Schnelle medizinische Behandlung nach Vergewaltigung angestrebt
Im Rahmen eines bundesweit einmaligen Pilotprojekts wollen die Charité – Universitätsmedizin Berlin und das Landeskriminalamt Berlin bei der Betreuung von Opfern sexualisierter Gewalt kooperieren. Bis zum Jahresende werden ab sofort die betroffenen Frauen und Männer von der Polizei direkt in die Rettungsstellen der Charité gebracht. Rechtsmedizinisch und psychologisch speziell geschulte Ärzte und Pflegekräfte nehmen sich der Opfer dort an. Sie suchen besonders nach Verletzungen, die für sexuelle Gewalteinwirkung typisch sind und nehmen Abstriche, um im Labor die DNA des Täters isolieren zu können. Dazu erfolgt eine gerichtsverwertbare Dokumentation mittels eines Ärztlichen Befundsberichts für Opfer nach sexualisierter Gewalt.
„Ein Ziel ist, später vor Gericht eine geschlossene Beweissicherungskette zu präsentieren,“ erklärt Hedwig François-Kettner, Pflegedirektorin der Charité und eine der Initiatorinnen des Projekts. „Bislang werden mutmaßliche Täter trotz starker Verdachtsmomente leider häufig frei gesprochen, weil eindeutige Beweise fehlen. Ein Mensch, der miterleben muss, wie der Angreifer straflos davonkommt, wird zum zweiten Mal Opfer. Das wollen wir mit diesem Projekt verhindern.“
„Wir möchten durch die Kooperation mit der Charité die Betroffenen ermutigen, sich so schnell wie möglich in geschulte Hände zu begeben“, betont Peter-Michael Haeberer, Leiter des Landeskriminalamts Berlin. Spurensicherung sei nur in engem Zusammenhang mit der Tat erfolgreich. „Unsere Aufklärungsquote liegt derzeit bei 73 Prozent. Hinzu kommt, dass auf jede angezeigte Tat im Schnitt fünf Verbrechen kommen, bei denen das Opfer sich nicht an die Polizei wendet“, fährt er fort. „Ich kann nur schwer mit dem Gedanken leben, dass vier Fünftel aller Täter weiter unbehelligt frei herumlaufen. Deshalb ist der Schritt der Charité so wichtig.“
Gynäkologen, Rechtsmediziner und Pflegekräfte der Charité haben während der intensiven Vorbereitungsphase spezielles Untersuchungsmaterial als so genanntes Kit zusammengestellt, das einheitlich für alle drei Rettungsstellen der Charité bereitgehalten wird. Unmittelbar nach ihrer Ankunft werden die Opfer von Ärztinnen oder Ärzten - untersucht, die nach Möglichkeit dem gleichen Geschlecht angehören. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden in intensiven Schulungen auf die sensible Aufgabe vorbereitet. Sie behandeln Verletzungen, dokumentieren diese, beraten die Patienten in Fragen der HIV-, Hepatitis- und Schwangerschaftsprophylaxe und übergeben danach den vor der Tür wartenden Polizisten sofort das Untersuchungskit mit den versiegelten Proben.
Dieses wird in die Asservatenkammer des LKA gebracht und dient als Grundlage weiterer Ermittlungen. „Unser medizinisches Personal handelt hier nicht als Erfüllungsgehilfe der Polizei“, betont Dr. Joachim Seybold, der stellvertretende Ärztliche Direktor der Charité. „Denn die Bewertung der Beweise bleibt Sache der Behörden. Aber wir als Mediziner haben die Pflicht, die seelische und körperliche Gesundheit der Opfer nach Möglichkeit wiederherzustellen. Das gehört zur gesellschaftlichen Verantwortung der Charité in Berlin und deshalb werden wir alles für den Erfolg dieser Kooperation tun.“
Kontakt:
Stefanie Winde
Leiterin des Geschäftsbereichs Unternehmenskommunikation
Charité – Universitätsmedizin Berlin
T: +49 30 450 570 400
stefanie.winde@charite.de
Criteria of this press release:
Medicine
transregional, national
Cooperation agreements
German
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