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07/16/2001 10:29

10. Viadrina-Geburtstag - Bilanz, Erfolge und kritische Worte

Leiterin Pressereferat Annette Bauer Abteilung für Hochschulkommunikation
Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)

    Presseinformation
    Nr. 95 vom 15. Juli 2001

    Viadrina feierte grenzüberschreitend ihren 10. Geburtstag - Bilanz, Erfolge und kritische Worte

    Ihren 10. Geburtstag feierte die Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) ganz entsprechend ihrem Konzept: international und grenzüberschreitend. In einer Tagung des Gründungssenats, der 1991 in nur neun Monaten in einer Denkschrift niederlegte, was in Frankfurt an der Oder und an der deutsch-polnischen Grenze für eine Universität entstehen soll, mit dem Senat und Studierenden wurde über Erfolge, Bilanz und nächste Aufgaben mit Wissenschaftsministerin Johanna Wanka diskutiert. Eine turbulente Feier in den Geburtstag hinein mit Vertretern von 17 Partneruniversitäten, mit Studenten, Wissenschaftlern und Gästen endete am Samstag mit einem Feuerwerk des Cottbuser Professors Wolfang Spyra und seinen Studierenden.
    Der offizielle Festakt zum 10. wurde am Sonntag in der Konzerthalle in Anwesenheit von Ministerpräsident Manfred Stolpe gefeiert, der Universität und Stadt die herzlichsten Glückwünsche überbrachte und den Ruf der Viadrina als internationale Lehr- und Forschungsstätte und Begegnungsuniversität hervorhob, die vor 10 Jahren "gegen viel Widerstand und mit erheblicher Kraftanstrengung" gegründet wurde, um "dem unausweichlichen Strukturwandel in Brandenburg Schub zu geben." Er unterstrich die Rolle des Collegium Polonicum am polnischen Oderufer, das als Gemeinschaftsprojekt der Viadrina mit der Universität Poznan Modellcharakter trage. Auch der stellvertretende polnische Bildungsminister Jerzy Zdrada, Frankfurts Oberbürgermeister Wolfgang Pohl und der Poznaner Rektor Stefan Jurga hielten Grußworte und unterstrichen die Bedeutung der Viadrina für die deutsch-polnische Zusammenarbeit.
    In die Reihe der Gratulanten, die Präsidentin Gesine Schwan aufs herzlichste begrüßte, reihte sich auch Gründungsrektor Knut Ipsen ein, der den Mut zu Wagnis in den Gründerjahren und den großen Entwurf für eine völlig neue, wirklich europäische Universität hervorhob und forderte, dass das Land auch in schwierigen Haushaltssituationen zu dieser mutigen Idee stehen müsse.
    Deutliche Kritik an Land und Bund übte der erste Rektor der Viadrina, der Amerikaner Prof. Dr. Hans N. Weiler, der die Viadrina von 1993 bis 1999 leitete. Die Viadrina wachse, blühe und gedeihe - dies wäre der richtige Wunsch zum Geburtstag, davon könne jedoch leider keine Rede sein angesichts "brutal über diese kleine Universität hereinbrechender Hiobsbotschaften", konstatierte er. "Hier in Frankfurt ist - allen Unkenrufen zum Trotz - ein solides, weit über Brandenburg hinaus anerkanntes Fundament entstanden, und genau jetzt, wo auf diesem Fundament weiter gebaut werden müsste, wird die Viadrina auf Sparflamme gesetzt, wie ein gar gekochtes Suppenhuhn, das man nur noch warm halten müsste. Zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Universität, um ihrem Anspruch wirklich gerecht zu werden, neue wissenschaftliche Grenzen erschließen müsste, ist nicht einmal mehr die kritische Masse für die Bestellung des bisherigen kleinen Ackers sicher; und zu einem Zeitpunkt, an dem auch die letzten Spatzen es von den Dächern pfeifen und die OECD es Ihnen allen schriftlich gibt, dass nämlich Deutschland, und Brandenburg wohl erst recht, mehr und mehr wissenschaftlich ausgebildete Menschen braucht - genau zu diesem Zeitpunkt wird die interessanteste und hochschulpolitisch mutigste Neugründung der letzten zehn Jahre einer Abmagerungskur unterzogen." Doch dies sei nicht allein eine Landesveranstaltung. "Hier an der Stelle, an der wie kaum irgendwo sonst das neue Deutschland dem neuen Europa begegnet, hat die Bundesrepublik Deutschland ein Gesicht zu wahren und ein Gesicht zu verlieren. Die von Bundesforschungsministerin Bulmahn gemachten und nun nicht eingehaltenen Versprechungen zur Förderung der grenzüberschreitenden wissenschaftlichen Zusammenarbeit seien "ein Skandal". "Denn das aus all dem, was hier entstanden ist, nun am Ende doch nicht mehr als provinzielles Mittelmaß werden soll, das darf nicht sein", so Weiler. Das hätte die Viadrina nicht verdient, das hätten die jungen Europäer von diesseits und jenseit der Oder, die hier zusammen studieren, nicht verdient. Er sehe noch eine Chance, das Brandenburg Hochschulgeschichte nicht nur ankündige, sondern erfolgreich zu Ende schreibe und er sehe eine Chance für Deutschland, an seiner wichtigsten Grenze eine wirkliche Europa-Universität möglich zu machen.
    Am Nachmittag wurde am polnischen Oderufer im Collegium Polonicum weitergefeiert und das Archiv von Karl Dedecius seiner Bestimmung übergeben. Es umfasst rund 150 Ordner mit Korrespondenzen - Briefe von polnischen und deutschen Schriftstellern, Redaktionen, Verlagen, Rezensenten, Bibliotheken, Archiven, Universitäten, Medienanstalten u.s.w. - sowie Manuskripte und Typoskripte, interessante Entwürfe und Notizen. Des Weiteren Gegenstände und Dokumente zu den polnisch-deutschen Kulturbeziehungen, so beispielsweise 30 Medaillen und rund 50 Urkunden und Ehrungsschreiben. Die Literatursammlung umfasst ca. 500 Bände.


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

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