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09/10/2001 09:46

Wenn Brandverletzungen die Psyche negativ beeinflussen - Studie nimmt noch Betroffene auf

Rita Wilp Stabsstelle Unternehmenskommunikation
Bereich Humanmedizin der Universität Göttingen

    Wenn Brandverletzungen die Psyche negativ beeinflussen
    Studie zu "Posttraumatischen Belastungsstörungen" nimmt noch Betroffene auf

    (ukg) Menschen, die starke Brandverletzungen erlitten haben, leiden nicht nur körperlich unter diesem traumatischen und belastenden Ereignis. Die psychischen Auswirkungen von solch schweren Brandverletzungen werden häufig nicht gleich erkannt und dementsprechend auch nicht behandelt. Im Schwerpunkt Psychopathologie und Neuro-psychologie des Bereichs Humanmedizin der Universität Göttingen läuft derzeit eine Studie, die die psycholo-gischen Auswirkungen beim Menschen nach einer schweren Brandverletzung untersucht. "Diese so genannte "Posttraumatische Belastungsstörung" (PTBS) äußert sich zum Beispiel durch Schlafstörungen, Konzentrationsschwierig-keiten, Reizbarkeit oder bewusste Vermeidungsstrategien," sagt Diplom Psychologe Hermann Winter, vom Schwerpunkt Psychopathologie und Neuropsychologie, der die Studie betreut. Ziel des Projektes ist es, Mechanismen und Konsequenzen von kognitiven, insbesondere Gedächtnis-störungen und morphologischen Veränderungen als Folge stressbedingter Erkrankungen zu untersuchen. In der Studie bieten Psychiater unterschiedliche Methoden an, um Männer mit Brandverletzungen zu unterstützen, ihre psychischen Probleme zu überwinden. Betroffene Männer können sich für eine Teilnahme an der Studie unter 0551/39-12711 melden.

    PTBS umfasst drei unterschiedliche Symptomgruppen. Bei so genannten "Intrusionssymptomen" hat der Patient zum Beispiel immer wiederkehrende belastende Gedanken oder Träume von dem Ereignis. Oft taucht das Gefühl auf, das Ereignis plötzlich noch einmal zu durchleben. Auch körperliche Reaktionen bei der Konfrontation mit Hinweisreizen sind möglich. Bei der so genannten "Ver-meidungssymptomatik" versucht der Betroffene bewusst, Gedanken, Gefühle oder Gespräche die mit dem Trauma in Verbindung stehen, zu vermeiden. Ebenso meidet er Aktivitäten, Orte oder Menschen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten. Dabei kann ein Gefühl der Entfremdung und Isolierung entstehen sowie Zweifel an einer lebenswerten Zukunft. Bei den so genannten "Symptomen eines erhöhten Erregungsniveaus" treten zum Beispiel Schlaf- und Konzentrationsschwierigkeiten, Reizbarkeit, übermäßige Wachsamkeit und übertriebene Schrecksituationen auf.

    Die Symptome beginnen in der Regel innerhalb der ersten drei Monate nach dem Erlebnis, obwohl sich die Ausbildung der Symptome auch um Monate oder sogar Jahre verzögern kann. Bis zu 40 Prozent der von Brandverletzungen betroffenen Patienten entwickeln Symptome einer PTBS, die sich häufig erst nach dem Krankenhausaufenthalt zeigen, wenn die Patienten ins normale Leben zurückgekehrt sind. Nicht selten sind die Betroffenen hilflos, unaufgeklärt, fühlen sich allein gelassen und sind nicht in der Lage, die Symptome einzuordnen.

    Bei der Studie im Bereich Humanmedizin erhalten die betroffenen männlichen Brandverletzten eine umfangreiche Diagnostik, mittels Interviews, Fragebögen und neuropsychologischen sowie bildgebenden Verfahren und eine ausführliche Beratung. Außerdem werden im Bedarfsfalle geeignete Behandlungseinrichtungen vermittelt.

    Der Forschungsschwerpunkt der Studie liegt auf den neuropsychologischen Aspekten der PTBS. Auswirkungen massiver Stresszustände auf die kognitive Leistungsfähigkeit und auf unterschiedlichste Hirnfunktionen sind inzwischen vielfach belegt. Es existieren Arbeiten, die nahe legen, dass massive Stresszustände die Ausschüttung von Glukocorticoiden so steigern können, dass diese den Energiestoffwechsel von Neuronen verändern. Es kann dann zu Gewebsdegenerationen insbesondere dort kommen, wo entsprechend hohe Rezeptordichten vorhanden sind. In den letzten Jahren sind Auffälligkeiten der cerebralen Morphologie bei Patienten mit PTBS beschrieben worden. So zeigten sich Zusammenhänge zwischen PTBS und signifikanten Verringerungen des Hippocampusvolumens im Vergleich zu Kontrollpersonen.

    Weitere Informationen:
    Universität Göttingen - Bereich Humanmedizin
    Abt. Psychiatrie und Psychotherapie
    Hermann Winter / Prof. Dr. Eva Irle
    Schwerpunkt Psychopathologie und Neuropsychologie
    Von Siebold Str. 5
    37075 Göttingen
    Tel.: 0551 / 39 - 127 11

    Georg-August-Universität Göttingen - Bereich Humanmedizin
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit - Rita Wilp
    Robert-Koch-Str. 42 - 37075 Göttingen
    Tel.: 0551/39 - 99 55 - Fax: 0551/39 - 99 57
    e-mail: presse.medizin@med.uni-goettingen.de


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Psychology
    regional
    Research projects
    German


     

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