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01/13/1997 00:00

Naturwissenschaften und Theologie verbinden

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Naturwissenschaften und Theologie verbinden

    Jenaer Philosophieprofessor in der Vatican-Research-Group

    Er ist nicht katholisch und gehoert dennoch einem Gremium an, das im Auftrag des Papstes die neuesten Entwicklungen in den Naturwissenschaften beraet. Der Jenaer Naturphilosoph Prof. Dr. Bernd- Olaf Kueppers ist der einzige Deutsche in der "Vatican-Research- Group", einer interdisziplinaeren Forschergruppe, die Grenzfragen der Theologie, Philosophie und Naturwissenschaften diskutiert.

    Der Professor fuer Naturphilosophie an der Friedrich-Schiller- Universitaet Jena ist fuer den interdisziplinaeren Austausch bestens geruestet: Vor seiner Habilitation in Philosophie hat Bernd-Olaf Kueppers Physik studiert und war dann lange am Max- Planck-Institut fuer biophysikalische Chemie in Goettingen beschaeftigt, wo er sich besonders mit Fragen zur Entstehung des Lebens auseinandergesetzt hat. Aus dieser Goettinger Zeit stammt seine Berufung in das unabhaengige Gremium, das aus dem "Vatican Observatory" entsprang. Prof. Kueppers will dort - wie auch sonst - Bruecken bauen zwischen den Disziplinen, die so unvereinbar wirken. "Es ist deutlicher als je zuvor, dass der unueberbrueckbar scheinende Gegensatz zwischen Natur- und Geisteswissenschaften langsam verschwindet und die beiden Wissenschaftsstroemungen offenbar nur zwei Aspekte ein und desselben Weges zum Verstaendnis einer komplexen Wirklichkeit darstellen", erlaeutert er. Seine Bruecke zwischen den Disziplinen will der Naturphilosoph - auch in Jena - in einer "Strukturwissenschaft" verwirklicht sehen, die "abstrakte Strukturen und Funktionszusammenhaenge" untersucht.

    Die Verbindung von Naturwissenschaften und Theologie steht im Mittelpunkt der Vatican-Research-Group. Es ist "ein kritisches Forschungsgremium, in dem die aktuellsten Erkenntnisse der Naturwissenschaften mit Blick auf religioese Fragen diskutiert werden", beschreibt Prof. Kueppers. Sein Verhaeltnis zur Religion charakterisiert er als "ungeklaert" und definiert Gott als "ein Synonym fuer das Unbedingte, das Unendliche und das Substanzlose, mit anderen Worten: fuer das Absolute". Die Forschergruppe entspringe der in einigen Kirchenkreisen durchaus vorhandenen "Sensibilitaet fuer die Herausforderungen, die durch die wissenschaftlich-technische Welt gestellt werden". Es existiere in der katholischen Kirche allerdings gleichfalls die dogmatische Haltung, naturwissenschaftliche Erkenntnisse zu relativieren oder ganz abzuwehren. Aus dieser Zerrissenheit resultiert auch der Umgang mit den Ergebnissen der Forschergruppe. "Ich bin sicher", sagt Prof. Kueppers, "dass nicht ein Jota unserer Diskussionen in offizielle Dokumente der Kirche eingeflossen ist." Andererseits "habe ich das Gefuehl, dass auch in der katholischen Kirche ein echtes Beduerfnis besteht, sich zu informieren, wissenschaftliche Erkenntnisse kritisch zu diskutieren und in der Auseinandersetzung mit den Wissenschaften neue Wege mitzubeschreiten.

    Allerdings sind die Machtstrukturen dieser Kirche so stark verkrustet, dass sie keine wirkliche Bewegung zulassen." Eine kleine, bewegte Hoffnung bleibt jedoch, denn die Diskussionsbeitraege werden jeweils als Buch publiziert - "zu dem der Papst auch schon einmal ein Geleitwort schreibt".

    Axel Burchardt

    Kontakt: Friedrich-Schiller-Universitaet Jena, Institut fuer Philosophie, Prof. Dr. Bernd-Olaf Kueppers, Zwaetzengasse 9, 07743 Jena, Tel.: (03641)632488, Fax: (03641)632650


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    Criteria of this press release:
    Social studies
    transregional, national
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    German


     

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