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07/19/2001 11:26

Stürze in Alten- und Pflegeheimen

Peter Pietschmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Ulm

    Stürze in Alten- und Pflegeheimen
    Gefährdete können bereits im voraus erkannt werden

    Alten- und Pflegeheimbewohner mit einem hohen Sturzrisiko können bereits im voraus identifiziert werden. Dies ergab eine Studie, die von Dr. Carsten Meyerhoff vorgelegt worden ist, einem diesjährigen Absolventen des Ulmer Aufbaustudiengangs Gesundheitswissenschaften/Public Health. Die Studie knüpft an das Ulmer Modellvorhaben »Verminderung von sturzbedingten Verletzungen bei Alten- und Pflegeheimbewohnern« an. Sie wurde als Magisterarbeit im Fach Biostatistik angefertigt und vom Bundesgesundheitsministerium, dem Sozialministerium Baden-Württemberg, der Kässbohrer- Stiftung, der Universität Ulm, der Stadt Ulm und dem Ulmer Krankenhaus Bethesda gefördert.

    Jeder dritte Bürger über 65 Jahre stürzt mindestens einmal im Jahr. Stürze und Sturzgefährdung können die Ursache von Pflegebedürftigkeit sein und stellen, wenn bereits Pflegebedürftigkeit besteht, ein schwerwiegendes Problem in Alten- und Pflegeheimen dar. Ziel der Arbeit von Meyerhoff war es, aus den Daten des Ulmer Modellvorhabens Risikofaktoren für Stürze zu ermitteln. Bei allen Bewohnern wurde zu Beginn des Modellvorhabens eine Erhebung der Pflegebedürftigkeit mit einem umfangreichen Fragebogen durchgeführt, der Lebensgewohnheiten, geistige Fähigkeiten, Fähigkeiten zur Bewältigung des Alltags, Stimmungslage und Verhalten, Aktivitäten, Krankheitsdiagnosen, Medikamente, Gesundheitszustand und pflegerische Maßnahmen erfaßte. Mit statistischen Methoden hat Meyerhoff dann Zusammenhänge zwischen dem Grad der Pflegebedürftigkeit und dem Sturzrisiko erkennbar gemacht.

    Von 472 untersuchten Alten- und Pflegeheimbewohnern stürzten 133 ein- oder zweimal im Beobachtungszeitraum von einem Jahr, 115 dreimal und mehr. Das Risiko, zu stürzen, war erhöht bei Bewohnern mit Problemen beim Kurzzeitgedächtnis und mit aggressiv-agitiertem Verhalten. Urininkontinente Probanden stürzten besonders oft. Wer bereits im letzten halben Jahr vor der Befragung gestürzt war, hatte auch ein hohes Risiko, im Verlauf des folgenden Jahres zu stürzen.

    Durch eine Abfrage früherer Stürze und der Urininkontinenz sowie eine Beurteilung der Hilfestellung, die ein Bewohner bei der Fortbewegung benötigt, kann, stellt Meyerhoff fest, bereits das Pflegepersonal zu einer differenzierteren Risikoabschätzung für Stürze kommen und Maßnahmen zur Vermeidung ergreifen. Solche Maßnahmen sind z.B. das Training von Muskulatur, Aufmerksamkeit und Koordination; die Behandlung von Urininkontinenz; die Behandlung von motorischer Unruhe; Anleitung und Hilfe für Bewohner, die bei der Fortbewegung auf Hilfestellung angewiesen sind.

    Das Training von Muskulatur, Aufmerksamkeit und Koordination erfolgt auch bei alltäglichen Verrichtungen. Neben gezielten Programmen sollten die Bewohner daher im Alltag zu möglichst großer Mithilfe bei den pflegerischen Tätigkeiten motiviert werden. Bewegungsprogramme müssen in den Tagesablauf integriert sein, so daß sie für die Heimbewohner zu dessen selbstverständlichen Bestandteilen werden. Ein vielfältiges Angebot ist anzustreben, das die unterschiedlichen Interessen und Fähigkeiten berücksichtigt. Bei besonders sturzgefährdeten Personen bietet sich der Einsatz von Hüftprotektoren (»Sturzhosen«, Hosen mit eingearbeiteten Polstern, die Stürze abfedern können) an. Nicht außer acht gelassen werden dürfen aber auch die umgebungsbedingten für Stürze. Ein Programm zur Vermeidung von Stürzen kann nicht vollständig sein ohne Berücksichtigung der architektonischen Gegebenheiten.

    Weitere Studien müssen zeigen, ob die von Meyerhoff vorgeschlagene Risikoabschätzung und ein dementsprechendes Maßnahmenbündel geeignet sind, die Häufigkeit von Stürzen zu reduzieren. Eine begleitende Kosten/Nutzen-Untersuchung könnte Erkenntnisse darüber beisteuern, welche Ergebnisse sich mit begrenzten finanziellen Mitteln erzielen lassen.

    Am 19. Juli 2001 wurde die Arbeit von Dr. Carsten Meyerhoff mit dem Ulmer Public-Health-Preis 2001 ausgezeichnet. Der neu gestiftete Preis wird gemeinsam von der Universität Ulm und Dr. Friederike Bischof vergeben, ehemaliger Absolventin des Ulmer Public-Health-Studienganges und Inhaberin der Firma Health Management Consulting in Langenau.

    Weitere Informationen über die Studie bei: Dr. Martina Kron, Abteilung Biometrie und Medizinische Dokumentation der Universität Ulm, Schwabstraße 13, 89075 Ulm, Tel. 0731-50-26904


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research results
    German


     

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