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07/24/2001 12:02

Hoffnung bei Brustkrebs durch neuartige Chemotherapie

Dipl.Pol. Justin Westhoff UKBF-Pressestelle / MWM-Vermittlung
Universitätsklinikum Benjamin Franklin

    UKBF-Ärzte erzielen Erfolge mit der "metronomen Therapie"

    UKBF-Mediendienst Nr. 132 vom 24. Juli 2001

    Durch eine neuartige Form der Chemotherapie ist es Forschern der Frauenklinik am Fachbereich Humanmedizin der Freien Universität Berlin gelungen, bemerkenswerte Erfolge beim metastasierenden ("streuenden") Brustkrebs zu erzielen. Entscheidend dabei ist das Prinzip der "metronomen" (kontinuierlichen) Chemotherapie, die eine hohe Effektivität und gute Verträglichkeit, teils sogar beim anders nicht mehr behandelbaren Brustkrebs, gewährleistet. Diese Behandlungsform zielt nur in zweiter Linie auf die Vernichtung der Tumorzellen ab, sondern vor allem auf die Hemmung der Blutgefäßneubildung im Tumor, erläuterte der Leiter der Forschergruppe, Prof. Dr. Gerhard Schaller vom Universitätsklinikum Benjamin Franklin (UKBF).

    Die Ärzte haben nun eine klinische Phase II-Studie bei besonders aggressiven Brustkrebsformen begonnen, wobei das soeben erst zugelassenen Medikament "Xeloda®" (Wirkstoff: Capecitabin) in Kombination mit dem in der Brustkrebs-Behandlung schon länger bekannten Antikörper "Herceptin®" (Trastuzumab) eingesetzt wird. Dabei erhalten die Patientinnen die Chemotherapie in Tablettenform, statt wie bei der üblichen Chemotherapie intravenös und in Intervallen.
    Diese Verabreichungsform ist erst durch einen "Trick" möglich geworden: Das Chemotherapeutikum wird chemisch so verändert, dass es erst in der Tumorzelle freigesetzt wird. Durch die Gabe in Tablettenform können konstante Wirkspiegel erreicht werden, die einen deutlichen Einfluss auf die Zellen der Blutgefäße im Tumor haben. Die Zellen, die die Tumorgefäße auskleiden (Endothelzellen), teilen sich nur alle drei bis vier Wochen und damit wesentlich langsamer als die eigentlichen Tumorzellen. Die "ruhenden" Endothelzellen werden durch die übliche Chemotherapie nicht entscheidend geschädigt, sie können sich zwischen den Therapiezyklen regenerieren und deshalb weiter teilen. Das Versorgungssystem des Tumors bleibt erhalten und einzelne, noch teilungsfähige Tumorzellen können die Geschwulst wieder wachsen lassen.

    Bei den insgesamt niedrigen Dosierungen erübrigen sich Therapiepausen. Die fortlaufend eigenommenen Medikamente erreichen so ihr Ziel, die sich teilenden Endothelzellen, und die Neoangiogenese (also die Neubildung der Blutgefäße) wird gehemmt. Bisherige Untersuchungen ergaben, dass die metronome Chemotherapie auch dann tumorverringernde Effekte hat, wenn der Brustkrebs als "therapieresistent" gilt.
    Der Vorteil von Capecitabin liegt - wie gesagt - darin, dass es oral gegeben werden kann. Seine Wirksubstanz, 5-Fluoruracil, wird erst nach zwei Stoffwechselschritten in der Tumorzelle freigesetzt. Das gezielt und gut wirkende Xeloda hat erstaunlich wenig Nebenwirkungen. Zum Beispiel fallen den Patientinnen nicht mehr die Haare aus. Herceptin hingegen blockiert auf der Oberfläche der Tumorzellen die Rezeptoren (Andockstellen) für den Wachstumsfaktor HER2 und bremst so das Tumorwachstum. Außerdem wirkt auch Trastuzumab hemmend auf die Gefäßneubildung des Tumors.

    Die Wirkung dieser Medikamentenkombination auf fortgeschrittene Brustkrebserkrankungen wurde am UKBF zunächst in einer Pilotstudie geprüft. Gerhard Schaller konnte seine Ergebnisse bereits bei internationalen Fachkongressen vorstellen. Selbst bei Patientinnen, bei denen alle anderen Chemotherapien erfolglos waren, wurden Ansprechraten von 50 Prozent erreicht. Die "Sterberate" sank von 42 auf 12,5 Prozent.
    Die weitergehende (vom Unternehmen Hoffmann-La Roche unterstützte) Phase II-Studie ist auf ein Jahr angelegt und soll die Basis für eine dann europaweite Untersuchung sein. Patientinnen mit Interesse an dieser neuen Therapieform können sich durchaus noch melden. Dennoch: So viel versprechend die ersten Ergebnisse auch sind, so müssen doch erst weitere wissenschaftliche Untersuchungen abgewartet werden.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Gerhard Schaller
    Universitätsklinikum Benjamin Franklin (UKBF)
    Hindenburgdamm 30, 12200 Berlin
    Tel.: (030) 8445-2494, Fax: -4477
    E-Mail: gerhard.schaller@medizin.fu-berlin.de

    Abdruck bzw. Verwendung frei Belegexemplar erbeten an MWM-Vermittlung (s. Briefkopf)


    More information:

    http://www.mwm-vermittlung.de
    http://www.fu-medizin.de


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    Criteria of this press release:
    Biology, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

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