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06/27/2001 15:48

Ausstellung will über Ess-Störungen aufklären

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Mehr und mehr treten gerade bei Schülern und jungen Erwachsenen Ess-Störungen auf, vor allem in Form der Magersucht. Darum wird die Aufklärung und Prävention in diesem Bereich immer wichtiger. Hierzu soll die Wanderausstellung "Iss was!" beitragen, die von 27. Juni bis 31. Juli im Lichthof der Universität am Sanderring zu sehen ist.

    Prof. Dr. Andreas Warnke und Dr. Ulrike Schulze von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der Universität Würzburg sowie Dr. Monika Gerlinghoff, die Initiatorin der Wanderausstellung vom Therapiezentrum für Ess-Störungen des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie (München), stellten das Anliegen der Ausstellung bei einem Pressegespräch vor.

    Das Krankheitsbild der Magersucht ist definiert als die Weigerung, ein minimales Körpergewicht aufrecht zu erhalten. Den hiermit verbundenen, teilweise lebensbedrohlichen Gewichtsverlust führen die Betroffenen aktiv herbei: Sie verzichten meist auf hochkalorische Speisen, bringen sich selbst zum Erbrechen oder gebrauchen Abführmittel und entwässernde Medikamente.

    Insbesondere 12- bis 25-Jährige laufen Gefahr, an einer Ess-Störung zu erkranken. Die Häufigkeit der Magersucht liegt zwischen 0,5 und einem Prozent, diejenige der Ess-Brechsucht (Bulimie) wird auf zwei bis fünf Prozent geschätzt, wobei es vermutlich eine hohe Dunkelziffer gibt. Untersuchungen sprechen dafür, dass diese Erkrankungen insbesondere vor dem Eintritt in die Pubertät zunehmen. Rund 90 Prozent der Erkrankten sind weiblichen Geschlechts.

    Das Bindeglied zwischen Magersucht und Bulimie ist eine ausgeprägte Abhängigkeit des Selbstwertgefühls von Körpergewicht und Figur. So kreist das Denken vor allem der magersüchtigen Patienten ständig ums Essen oder Nicht-Essen. Hinzu kommt eine intensive Angst vor der Gewichtszunahme, verbunden mit einer so genannten Körperschemastörung: Magersüchtige Patientinnen sind davon überzeugt, zu dick zu sein. Sie nehmen insbesondere Bauch und Oberschenkel in einer Art Übergröße wahr. Hunger ist oft das einzige Gefühl, das die Betroffenen noch empfinden.

    Die körperlichen Auswirkungen einer Ess-Störung äußern sich in einer Beeinträchtigung komplexer hormoneller Regelkreise. Hierdurch kommt es beispielsweise zum Stillstand der Pubertätsentwicklung und zum Ausbleiben der Regelblutung. Mögliche Folgen eines chronischen Verlaufes sind charakteristische Hautveränderungen sowie ein erhöhtes Risiko, frühzeitig an Osteoporose zu erkranken.

    Darüber hinaus ist bei Magersüchtigen im Langzeitverlauf auch das Risiko für weitere psychiatrische Störungen (z.B. Depressionen, Angsterkrankungen) deutlich erhöht. Haupttodesursache ist neben den unmittelbaren körperlichen Auswirkungen der Ess-Störung selbst (z.B. Herzstillstand) die Selbsttötung. Die Sterblichkeitsrate beträgt Literaturangaben zufolge sechs Prozent bei magersüchtigen und drei Prozent bei bulimischen Patienten.

    Im Gegensatz zur Magersucht kommt es bei der Bulimie zu Fressanfällen, bei denen hastig große Mengen meist hochkalorischer Speisen verschlungen werden. Um einer Gewichtszunahme entgegenzuwirken, greifen die Patienten danach zu so genannten kompensatorischen Maßnahmen: Sie lösen bei sich selbst Erbrechen aus oder nehmen Abführmittel oder entwässernde Medikamente. Eine andere Patientengruppe wiederum beginnt zu fasten oder zeigt einen gesteigerten Bewegungsdrang.

    In die Gruppe der "Nicht näher bezeichneten Ess-Störungen" fallen alle Patienten, die offensichtlich an einer Ess-Störung leiden, deren Symptomatik jedoch bei enger Auslegung der Diagnosekriterien keiner der beiden Haupt-Krankheitsgruppen zugeordnet werden kann. Hierzu zählt die so genannte Ess-Sucht, die durch ein episodisches Auftreten von Essanfällen gekennzeichnet ist, wobei sich bei den Betroffenen das Gefühl einstellt, sich nicht mehr unter Kontrolle zu haben.

    Die Ausstellung "Iss was!" wartet mit 15 Schautafeln und rund 40 Exponaten auf, darunter zum Beispiel Bilder und Materialien, die bei Kreativtherapien von magersüchtigen Patientinnen geschaffen wurden. Würzburg ist nach München die zweite Station der Wanderausstellung, die auf Initiative der Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie hierher geholt wurde.


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    regional
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

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