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09/03/2010 12:45

Studie zum Stand der Rechtskommunikation Litigation-PR

Jessica Schallock Hochschulkommunikation
Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation

    Raus aus der Kompetenzfalle: Die Justiz gerät unter Druck, professionellere Kommunikation zu betreiben. Eine neue Studie der Studie MHMK, Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation München zum Stand der Rechtskommunikation Litigation-PR belegt neues Selbstbewusstsein der Staatsanwaltschaften und zeigt zugleich extreme Defizite der amtlichen Rechtskommunikation auf. Für die Studie wurde der Professionalisierungsgrad bei über 600 Justizbehörden und mehr als 400 Kanzleien erhoben.

    Raus aus der Kompetenzfalle
    Die Justiz gerät unter Druck, professionellere Kommunikation zu betreiben

    Von Prof. Dr. Lars Rademacher:

    In Deutschland vergeht gegenwärtig kaum eine Woche ohne die Berichterstattung über einen großen Prozess. Mal geht es um Jörg Kachelmann, dann um die Brunner-Attentäter, um einen gefallenen Engel – oder um gestrandete Wirtschaftsführer und Politiker. Jeder dieser Prozesse erinnert in der medialen Massivität an die Schauprozesse früherer Zeiten, bei denen es um eine Art gesamtgesellschaftliche Wertversicherung und Läuterung ging.

    Auch in der aktuellen Prozessberichterstattung geht es nur zu oft ums große Ganze, wird Empörung und Betroffenheit inszeniert, wo sorgsames Abwägen der Ermittlungsergebnisse angebracht wäre.

    Was als zufällige Ballung wirken könnte, hat eindeutig Methode. Das Interesse am Prozess der Wahrheitsfindung ist groß. So groß, dass viele Medien diesen Themen deutlich mehr Raum als früher geben. Denn an kaum einem anderen Ort ist die Diskrepanz zwischen großem Erfolg und tiefem Fall so deutlich spürbar wie im Gerichtssaal. Das betrifft vor allem Prominente. Andererseits ist das Gericht der Ort, wo moralische Empfindungen anbranden – wie im Fall Dominik Brunner. Deshalb ist die Berichterstattung über Gerichtsverhandlungen auch nichts Neues im Journalismus. Und nicht selten haben große Journalisten ihre Karriere als Gerichtsreporter begonnen.

    Neue Rolle von Staatsanwaltschaften und Gerichten

    Neu ist indes die Rolle, die Staatsanwaltschaften und Gerichte im Prozess der öffentlichen Darstellung von Justiz und Rechtsprechung spielten. Standen früher die Angeklagten und einzelne Staranwälte im Mittelpunkt, so inszenieren sich heute zunehmend Staatsanwälte und sogar Richter in Ausübung ihres Amtes öffentlich. Da werden vorschnell die Namen von Verdächtigen veröffentlicht oder Wirtschaftsbosse vor laufender Kamera aus ihrem Eigenheim geholt. Solche Beispiele deuten auf ein gewandeltes Selbstverständnis von Staatanwaltschaften und Gerichten im Umgang mit der Öffentlichkeit an.

    Diesen Wandel belegt auch eine neue Studie der MHMK, Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation München, die den Professionalisierungsgrad bei über 600 Justizbehörden und mehr als 400 Kanzleien erhoben hat. Dieser Untersuchung zufolge rüsten die Behörden und Kanzleien ihre Pressestellen massiv auf. Sie sind sich des wachsenden öffentlichen Drucks bewusst. Denn zeitgleich tritt eine neue Profession auf, die sich im Auftrag von Angeklagten um den Schutz ihrer Reputation kümmert: Berater für Litigation-PR, also Experten für die prozessbegleitende Pressearbeit.

    Litigation-PR: Beeinflussung des Prozessausgangs?

    Rund 50 Prozent der befragten Anwälte trauen ihr einen Einfluss auf den Prozessausgang zu – Richter und Staatsanwälte hingegen halten sie für unwichtig. Einig sind sich aber alle, dass Litigation-PR in den kommenden Jahren stark zunehmen wird. Und für diese Situation sind Gerichte und Staatsanwaltschaften bislang überhaupt nicht gerüstet. Über 40 Prozent geben der eigenen Kommunikationsarbeit gerade einmal die Schulnote „Befriedigend“, rund 20 Prozent lediglich „ausreichend“. Abhilfe könnten Weiterbildungen schaffen. Diese wünschen sich 67 Prozent der Befragten. Zwar gaben knapp 30 Prozent an, Mitarbeiter, die häufig mit der Presse arbeiten, würden geschult. Doch noch immer wird die Medienarbeit zu über 60 Prozent von Juristen ohne zusätzliche Kommunikationsausbildung verantwortet. Das dürfte sich bald ändern.

    Doch es wäre zu kurz gegriffen, hinter der Ausbreitung professioneller Rechtskommunikation bei Anwälten, Staatsanwälten oder bei Gericht lediglich einen Verfall der Sitten zu diagnostizieren. Denn über 90 Prozent der Richter und Staatsanwälte sehen ihre zentrale Kommunikationsaufgabe darin, der Öffentlichkeit die Hintergründe komplexer juristischer Sachverhalte besser zu erläutern. Da werden mit einem Mal auch bekennende Gegner der Litigation-PR zu begeisterten Fans.

    Lars Rademacher lehrt PR und Kommunikationsmanagement an der MHMK München und ist Mitveranstalter der Tagung „Litigation-PR: Alles was Recht ist“ am 16. September in München. Weitere Informationen unter www.mhmk.de/litigation.

    Medienkontakt: Andreas Köhler, a.koehler@macromedia.de, Tel. 089.5441 51 -897

    Die Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation (MHMK) ist Deutschlands führende private Hochschule für Medien und Kommunikation. Mit etwa 1.500 Studierenden und über 50 Professoren ist sie an fünf Standorten in den deutschen Medienstädten München, Stuttgart, Köln, Hamburg und Berlin vertreten. Als entscheidendes Plus bildet die MHMK die Studierenden nicht nur fachlich und methodisch aus, sondern fördert sie individuell in ihrer persönlichen Entwicklung. Die Bachelor- und Masterstudiengänge decken das gesamte Spektrum der Konzeption, Gestaltung, Produktion und das Management von Medien ab. In den vier Bachelor-Studiengängen Digitale Medienproduktion, Film und Fernsehen, Journalistik und Medienmanagement können die Studierenden jeweils aus einem breiten Spektrum an Vertiefungsrichtungen wählen. Die Master School folgt in den englischsprachigen Studiengängen Media and Design sowie Media and Communication Management didaktisch dem angloamerikanischen Bildungsprinzip und bietet den direkten Einstieg in eine internationale Karriere. Alle Studiengänge sind durch die Akkreditierungsagenturen FIBAA bzw. Acquin zertifiziert. Im Bachelor- und im Masterprogramm ist das Studieren auch berufsbegleitend möglich.


    More information:

    http://www.mhmk.de/litigation


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    Tabelle zu Ausbildungshintergründen
    Tabelle zu Ausbildungshintergründen
    Source: Grafik: MHMK

    Tabelle zu Verbesserungspotential der Kommunikation
    Tabelle zu Verbesserungspotential der Kommunikation
    Source: Grafik: MHMK


    Criteria of this press release:
    Economics / business administration, Law, Media and communication sciences, Politics
    transregional, national
    Research results, Scientific conferences
    German


     

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