Im Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum, wurde ein Herzkatheter-Eingriff an einem nur fünf Tage alten und sehr kleinen Neugeborenen erfolgreich durchgeführt. Das Baby mit dem Namen Franziska wog bei seiner Geburt nur 1.720 Gramm. Weltweit wurden bisher weniger als 50 Katheterverfahren dieser Art an einem so kleinen Kind vorgenommen.
Die kleine Franziska kam am 6. Januar 2010 gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Henrike in Paderborn zur Welt. Bei Franziska stellten die Ärzte eine komplizierte Fehlbildung am Herzen fest. Sie wurde daher umgehend in die Klinik für angeborene Herzfehler/Kinderkardiologie unter der Leitung von Prof. Dr. Deniz Kececioglu in das HDZ NRW nach Bad Oeynhausen verlegt.
"Wir diagnostizierten eine selten vorkommende, angeborene Herzgefäßerkrankung, die mit einem vollständigen Verschluss der Ausflussbahn der rechten Herzkammer zur Lunge einhergeht", erläutert Prof. Kececioglu. "Da die Lungenschlagaderklappe nicht angelegt ist, bezeichnet man diese Fehlbildung als Pulmonalklappenatresie." Die rechte Herzkammer sei zudem deutlich unterentwickelt gewesen, sie war nur halb so groß wie normal, durch den Verschluss der Lungenschlagaderklappe sei zu wenig Blut in die Herzkammer geflossen.
Während die Ursachen für diesen angeborenen Herzfehler gänzlich unbekannt sind, stehen zur Behandlung der betroffenen Kinder etablierte Therapien mit Medikamenten zur Verfügung. Eine möglichst frühe Operation oder ein Herzkathetereingriff werden jedoch in den meisten Fällen empfohlen. Bei Franziska entschieden sich die Bad Oeynhausener Herzspezialisten trotz der geringen Größe der Patientin für das schonendere Herzkatheterverfahren, das Oberarzt Privatdozent Dr. Nikolaus Haas am 11. Januar 2010 durchführte.
Obwohl Herzkathetermaterial eigentlich erst für Säuglinge ab drei Kilogramm Gewicht zur Verfügung steht, gelang es Dr. Haas, die unterentwickelte Klappe des nur walnußgroßen Babyherzens mit Spezialgeräten zu eröffnen und damit für den notwendigen Blutdurchfluss zu sorgen. Danach wurde der winzige Herzklappenring mit einem Ballonkatheter auf einen Durchmesser von sechs Millimetern geweitet. Derartige Eingriffe sind bislang bei Kindern dieser Größe weltweit in weniger als 50 Fällen durchgeführt worden und werden nur von hochspezialisierten Zentren angeboten.
"Nach dem erfolgreichen Eingriff erhielt Franziska eine medikamentöse Behandlung zur Unterstützung der Herz-Lungenfunktion", beschreibt Haas die anschließende Therapie. Der Leiter des Bad Oeynhausener Kinder-Herzkatheterlabors wartete danach weitere acht Wochen, bis das kleine Mädchen an Gewicht und Größe zugenommen hatte. Dann dehnte er die inzwischen größer gewordene Herzklappe während eines zweiten Eingriffs in dieser Woche noch einmal nach.
"Insgesamt sind die Herzkathetereingriffe mit einem so guten Ergebnis verlaufen, dass Franziska aller Voraussicht nach ihr weiteres Leben ohne eine weitere Herzoperation, wahrscheinlich auch ohne weiteres Katheterverfahren verbringen kann", bestätigt Chefarzt Prof. Dr. Deniz Kececioglu. An der von ihm geleiteten Klinik für angeborene Herzfehler/Kinderkardiologie am HDZ NRW, einer Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum, werden jährlich über 500 Herzkathetereingriffe an Kindern und Jugendlichen durchgeführt. Fast 7.000 Patienten pro Jahr werden hier in der kinderkardiologischen Ambulanz untersucht.
Auch Franziska wird zur Nachuntersuchung nach Bad Oeynhausen zurückkehren. Ihre Mutter Reinhild Knoop hat die ersten Lebenswochen gemeinsam mit ihr und ihrer Schwester Henrike auf der Kinderstation verbracht. In der Klinik durfte sie ihre Tochter jetzt ein letztes Mal in die Arme schließen. Sie wurde nämlich vor wenigen Tagen nach Hause entlassen.
Millimeterarbeit: Der kleine Katheter wird zunächst bis zum Herzklappenring vorgeschoben. Dann wird ...
(Foto: Armin Kühn).
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Alle strahlen, Franziska schläft: (v.l.n.r.) Privatdozent Dr. Nikolaus Haas, Reinhild Knoop, Prof. D ...
(Foto: Armin Kühn).
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