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08/18/1997 00:00

Mehr Transparenz für Abfallströme

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Bochum, 18.08.1997 Nr. 147

    Wo unser Abfall bleibt Graphische Abfallströme decken Bilanzierungsfehler auf RUB-Geographin untersucht Abfallbilanzen im Ruhrgebiet

    Bis zum Jahr 2000 sollen 15% mehr Siedlungsabfälle vermieden und 20% mehr verwertet werden und die Kommunen im Kommunalverband Ruhrgebiet (KVR) erreichen zumeist diese Zielvorgabe. Die Abfallbilanzen aus dem Jahr 1994 zeigen: 35% aller Siedlungsabfälle und Wertstoffe wurden recycelt, 30% wurden verbrannt und 35% wurden deponiert. Betrachtet man die Entsorgungspfade jedoch separat, stellt sich das Bild differenzierter dar. Dipl.Geographin Luise Scheib hat für ihre Diplomarbeit bei Prof. Dr. Hans-Jürgen Klink (Geoökologie, Geographisches Institut der RUB) flächendeckend die Abfallbilanzen im Ruhrgebiet erfaßt und - unterstützt von der Firma UC Umwelt Consulting im Technologiezenrum der RUB - ein digitales Stoffstrommodell entwickelt. Solche als Stoffstromdiagramme dargestellten Daten bieten einen schnellen Überblick über dieAbfallmengen und die Entsorgungsstruktur des Raumes und zeigen Veränderungen sowie fehlerhafte Bilanzen an.

    Transparenz in die Bilanzen bringen

    Das 1996 in Kraft getretene Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW-/AbfG) zielte darauf, mehr Abfälle als bisher zu vermeiden bzw. zu verwerten. Kritiker befürchteten jedoch, daß die Kontrolle bzw. das Wissen über den Verbleib der Abfälle verloren gehen könnte. Um die Auswirkungen dieses Gesetzes auf die Entsorgungslandschaft der öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger sowie die Entwicklung der Abfallmengen und -ströme durchsichtiger zu machen, hat Luise Scheib die Jahresabfallbilanzen im Bereich des KVR erfaßt und ausgewertet. Mit diesen Bilanzen müssen die Kommunen jährlich über Art, Menge und Verbleib der entsorgten Abfälle Auskunft geben. Wie die Bochumer Geographin zeigen konnte, treten zwischen den Bilanzen der Kommunen und den aufgestellten Statistiken der Abfallentsorgungsgesellschaft Ruhrgebiet Diskrepanzen auf. Abfalldaten werden oft nicht vollständig erfaßt, es fehlen auch Angaben zu Entsorgungswegen und Entsorgungsanlagen.

    Private Entsorgung verwirrt

    Die bislang erstellten kommunalen Abfalldaten geben zwar Aufschluß darüber, ob die Menge einer bestimmten Abfallart gesunken ist. Es ist aber unmöglich, eindeutig festzustellen, ob die Abfälle auch tatsächlich vermieden wurden. Übernimmt beispielsweise ein privater Entsorger Abfall, tauchen diese Mengen in den kommunalen Abfalldaten überhaupt nicht mehr auf. Faßt man verschiedene Abfallarten zusammen, so erhält man Differenzen in den jeweiligen Summen. Auch die Verwertungszahlen geben teilweise nicht den tatsächlich verwerteten Anteil an, sondern diejenige Menge, die der jeweiligen Anlage zugeführt wurde. In der Gesamtmenge enthaltene ,Störstoffe" tauchen als stofflich verwertet auf, obwohl sie aussortiert werden müssen.

    Anschaulich durch Diagramme

    Die Darstellung der Daten in Form von Stoffstromdiagrammen ermöglicht einen schnellen Überblick über dieAbfallmengen und die Entsorgungsstruktur des Raumes. Durch die im Vergleich zu den im Dreijahresrhythmus veröffentlichten Zahlen des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik können mit den dichteren Zeitreihen dieses Modells qualitative und quantitative Veränderungen der Abfallströme schnell erkannt und verfügbar gemacht werden. Insbesondere in Zeiten eines zunehmenden Konkurrenzdruckes zwischen privaten und kommunalen Entsorgern erscheint es sowohl aus ökologischen, als auch ökonomischen Gesichtspunkten notwendig, regionale Kooperation zu verstärken, um so für eine sinnvolle Auslastung der kommunalen Anlagen zu sorgen. Auch hierfür könnte die digitale Darstellung wertvolle Hilfestellung leisten.

    Bochum bilanziert anders

    Mit 1.88 Tonnen Siedlungsabfällen und Wertstoffen pro Einwohner und Jahr liegt Bochum weit über dem Durschnitt von 1,04 Tonnen im gesamten Ruhrgebiet. Grund für die hohen Bochumer Abfallströme ist nicht allein die größere Mengen an Bauabfällen, die z.B. durch den U-Bahnausbau anfallen, sondern auch eine andere Bilanzierungsform. Andere Kommunen haben zwar eine ähnlich große Menge an Bauabfall, die sie jedoch nicht mitbilanzieren.

    Dortmund deponiert mehr

    Weder Bochum noch die Nachbarstadt Dortmund besitzen eine eigene Müllverbrennungsanlage. Während Bochum inzwischen auf vertraglich abgesicherte Verbrennungskapazitäten in Essen und Leverkusen zurückgreift, deponiert Dortmund immer noch 82% seiner Abfälle. Transportkosten spielen in der Abfallentsorgung eine untergeordnete Rolle. So lohnt es sich für Bochum, seine Abfälle bis nach Leverkusen transportieren und dort kostengünstiger verbrennen zu lassen, obwohl z.B. im näher gelegenen Rohstoffrückgewinnungszentrum in Herten noch freie Verbrennungskapazitäten verfügbar sind. Für Dortmund ist es für die kostengünstiger, in der erst 1994 eröffneten Deponie Nordost zu entsorgen. als noch zusätzliche Verträge über Verbrennungskapazitäten abzuschließen.

    Weitere Informationen: Dipl.Geogr. Luise Scheib, Geographisches Institut, Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel.: (0234) 700-3414 oder 384595 und Dr. Thomas Held, Geographisches Institut, Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel.: (0234) 700-4790


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    Criteria of this press release:
    Economics / business administration, Geosciences
    transregional, national
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    German


     

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