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07/02/2001 16:01

Junge Exzellenz für die deutschen Hochschulen

Dr. Christian Jung Stabsreferat Kommunikation
VolkswagenStiftung

    VolkswagenStiftung bewilligt knapp acht Millionen Euro für sieben neue Nachwuchsgruppen

    Kennen Sie junge, exzellente Wissenschaftler? Solche, die morgens noch voller Elan in die Uni eilen, um dort Großes zu leisten? Wer je an einer deutschen Hochschule gelehrt oder geforscht hat, der wird sich freuen über jeden, der in einem manchmal doch recht bleiernen Umfeld Tag für Tag so kreativ arbeitet. Wo sich da und dort Dekane gar nicht so selten noch mit "Spektabilität" anreden lassen, da können gerade bei jungen Wissenschaftle-rinnen und Wissenschaftlern Neugier und Forscherdrang schon mal ver-schütt gehen. Die VolkswagenStiftung hat in der Vergangenheit immer wieder versucht, die verstaubten und verkrusteten Strukturen an den Hochschulen aufzubrechen. Beispielhaft dafür steht ihr erfolgreiches Programm zu den Nachwuchsgruppen, das als Wegbereiter der derzeit viel diskutierten Juniorprofessuren angesehen werden kann. Zu den bislang in das
    Programm aufgenommenen und mit rund 40 Millionen Euro unterstützten 40 Forscherteams kommen jetzt sieben weitere hinzu, denen knapp acht Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. Die folgenden vier möchten wir kurz vorstellen, am Ende dieser Pressemitteilung finden Sie eine vollständige Übersicht aller neu in die Förderung genommenen Nachwuchsgruppen.

    Mit 1,23 Millionen Euro ausgestattet wird die Nachwuchsgruppe von Dr. Daniele Zink am Institut für Anthropologie und Humangenetik der Universität München. Ihr Thema ist die funktionelle Organisation eukaryontischer Genome im Zellkern. Ein wenngleich schon länger bekanntes, doch immer noch zentrales Problem der Zellbiologie ist die Frage, wie die strukturelle Organisation eines Genoms - also des gesamten genetischen Bausatzes - im Zellkern zusammenhängt mit der Regulation bestimmter Prozesse wie der Transkription und Replikation, also den Vorgängen des Kopierens und Verdoppelns genetischen Materials. Jüngste Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass Säugetiergenome im Zellkern eine charakteristische funktionelle Organisation aufweisen, die in engem Zusammenhang steht mit der Ban-denstruktur von Chromosomen, die sich in der Mitose - dem Zellteilungsstadium - befinden. Auf der Grundlage eigener Forschungsarbeiten verfolgt die Wissenschaftlerin das Ziel, die funktionelle Organisation der Genome von Eukaryonten (also höheren Lebewesen) im Zellkern weiter zu untersuchen. Es geht ihr darum zu verstehen, wie eukaryontische Genome mit ihrer komplizierten Zusammensetzung und ihren Tausenden von Genen in den funktionellen Kontext lebender Zellen integriert werden.
    Die Nachwuchswissenschaftlerin stellt sich insbesondere die Frage: Gibt es bei Säugetieren grundlegende Prinzipien der Genomorganisation, die früh in der Embryonalentwicklung etabliert und die dann an alle Zellen des Organismus während der embryonalen Wachstumsphase vererbt werden? In diesem Kontext dann auch der Gedanke: Besitzen nur Säuger diese charakteristische Form der Genomorganisation - oder gibt es allgemein konservierte Prinzipien für die effiziente Organisation komplexer eukaryontischer Genome? Dr. Daniele Zink ist eine der wenigen international renommierten Wissenschaftlerinnen, die die räumliche und strukturelle Organisation des Genoms im Zellkern studieren. Mit einer inzwischen anerkannt herausragenden Reputation gilt sie als eine der "key innovators" auf diesem Forschungsfeld.

    Gleiches gilt auf seinem Gebiet für Dr. Henrik Mouritsen, der derzeit noch an der Queen's University im kanadischen Ontario arbeitet. Nicht einmal 30 Jahre alt, hat er bereits einen erstaunlichen wissenschaftlichen Werdegang vorzuweisen. Mouritsen beschäftigt sich mit der bei vielen Tierarten bekannten Langstreckennavigation: eine Fähigkeit, die Menschen seit Jahrhunderten fasziniert hat und Wissenschaftler seit Jahrzehnten herausfordert. Nach wie vor ist unklar, wie es einem Schmetterling - dessen Gehirn immerhin weniger als 0,02 Gramm wiegt - möglich ist, den Weg zu seinem Winterquartier Tausende Kilometer entfernt zu finden. Und das, obwohl er nie zuvor dort war. Auch die Präzision, mit der ein Zugvogel über den Globus navigiert, hat seit jeher den Menschen zur Nachahmung animiert. Wir jedoch können eine annähernd leistungsfähige Navigation erst mit den vor nicht allzu langer Zeit in Betrieb genommenen GPS-Satelliten vorweisen.

    Mit diesem Problemkomplex setzt sich Dr. Mouritsen auseinander - und das in mehreren Teilprojekten. So sollen beispielsweise in einem eigens zu konstruierenden Flugsimulator verhaltensbiologische, psychophysikalische und genetische Studien zu der Langstreckennavigation von Monarch-Faltern erfolgen. Auch will er eine neue "Fingerprint-Technik" entwickeln, die es erlaubt, die Herkunft von Zugvögeln mittels einer Elektronenaktivierungs-Analyse von in Vogelfedern vorhandenen, seltenen Elementen zu ermitteln. Des Weiteren plant er, mit Hilfe der Aufzeichnung der elektrophysiologischen Aktivität einzelner Gehirnzellen jene Hirnareale zu identifizieren, die an der Dekodierung der Sternenrotation beteiligt sind. Letztlich verfolgt Dr. Mouritsen nicht weniger als das Ziel, durch den kombinierten Einsatz von mathematischen Modellen, physikalischen und quantenchemischen Methoden, der Immunocytochemie und der Neurobiologie sowie von Computersimulationen unter Zuhilfenahme von Verhaltensexperimenten und Felddaten ein besseres Verständnis der verhaltensbedingten und physiologischen Mechanismen der Langstreckennavigation bei Insekten und Vögeln zu erlangen. Für sein Vorhaben zur Erforschung der "Animal navigation" erhält Dr. Mouritsen
    1,24 Millionen Euro.

    Den insgesamt fünf neuen Nachwuchsgruppen in den Biowissenschaften und der Medizin stehen zwei - im Folgenden vorgestellt - in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften gegenüber.

    Eine davon hat den Außenhandel und die Handelsbeziehungen im ostchinesischen Meer zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert zum Thema. Zu dieser Zeit erlebte China einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung. Abseits der offiziellen Außenpolitik entwickelte sich - weitgehend auf Grund privater Initiative - ein intensiver wirtschaftlicher und kultureller Austausch, sodass im damaligen Ostasien schließlich ein regelrechtes Netzwerk überregionaler und internationaler Handelskontakte entstand. Diese Verflechtungen lassen sich entlang zahlreicher, bislang weitgehend unerforschter Aufzeichnungen und privater Inschriften sowie anhand jüngster archäologischer Funde und Entdeckungen untersuchen.

    Eben jene Quellen zu dokumentieren und zu analysieren ist Ziel des Projekts von Privatdozentin Dr. Angela Schottenhammer vom Institut für Ostasienkunde der Universität München. Vor allem geht es ihr darum, das Material in einen größeren geographischen Kontext zu stellen, um so die Besonderheiten und spezifischen Veränderungen in dem regen wirtschaftlichen, überregionalen und internationalen Austausch darzustellen - aber auch um die kulturellen Aspekte der wirtschaftlichen Beziehungen in der damaligen Großregion Ostasien aufzuzeigen. Neben China sollen vorrangig Japan, Korea und die Ryûkyû-Inseln betrachtet werden. Vorgesehen ist eine enge Zusammenarbeit mit Japanologen, Archäologen, Koreanisten, Kolonialhistorikern und Südostasienwissenschaftlern. Die von Dr. Schottenhammer geleitete Nachwuchsgruppe wird dafür mit 1,1 Millionen Euro unterstützt.

    Mit 925.000 Euro gefördert wird die von Dr. Klaus Schlichte geleitete Nachwuchsgruppe zur "Mikropolitik bewaffneter Gruppen", die an der Humboldt-Universität zu Berlin eingerichtet werden soll. Der Wissenschaftler interessiert sich für jene gewalttätig agierenden Gruppen unterschiedlicher Organisation und mit Akteuren unterschiedlicher Herkunft, die mehr und mehr das Erscheinungsbild kriegerischer Auseinandersetzungen prägen - Beispiele dafür finden sich in allen Kontinenten. Da folglich staatliche Sicherheitskräfte nicht mehr die alleinigen Akteure in den Kriegen der Gegenwart sind, rückt auch die wissenschaftliche Betrachtung dieser Gruppen zunehmend in den Blickpunkt des Interesses.

    In seinem Vorhaben wird das Forscherteam die innere Dynamik solcher bewaffneter Gruppen in zeitgenössischen Kriegen und bewaffneten Konflikten erforschen. Als Schwerpunkte der interdisziplinär angelegten Untersuchungen sind die sozialen Ursprünge und Modi der Rekrutierung von Soldaten, die innere Organisation der Truppen im Verlauf bewaffneter Konflikte und die Probleme der Transformation bewaffneter Gruppen in Nachkriegsgesellschaften vorgesehen. Das Vorhaben zielt dabei auf die Revision der klassischen Vorstellung vom Krieg als organisiertem Gewaltakt zwischen Staaten, da dies dem Charakter der kriegerischen Konflikte der Gegenwart nicht mehr gerecht wird.

    Liste der sieben neu in die Förderung genommenen Nachwuchsgruppen.

    Dr. Klaus Schlichte: "Die Mikropolitik bewaffneter Gruppen"; Humboldt-Universität zu Berlin, gefördert mit 925.000 Euro
    Kontakt: Tel.: 030-44 73 57 56, Fax: 030-4 28 38 24 60

    Dr. Michal Or-Guil: "Dynamical Mechanisms of B-Cell Selection and Characterization of Protein Binding Properties: Theoretical and experimental investigations"; Innovationskolleg Theoretische Biologie an der Humboldt-Universität zu Berlin, gefördert mit 1.050.000 Euro
    Kontakt: Tel.: 0351-871-2214, Fax: 0351/871-1999

    Priv.-Doz. Dr. Karsten Rippe: "Regulation of transcription by changes of the chromatin conformation"; Kirchhoff-Institut für Physik der Universität Heidelberg, gefördert mit 1.228.900 Euro
    Kontakt: Tel.: 06221/42-3392, Fax: 06221/42-52-3392

    Dr. Percy A. Knolle: "Sinusoidal liver cells in hepatic infection: enhancing hepatocellular infection and balancing tolerance or immunity to infectious agents"; Zentrum für Molekulare Biologie, Universität Heidelberg, gefördert mit 1.120.000 Euro
    Kontakt: Tel.: 06221/54 68 15, Fax: 06221/54 58 92

    Dr. Daniele Zink: "Funktionelle Organisation eukaryontischer Genome im Zellkern: konservierte Organisationsprinzipien und Genexpression im Kontext der Genomarchitektur"; Institut für Anthropologie und Humangenetik, Universität München, gefördert mit 1.233.300 Euro
    Kontakt: Tel.: 098/5996-6170, Fax: 089/5996-618

    Priv.-Doz. Dr. Angela Schottenhammer: "Das 'Ostchinesische Meer' in der Zeit vom 16. bis zum 19. Jahrhundert: eine neue Qualität in der Entwicklung der Handelsbeziehungen seiner Anrainerstaaten"; Institut für Ostasienkunde, Universität München, gefördert mit 1.100.000 Euro
    Kontakt: Tel./Fax: 040/4 22 17 73

    Dr. Henrik Mouritsen: "Animal navigation - a search for behavioural and physiological mechanisms"; gefördert mit 1.240.500 Euro
    Kontakt: Tel.: +1/613-533-6000, Fax: +1/613-549-1862

    Kontakt VolkswagenStiftung: Christian Jung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel.: 0511/8381-380, Fax: -344, e-mail: jung@volkswagenstiftung.de


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    Criteria of this press release:
    Biology, History / archaeology, Information technology, Media and communication sciences, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Social studies
    transregional, national
    Research projects, Science policy
    German


     

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