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10/22/1997 00:00

In der Mongolei nehmen Hunger und Unterernährung zu

Erwin Northoff Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen

    Rom, 22. Oktober

    In der Mongolei spitzt sich nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) die Ernährungskrise zu. Rund 143 000 Menschen seien dringend auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Es wachse die Zahl der armen Menschen, deren Ernährungssituation sich dramatisch verschlechtere, hiess es in einem FAO-Bericht.

    Nach den Wirtschaftsreformen hätten Armut und Arbeitslosigkeit in der Mongolei zugenommen, der Konsum sei gesunken, es habe Einschnitte ins soziale Netz und bei den sozialen Dienstleistungen gegeben. Am meisten betroffen seien Arbeitslose, alte Menschen, Frauen, Kinder, Rentner und Hirten, deren Kaufkraft wegen der hohen Inflation deutlich gesunken sei. Rund 450 000 Menschen, das sind 20 Prozent der Bevölkerung, sind nach Angaben der FAO arm.

    "Ohne Hilfe werden diese Menschen, besonders eine immer grössere Zahl von Strassenkindern, in Zukunft grosse Not leiden", so die FAO. Bei Kindern sei die chronische Unterernährung mittlerweile auf 25 Prozent gestiegen. Die Armen würden zunehmend billigere und weniger nährstoffreiche Lebensmittel essen.

    Der Übergang von einer zentral gesteuerten Plan- zur Marktwirtschaft und die eingestellte technische und wirtschaftliche Hilfe seitens der früheren UdSSR habe die Landwirtschaft schwer getroffen. Seit 1990 seien die Erträge dramatisch gesunken, so die FAO.

    Für 1997 werde mit einer Weizenernte in Höhe von 282 000 Tonnen gerechnet, etwa 28 Prozent mehr als 1996. Trotz dieses Zuwachses, der vor allem auf ausreichenden Regen zurückzuführen sei, erreiche die Produktion aber nur 40 Prozent des Niveaus Ende der 80er Jahre.

    Die Situation sei auf die hohe Verschuldung der Mongolei, den verminderten Zugang zu Krediten, hohe Zinsen sowie einen starken Mangel an Betriebsmitteln zurückzuführen, hiess es in dem Bericht. Die FAO-Experten hatten sich rund zwei Wochen im Land aufgehalten.

    In der Viehproduktion, auf die immerhin 88 Prozent des landwirtschaftlichen Bruttoertrags entfallen, wurden die staatlichen Betriebe privatisiert. Dies habe bei der Infrastruktur zu grossen Problemen geführt: Brunnen funktionierten nicht mehr, die Veterinärdienste seien verringert worden, die Futtererzeugung sei gesunken, die Vermarktung sei unterentwickelt und Investitionskapital kaum vorhanden oder unbezahlbar.

    Die Mongolei benötige für 1997/98 rund 90 000 Tonnen Nahrungsmittelhilfe, so die FAO. Etwa 23 000 Tonnen sollten den absolut Armen als Nothilfe zur Verfügung gestellt werden.

    Der FAO-Bericht ist über Internet zu bekommen: http://www.fao.org/waicent/faoinfo/economic/giews/english/alertes/sptoc.htm


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