstheorie zeigte er, dass der Bildungsbegriff bereits im 19. Jahrhundert inhaltlich unterschiedlich definiert wurde. Bildungstheoretische Überlegungen trennten sich zunehmend von der wissenschaftlichen Erforschung der Realität der Bildungsinstitutionen ab.

    Bildungsforscher verwarfen den Bildungsbegriff

    Selbst die radikale Kritik der Bildungsinstitutionen und der "Halbbildung" durch Friedrich Nietzsche und Theodor W. Adorno basierte dabei noch immer letztlich auf einem Ideal von Bildung. Die seit 1960 in der Bundesrepublik sich etablierende "Bildungsforschung", die weitgehend mit Methoden der empirischen Sozialforschung arbeitete, hat dagegen - trotz ihres Namens - den Bildungsbegriff verworfen. Stattdessen bestimmten psychologische und soziologische Begriffe wie Lernen, Identität, Sozialisation und Qualifikation die Diskussion.

    Heute sieht von Prondczynsky neue Bestrebungen einer "bildungstheoretischen Bildungsforschung". Exemplarische Beispiele für sie gaben die folgenden Vorträge am 2. und 9. Mai:

    Prof. Dr. Hans-Christoph Koller (Universität Hamburg) verdeutlichte in seinem Vortrag "Der klassische Bildungsbegriff und seine Bedeutung für die Bildungsforschung" am Beispiel des biografischen Interviews einer Migrantin die Fruchtbarkeit einer neu aktualisierten Bildungstheorie für die Analyse von Bildungsprozessen in der postmodernen Gesellschaft.

    Grenzen der Fremdheit bleiben

    Prof. Dr. Alfred Schäfer (Universität Halle-Wittenberg) ging in seinem Vortrag "Bildende Fremdheit" auf bildungsethnologische Forschungen in Afrika ein. Dabei zeigte er, dass Einsicht in das Anderssein von Bildungsprozessen notwendig ist und Grenzen der Fremdheit aus bildungsphilosophischer Sicht nicht
    überschritten werden sollten.

    Gegenstand des Vortrags "Die Bildung der Gemeinschaft. Szene-Leben zwischen Spaß-Verpflichtung und Moral-Verführung" von Prof. Dr. Ronald Hitzler (Universität Dortmund) waren am 16. Mai die Techno-, die Hiphop- und die Gothic-Szene. Sie sind Beispiele für eine Kultur, die zur Zerstreuung verführt. Einer Pflicht zur Bildung ist sie entgegengesetzt, die normative Erwartung bestimmter Kenntnisse wird nicht erfüllt. Jedoch entwickeln auch diese Szenen eine je spezifische Moral. Wer sie sich aneignet, hat Zugang zur Szene-Gemeinschaft. Und umgekehrt bildet die Szene auf diese Weise auch ihre Mitglieder.

    Das Programm der nächsten Wochen

    Die weiteren öffentlichen Vorträge, die jeweils von 16 bis 18 Uhr in Raum 3.425 des Hauses Emil-Figge-Str. 50 auf dem Campus Nord der Universität Dortmund stattfinden:
    - 23. Mai - Prof. Dr. Hans-Günter Rolff (Universität Dortmund): Schulentwicklung - Begrenzung und Ermöglichung von Bildung.
    - 28. Mai - Prof. Dr. Andreas Gruschka (Universität Frankfurt a.M.): Bildung - eine überholte Kategorie der Kritik? (aus-nahmsweise: Raum 4.407).
    - 6. Juni - Prof. Dr. York-Gothart Mix (Universität München): Die Schulen der Nation. Bildungskritik in der Literatur der Moderne.
    - 13. Juni - Prof. Dr. Peter Lundgreen (Universität Bielefeld): Wie war Bildung möglich? Zum Verhältnis von Bildung und Bürger-tum seit dem 18. Jahrhundert.
    - 20. Juni - Prof. Dr. Sigrid Metz-Göckel (Universität Dortmund): Welche Bildung und für wen? Bildungsexpansion und die Korrekturen von sozialstruktureller und geschlechtlicher Ungleichheit.
    - 27. Juni - PD Dr. Werner Schreiber (Hochschule Vechta): Gebildete Bildungsverweigerer. Zur Brauchbarkeit des Bildungs-begriffes in der Arbeit mit schwieriger Klientel.
    - 4. Juli - Prof. Dr. H.-Elmar Tenorth (Humboldt-Universität zu Berlin): Bildungstechnologie - mehr als ein Oxymoron?
    - 11. Juli - Prof. Dr. Annette Scheunpflug (Universität Gießen): Bildung in einer natürlich determinierten Welt. Über biowissenschaftliche Voraussetzungen von Bildung.
    - 18. Juli - Prof. Dr. Winfried Marotzki (Universität Magdeburg): Bildung in virtuellen Welten.


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    Criteria of this press release:
    Social studies, Teaching / education
    regional
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences, Studies and teaching
    German


     

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