Einsteigertag für Berufsbetreuer in Thüringen
(17. September 2010) Am 22. September 2010 findet ab 10.00 Uhr mit einer "Applied-Science-Tagung zur Theorie und Praxis des Betreuungswesens" an der FH Jena (Hörsaal 5) eine neue Tagungsform des Fachbereichs Sozialwesen statt.
Die Bedingungen und Ausgestaltungen der rechtlichen Vertretung durch das Betreuungsrecht können jeden betreffen. Fast 1,4 Millionen Erwachsene haben vom Betreuungsgericht einen Betreuer bestellt bekommen - oft unter großem Widerstand der Betroffenen. Damit sind viele Probleme verbunden, die zuvorderst über die Sozialarbeitswissenschaft zu reflektieren sind: Menschen werden dement und bedürfen der Repräsentanz, was sich bei auflösenden Familienstrukturen und überhöhten Ansprüchen an die Autonomie aller Beteiligten kaum mehr organisieren lässt.
Die rechtliche Vertretung von psychisch Kranken oder geistig Behinderten wird angesichts des nicht mehr übersehbaren Sozialrechts und der hohen fachlichen Erwartungen der Gesellschaft kaum mehr ehrenamtlich leistbar.
Der aktuelle Trend zur Vorsorgevollmacht und zur Patientenverfügung suggeriert eine steuerbare Zukunft. Doch wirft er kritische ethische und praktische Fragen auf. Nach einer kürzlichen Entscheidung des Bundesgerichtshofs ist der Abbruch einer lebenserhaltenden Behandlung auf der Grundlage des Patientenwillens nicht strafbar. Müssen jetzt die Eltern eines verunfallten 18-jährigen Kindes im Wachkoma aufgrund einer Patientenverfügung hilflos akzeptieren, dass die lebenserhaltenden Maschinen abgestellt werden?
Der erste Thüringer Berufseinsteigertag für Berufsbetreuer soll angehende Berufsbetreuer auf ihre verantwortungsvolle Tätigkeit vorbereiten. Da viele Sozialarbeiter diesen meist selbständig ausgeübten Beruf wählen, wird der Berufseinsteigertag mit einer wissenschaftlichen Veranstaltung zur Theorie und Praxis des Betreuungswesens kombiniert. Studierende und Berufspraktiker erhalten neben einer Einführung in das Betreuungsrecht auch einen Überblick zur soziologischen und sozialarbeiterischen Fachdiskussion. Der Dialog zwischen Wissenschaft, Studium und Berufspraxis wird auch zur Initiierung neuer Forschungs- und Lehrgebiete beitragen.
Die Tagung wird verantwortet von Prof. Dr. Reiner Adler vom Fachbereich Sozialwesen und dem Bundesverband der BerufsbetreuerInnen e.V., Landesverband Thüringen.
Kontakt: Prof. Dr. Reiner Adler
reiner.adler@fh-jena.de
Criteria of this press release:
Law, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Politics, Social studies
transregional, national
Scientific conferences, Transfer of Science or Research
German
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