Rede von Jenas Uni-Rektor Klaus Dicke zu Schillers 250. Geburtstag als Buch erschienen
Jena (13.07.10) Der Name Friedrich Schiller schmückt die Jenaer Universität seit dem 10. November 1934. Die Namensverleihung durch die Nationalsozialisten erscheint manch einem befremdlich, doch sie war nie ein Grund, den Namen Schillers zur Disposition zu stellen. Im Gegenteil, gerade weil die Universität den Namen des Klassikers am Beginn des dunkelsten Kapitels ihrer Geschichte erhielt, erwächst ihr eine Verpflichtung. Es ist die Verpflichtung, durch historische Aufklärung und politische Konsequenzen jedes einzelnen Menschen zu gedenken, ihn zu würdigen und ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, der an dieser oder gar durch diese Universität Opfer eines totalitären Regimes wurde.
Diese Verpflichtung ist ein zentraler Gedanke in der Rede des Rektors der Friedrich-Schiller-Universität, Prof. Dr. Klaus Dicke, die am 10. November 2009 anlässlich des 250. Geburtstages von Friedrich Schiller in der Aula der Universität gehalten wurde. „Friedrich Schiller und seine Universität. Seine Universität?“, so der Titel der Rede, die gerade in der Reihe „Lichtgedanken. Texte zum Jenaer Universitätsjubiläum“ erschienen ist.
Klaus Dicke erinnert daran, dass Schiller der Jenaer Universität als „unser Kollege“ verbunden war. Ein Dichter als Professor, der ein keineswegs reibungsloses Verhältnis zur Institution Universität gehabt hat. Seine Entscheidung für Jena war dennoch frei gewählt, flankiert vom Lob auf die Jenaer Liberalität und befestigt durch den Erwerb des Gartenhauses.
Der Rektor fragt, weshalb als Namenspatron nicht der Universitätsgründer Johann Friedrich gewählt wurde. Beide, so Dickes Fazit, stehen der Alma Mater Jenensis gut zu Gesicht. Denn es war immer wieder der Gedanke der Freiheit, der – bei Schiller ebenso wie beim „Hanfried“ – Denk- und Modernisierungsenergien freigesetzt hat, die Anderen wissenschaftlichen Entfaltungsraum sicherten. Letztlich, so der Rektor, fahre die Universität gut damit, Schiller im Namen und Johann Friedrich im Siegel zu führen.
Der Universität Jena und damit dem Lehrkörper wie den Studierenden möge der Name Friedrich Schiller immer wieder Anregung und Motivation sein, sich mit der Ideenwelt des Dichters fruchtbar auseinanderzusetzen. Besonders die ästhetischen Briefe Schillers laden dazu ein, sagt Klaus Dicke.
Anklänge und Inspiration für uns Heutige bieten Schillers Ideen zuhauf. So deuten die „Lichtgedanken“ Schillers auf Optik und Photonik und damit Jenaer Kompetenzen naturwissenschaftlicher Forschung. Auch das Motto der Friedrich-Schiller-Universität „Denken ohne Grenzen“ sei vom Dichter inspiriert. Schiller sagte in „Über naive und sentimentalische Dichtung“: „Das bloße Denken ist grenzenlos, und was keine Grenze hat, kann auch keine überschreiten.“ Doch angesichts heutiger Herausforderungen stelle sich die Frage, ob Denken wirklich grenzenlos sein könne. Klaus Dicke fragt, ob das Denken nicht auch Schranken finde, etwa an der Verantwortung für Nachhaltigkeit, für Gerechtigkeit und Frieden.
Klaus Dickes Rede zum Schillergeburtstag und das angefügte Grußwort zur Eröffnung des Schillerjahres im Mai 2009 in Rudolstadt bieten reichlich Stoff für kritisches Denken. Es schillert weiter!
Bibliographische Angaben:
Klaus Dicke: „Friedrich Schiller und seine Universität. Seine Universität?“, Verlag IKS Garamond, Jena 2010, 35 Seiten, Preis: 3,80 Euro, ISBN 978-3-941854-19-2
Hinweis für die Medien:
Rezensionsexemplare können direkt beim Verlag IKS Garamond angefordert werden, Tel.: 03641 460850 oder E-Mail: garamond@iks-jena.de.
Cover der neuen Publikation.
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