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01/15/1997 00:00

Verkehrskollaps im Ruhrgebiet

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Bochum, 15.01.1997 Nr. 10

    Probleme hausgemacht - Ruhrgebiet vorm Verkehrskollaps

    Mobilitaet und Verkehrsverhalten im Ruhrgebiet

    Wer taeglich im Ruhrgebiet unterwegs ist, schliddert von den Staus auf Autobahnen in die Staus der Innenstaedte, erlebt Parkplatznot, verstopfte Zuege, Busse und Strassenbahnen im Berufsverkehr und besonders schwer hat es, wer gar mit dem Fahrrad unterwegs ist. Prof. Dr.- Lienhard Loetscher und seine Mitarbeiter am Lehrstuhl fuer Kultur und Siedlungsgeographie der RUB haben im Auftrag des Kommunalverbandes Ruhrgebiet (KVR) im Rahmen des Arbeitskreises ,Personenverkehr" beim Verkehrsleitplan Ruhrgebiet Informationsdefizite ueber das Verkehrsverhalten der Bevoelkerung im Ruhrgebiet festgestell.

    Verkehr ist ,hausgemacht"

    Der groesste Teil des Verkehrs wird innerhalb der Staedte abgewickelt. So werden in grossen Staedten wie Essen, Duisburg, Bochum oder Dortmund ueber vier Fuenftel, in kleineren Staedten drei Viertel aller Wege innerhalb der jeweiligen Stadtgrenzen zurueckgelegt (Tabelle 5). Dies widerspricht der haeufig vorgetragenen These, das Ruhrgebiet weise als mehrkerniger Verdichtungsraum ueber die Stadtgrenzen hinausreichende, stark verflochtene Verkehrsbeziehungen auf. Die daraus abgeleitete Forderung, das regionale Strassennetz muesse deshalb ausgebaut werden, ist vor dem Hintergrund der vorliegenden Ergebnisse nicht haltbar.

    Modal-Split

    Der Modal Split (Aufteilung der Verkehrsmittel) im Ruhrgebiet unterscheidet sich von dem im Bundesgebiet. So ist im Ruhrgebiet der Anteil der PKW-Fahrer und der OEPNV-Nutzer hoeher, der Anteil der Radfahrer aber deutlich niedriger als im uebrigen Deutschland (Tabelle 1).

    Wegelaengen

    Haeufig werden nur kurze Strecken zurueckgelegt. Bereits ein Viertel aller Wege enden nach einem Kilometer, die Haelfte bereits nach drei Kilometern. Auch fuer diese kurzen Wege wird oft das Auto benutzt (siehe Tabelle 3).

    Fahrtzwecke

    Oft vermutet man, dass die meisten Wege und Fahrten aus beruflichen Gruenden zurueckgelegt werden. Im Ruhrgebiet trifft dies fuer nur etwa ein Viertel aller Fahrten zu. Fast die Haelfte aller Fahrten werden fuer Einkaufs und Freizeitaktivitaeten durchgefuehrt (siehe Tabelle 2). Wie der allgemeine Trend zeigt, werden solche Fahrten mittelfristig noch zunehmen.

    Loesungsansaetze:

    Strategie 1: Vermeiden

    Verkehr und seine negativen Auswirkungen koennen durch Mobiltaetsverzicht der Bevoelkerung vermieden werden; dies ist jedoch nur schwer durchsetzbar. Langfristig sind veraenderte dezentrale Siedlungsstrukturen anzustreben, um die heute (durch weit entfernte Wohnungen und Arbeitsplaetze) gegebenen Mobilitaetszwaenge aufzuheben.

    Strategie 2: Verlagern

    Durch eine staerkere Sensibilisierung der Buerger kann es zu einer haeufigeren Nutzung von Fahrrad, Bussen und Bahnen kommen. Kostenguenstige Public-Awareness-Konzepte unterstuetzen dies. Grundsaetzlich ist aber auch ein Ausbau des OEPNV und des Radverkehrsnetzes notwendig, damit das Umsteigen ueberhaupt moeglich wird. Oft ist die Bevoelkerung zum Umsteigen bereit und spricht sich fuer eine umweltfreundlichere Verkehrspolitik aus, Planer und Politiker haben diese veraenderte Einstellung aber noch nicht erkannt.

    Modal-Split min. max. Bundesgebiet

    zu Fuss 16,8 26,3 38,3 26,0

    Rad 0,9 7,7 23,5 11,3 Krad 0,0 0,8 1,9 1,0

    PKW-Fahrer 39,0 41,9 47,0 39,7

    PKW-Mitfahrer 7,3 12,1 14,0 10,6

    OEPNV 3,5 11,2 16,0 6,8

    Tab.1: Modal-Split im Ruhrgebiet (Angaben in %)

    Fahrtzwecke min. max.

    Arbeit 17,0 22,5 30,6

    dienstlich 1,0 4,3 9,4

    Ausbildung 5,5 10,1 12,8

    Einkauf 23,0 27,5 33,0

    Freizeit 7,7 18,9 34,0

    Tab.2: Fahrtzwecke (Angaben in %)

    Da in dieser Tabelle die Kategorie "sonstiges" nicht beruecksichtigt wird, kann die Summe des Durchschnittes keine 100% ergeben.

    Wegelaengen (kumuliert) min. max.

    weniger als 1 km 23 23,8 27

    weniger als 3 km 48 49,9 54

    weniger als 5 km 60 64,2 73

    weniger als 10 km 82 83,3 84

    Tab.3: Wegelaengen (Angaben in %)

    Hamm 95%

    Recklinghausen 77%

    Essen 85% Oberhausen 76%

    Duisburg 85%

    Luenen 76%

    Bochum 83%

    Gladbeck 74%

    Dortmund 82%

    Moers 74%

    Witten 81%

    Bottrop 73%

    Wesel 80%

    Herne 69%

    Marl 80%

    Schwelm 69%

    Tab.5: Binnenverkehr (Verkehr innerhalb einer Stadt)


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    Criteria of this press release:
    Biology, Economics / business administration, Environment / ecology, Law, Oceanology / climate, Politics
    transregional, national
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    German


     

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