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01/22/1998 00:00

Volkskrankheit Arthrose

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Bochum, 21.01.1998 Nr. 14

    Wer rastet, der rostet Forscher setzen auf Prävention 40 % der Bundesbürger leiden an Arthrose

    Knieschule als Muskeltraining wurde auf dem Internationalen Arthrose-Symposium vom 16.-17. Januar in Bochum als eine neue Therapie für Arthrose-Patienten vorgestellt. Der Veranstalter, Prof. Dr. Joachim Grifka von der Orthopädischen Ruhr-Universitätsklinik im St. Josef-Hospital in Bochum, stellte selbst Ergebnisse seiner neuen Studie vor, die belegt, daß Menschen mit arthrotischen Knien nach gymnastischen Übungen wieder besser gehen können. Außerdem wurden vielversprechende neue Operationstechniken von verletzungsbedingten Arthrosen bei jungen Patienten vorgestellt.

    Arthrose als Volkskrankheit

    Fast 40 % der Bevölkerung leiden an degenerativen Veränderungen der Gelenkflächen. Bei 5 Millionen, meist älteren Menschen, treten akute Schmerzen und bei 20 % zeitweilige Beschwerden auf. Laut Dr. med. Manfred Wildner vom Bayerischen Forschungsverband Public Health ist Arthrose damit als Volkskrankheit durchaus mit Diabetes zu vergleichen. Besonders junge Menschen leiden vermehrt an Beschwerden, die nach großen sportlichen Belastungen und ungesunder Haltung im Alltag auftreten. Arthrose tritt durch Überbeanspruchung der Gelenksknorpel auf. An ihrer sonst glatten Oberfläche entstehen Risse, die Schmerzen bewirken und sogar ein Gelenk völlig versteifen können. Die jährlichen Behandlungskosten in Deutschland betragen etwa 6-7 Milliarden DM.

    Arthoskopie vielleicht unnötig

    Prof. Grifka hat für seiner Studie 98 Patienten untersucht, deren arthritische Knie arthroskopisch behandelt werden müßten. Die Hälfte von ihnen wurde innerhalb von sechs Wochen mit den Übungen der ,Knieschule" vertraut gemacht, die Grifka unter Mitarbeit von Frau Dr. med. Eliane Broll-Zeitvogel erarbeitet hat. Nach drei Monaten wurden sie mit der anderen - nicht behandelten - Hälfte der Patienten verglichen. Ergebnis: 80 % der Menschen, die die Knieschule anwendeten, konnten viel besser gehen und Treppensteigen als die Vergleichs-Patienten.

    Vorbild Rückenschule

    Das Prinzip der Knieschule, das Grifka in einem Buch zusammengefaßt hat, lehnt sich vom Aufbau her an die Erfahrungen der ,Rückenschule" an, die Prof. Dr. Jürgen Krämer, Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik St. Josef-Hospital, bereits seit Jahren erfolgreich anwendet. Ziel war es, ,die Erfahrungen aus der Rückenschule auf das vielbelastete Knie als Verhaltensschulung umzusetzen".

    Künstliche Gelenke hinauszögern

    Auch junge Patienten können unter Arthrose-Schmerzen leiden, z.B. nach einem Unfall, selbst wenn dieser schon einige Zeit zurückliegt. Bei ihnen arthroskopiert man das Gelenk; dabei dringt man mit einem kleinen Instrument in das Gelenkinnere ein, untersucht und behandelt es, ohne zu öffnen. Ist eine kleine Degeneration zu sehen, werden lose Gewebeteile beseitigt und das Gelenk gespült, um störende Schwebteilchen zu entfernen. Die meisten Patienten sind danach schmerzfrei. Durch diese Technik kann laut einer Studie von Darrell Oglivie-Harris, M. D., Ph. D. vom Toronto Hospital in Kanada bei 60 % der Patienten mit mittelschweren Arthrosen der Einsatz von künstlichen Hüftgelenken bis zu 15 Jahre hinausgezögert werden. Die Arthroskopie nimmt in diesem Fall aber nur den mechanischen Schmerz, der arthritische bleibt.

    Wenn die Arthoskopie versagt

    Wenn die Arthoskopie versagt, steht neuerdings eine Technik der Knorpelgewebserneuerung zur Verfügung: Mats Brittberg, M. D., Ph. D., vom Department of Orthopaedic Surgery der Universität von Göteborg hat dazu eine Methode entwickelt, bei der 300-500 mg der Knorpelschicht des betreffenden Gelenks entnommen und in einer Zellkultur vermehrt werden. Man erhält so etwa 10 Millionen Zellen, die dann in einer Operation auf die lädierte Stelle aufgetragen werden. Damit können arthrotische Gewebe bis zu einer Größe von einem Zentimeter Durchmesser ausgebessert werden. Das gilt allerdings lediglich für junge Patienten - etwa bis zum 40. Lebensjahr, deren Knorpelgewebe nur lokal geschädigt ist, z.B. durch Unfall. Bei älteren Menschen mit einer längeren Arthrosegeschichte ist diese Technik nicht anwendbar, da dort meist schon zu große Flächen geschädigt sind. In Bochum wird die Gewebstransplantation seit einem Jahr von Prof. Grifka erfolgreich praktiziert, problematisch sind dabei allerdings die hohen Kosten von 15.000 DM, die die Krankenkassen nur teilweise ersetzen.

    Buch

    Joachim Grifka, ,Die Knieschule", Hilfe bei Kniebeschwerden; Rowohlt-Taschenbuchverlag Hamburg 1992;

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. med. Joachim Grifka; Orthopädische Universitätsklinik St. Josef-Hospital Bochum, Gudrunstr. 56, 44791 Bochum; Tel.: 0234/509-2535; Fax.: 0234/509-2537; E-Mail: Joachim.Grifka@ruhr-uni-bochum.de


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
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    German


     

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