500. Knochenmarktransplantation an der Kinderklinik des Universitätsklinikums Jena durchgeführt
Jena. Felix (Name geändert) wäre im letzten Jahr sicher überall lieber gewesen als in der Klinik, sogar in der Schule. Doch eine Leukämieerkrankung fesselte den 12-Jährigen ans Bett in der Kinderkrebsstation des Universitätsklinikums Jena (UKJ). Krankenhauszimmer, Untersuchungen, Ärzte und Schwestern statt Toben und Spielen mit Gleichaltrigen bestimmten den Alltag des kleinen Jungen - bis zur Knochenmarktransplantation im vergangenen Jahr. Die übertragenen Zellen eines fremden Spenders wuchsen hervorragend an. Nach Monaten auf der Jenaer Transplantationsstation und kaum Kontakt nach außen ist Felix jetzt wieder zu Hause, kann draußen spielen und in die Schule gehen. "Jetzt können wir sogar mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass bei Felix der Krebs nicht wiederkommen wird", freut sich Prof. Dr. James Beck, Direktor der Kinderklinik am Universitätsklinikum Jena. Felix war der 500. Patient, bei dem Ärzte der Kinderklinik eine Knochenmarksübertragung vornahmen, und so sein Leben retteten.
Das ist nur eines der inzwischen vielen Kinderschicksale, die sich seit 1980 in der Jenaer Universitäts-Kinderklinik zum Guten gewendet haben - dank der damals noch zu DDR-Zeiten zuerst in Jena eingeführten Knochenmarkstransplantation bei krebskranken Kindern. Was mit jährlich ein bis zwei Behandlungen mit noch sehr unsicherem Ausgang begann, wurde über die vielen Jahre bis heute an der Jenaer Klinik mit derzeit etwa 25 Transplantationen im Jahr zu einer sehr gut etablierten Behandlungsmethode mit guten Heilungschancen weiterentwickelt.
"Die Verfahren der Knochenmarktransplantation haben sich stetig verbessert", erklärt der Leukämiespezialist Beck. "Wir haben heute eine Vielzahl von Möglichkeiten, unseren kleinen Patienten zu helfen - auch bei Fällen, die vor wenigen Jahren aussichtslos waren." Nicht nur, weil es mit 13 Millionen typisierter Spender weltweit ein gutes Spenderangebot gibt und für 4 von 5 Patienten ein geeigneter Spender gefunden werden kann. "Die Therapien wurden weiterentwickelt, so dass jetzt beispielsweise immer häufiger auch Eltern für ihre Kinder spenden können", beschreibt Prof. Beck die Verbesserungen.
Seit dem Dienstantritt von Prof. Beck vor etwa zwei Jahren setzen die Jenaer auch ein weiteres neues Verfahren ein - die Transplantation einer Mischung von Immunzellen und Stammzellen aus dem Blut der Eltern, wodurch die Übertragung der sogenannten "angeborenen Tumorimmunität" der Eltern auf das Kind ermöglicht wird, welche dann aktiv die Krebserkrankung des Kindes bekämpfen soll. "Hier stehen wir am Beginn einer neuen Methode", so Beck, der bisher sechs solcher Transplantationen durchgeführt hat und derzeit die Optimierung der Methode erforscht. Eingesetzt wird diese bei den schwersten Fällen, bei denen keine herkömmlichen Verfahren mehr helfen. "Dadurch konnten wir bereits Kinder retten, die keine anderen Chancen mehr hatten", sagt James F. Beck.
Auch sonst wird das für die Patienten sehr belastende Verfahren der Transplantation nur in speziellen Fällen eingesetzt - wenn alle anderen Therapien keine Heilung mehr ermöglichen können: "Da aber unsere Standard-Behandlungsmöglichkeiten - beispielsweise bei Leukämie - heute viel häufiger bereits ohne Stammzelltransplantation heilen können, müssen wir immer seltener transplantieren", so der Jenaer Pädiater. Im deutschsprachigen Raum, Österreich und die Schweiz eingeschlossen, sind das im Jahr inzwischen weniger als 300 Fälle, die sich an wenigen großen Zentren, wie in Jena konzentrieren. "Allerdings haben wir dadurch auf den Transplantationsstationen heute mehr schwerere Fälle und seltenere Erkrankungen", erklärt Prof. Beck.
Transplantationen helfen auch bei anderen Erkrankungen
Nicht immer ist es Krebs, der eine Transplantation notwendig werden lässt. Auch bei seltenen schweren Stoffwechseldefekten oder Immunstörungen greifen die Mediziner zu dem extremen Mittel und tauschen das kranke Knochenmark gegen gesundes aus. Auch bezüglich dieser Verfahren gehört Jena zu den großen Zentren und hat beispielsweise mit die meisten Kinder mit einer Mukopolysaccaridose, einer sehr seltenen Stoffwechselerkrankung, transplantiert.
Bevor eine Knochenmarktransplantation erfolgt, haben die Kinder oft einen langen Kampf gegen ihre Krankheit hinter sich, die Übertragung gesunder Zellen ist meist ihre letzte Chance. "Wenn wir dann mit unserem ganzen Erfahrungsschatz etwas Gutes bewirken können, ist das einfach etwas Großartiges", begeistert sich Transplantationsexperte Beck für sein Spezialgebiet. "Ich bin überzeugt, dass wir künftig für noch mehr Patienten etwas bewirken können, denn auf diesem Gebiet gibt es immer wieder neue Erkenntnisse, die Mut machen".
Ansprechpartner:
Prof. Dr. James F. Beck
Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Jena
Tel.: 03641/938270
E-Mail: James.Beck[at]med.uni-jena.de
Criteria of this press release:
Medicine
regional
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German
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