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09/24/2001 11:54

Ein weiterer Weg zu den Quellen der Geschichte

Dr. Christian Jung Stabsreferat Kommunikation
VolkswagenStiftung

    Handbuch der historischen Buchbestände zu Kroatien, Slowenien und Italien wird am 5. Oktober in Zagreb der Öffentlichkeit vorgestellt

    Zu den Quellen gelangt man gegen den Strom, sagt der polnische Schriftsteller Stanislaw Lec. Wer unsere Gegenwart aus ihren Ursprüngen verstehen will, muss gegen den Strom der Zeit zu den historischen Quellen zurückgehen, zu den Büchern und sonstigem gedruckten Material, das in Archiven, Museen und nicht zuletzt in den Bibliotheken gesammelt ist. So wie der Naturwissenschaftler in sein Labor geht, um zu forschen, so geht der historisch forschende Geisteswissenschaftler in die Bibliotheken. Aber während man ein Labor überall in der Welt nachbauen und Versuche wiederholen kann - Wiederholbarkeit ist ein Kennzeichen des naturwissenschaftlichen Experiments -, besitzen Bibliotheken unterschiedliche Bestände, und ein erster Schritt der historischen Forschung besteht darin jene Bibliotheken aufzuspüren, in denen der Wissenschaftler die für seine Fragestellung wichtigen Quellen findet.

    Dazu gibt es jetzt ein großes "Inventar", das in den vergangenen Jahren mit Unterstützung der VolkswagenStiftung entstanden ist: das Handbuch der historischen Buchbestände. Es besteht aus dem "Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland", dem "Handbuch der historischen Buchbestände in Österreich" und dem "Handbuch deutscher historischer Buchbestände in Europa", insgesamt 47 Bände im Lexikonformat - wir haben über die Fertigstellung der einzelnen Bände in der Vergangenheit bereits informiert. Das im wörtlichen Sinne voluminöse Werk erschließt das deutschsprachige Schrifttum vom Beginn des Buchdrucks bis zum Ausgang des 19. Jahrhunderts in einer Vielzahl von Ländern und Regionen. Für die Zeit vor 1912 - ab jenem Jahr übernahm die heute mit der Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main verbundene Deutsche Bücherei zu Leipzig die Aufgaben eines Gesamtarchivs - ist das "Handbuch" der umfassendste Zugang zum deutschsprachigen Schrifttum. Die VolkswagenStiftung hat die Arbeiten mit insgesamt 10,6 Millionen Mark unterstützt.

    Band 9 des "Handbuchs deutscher historischer Buchbestände in Europa", der die deutschsprachigen Bestände in Kroatien, Slowenien und eine Auswahl von Bibliotheken in Italien erschließt, wird am 5. Oktober 2001 in der kroatischen Nationalbibliothek in Zagreb in Anwesenheit des Generalsekretärs der VolkswagenStiftung Dr. Wilhelm Krull und des Herausgebers, des Münsteraner Anglisten und Buchwissenschaftlers Dr. Bernhard Fabian, der Öffentlichkeit übergeben.
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    Handbuchpräsentation Kroatien, National- und Universitätsbibliothek, Adresse: ulica hrvatske bratske zajednice bb, p. p. 550, 10000 Zagreb, Hvratska, Kroatien
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    Kontakt Professor Dr. Bernhard Fabian, Tel.: 02501/5492
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    Von den Bibliotheken Kroatiens, über deren deutsche historische Bestände bislang so gut wie nichts außerhalb des Landes bekannt war, sind die meisten naturgemäß in Zagreb lokalisiert, wo sie sich um die Nationalbibliothek mit ihren fast 60.000 deutschen Titeln gruppieren. Darunter befinden sich Bibliotheken wie die im 11. Jahrhundert gegründete Metropolitan-Bibliothek, die sehr ergiebige historische Bestände besitzt. Von den 25 Provinzbibliotheken, die im Band beschrieben sind, ist von besonderer Bedeutung die Universitätsbibliothek in Pula mit den Beständen der ehemaligen k. u. k. Marine-Bibliothek. Pula war im 19. Jahrhundert der bedeutendste Kriegshafen der österreichischen Marine. Auch die Bestände zahlreicher Ordens- und Kirchenbibliotheken lassen sich nach ihrer Erschließung jetzt erstmals wissenschaftlich umfassend nutzen.

    Slowenien verfügt ebenfalls über eine beachtliche Zahl von Ordens- und Kirchenbibliotheken, zudem von Schul- und Studienbibliotheken. Im Zentrum steht aber auch hier die Nationalbibliothek in Ljubuljana mit beträchtlichen deutschen Beständen aus dem 16. und 17. Jahrhundert, deren Existenz ebenfalls erst durch das Handbuch ins Bewusstsein der Wissenschaft rückt.

    Bei den Sammlungen in Italien handelt es sich zuallererst um ausgewählte römische Bibliotheken, zu denen einige andere hinzugekommen sind - etwa die Braidensische Nationalbibliothek in Mailand, die wesentliche Teile der großen Privatbibliothek des Schweizer Arztes und Naturforschers Albrecht Haller enthält. Der umfassendste Abschnitt ist aber der Vatikanischen
    Bibliothek gewidmet, deren herausragende deutsche Bestände durch das jetzt vorgelegte Handbuch erstmals im Detail beschrieben werden.

    Zum Handbuchprojekt: Das Handbuch insgesamt versteht sich nicht als Katalog, der zu einzelnen Büchern führt, sondern als Inventar der Bestände an Büchern, Zeitschriften und Zeitungen, Musikdrucken, Karten und "beiläufigem" Schrifttum. Erschienen ist das Werk im Verlag Olms-Weidmann mit Sitz in Hildesheim, Zürich und New York. Die neueste Ausgabe des Standardwerks "Das Bibliothekswesen der Bundesrepublik Deutschland" bewertet den Nutzen des Handbuchs der historischen Buchbestände so: "... der Gewinn, den dieses 'Inventar' abwirft, (wird) langfristig sehr groß sein.
    Bestände und Bestandsgruppen werden als Individualitäten in der geistigen Überlieferung sichtbar, verschlungene Traditionsgänge und Verbindungslinien des intellektuellen und literarischen Austauschs erkennbar. Der große Bestandteil an älterer Literatur ... lässt den Schatz ahnen, der zur geistigen Bereicherung einer jeden Epoche immer von neuem gehoben werden kann."
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    Kontakt VolkswagenStiftung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Christian Jung, Tel.: 0511/8381-380, e-mail:jung@volkswagenstiftung.de


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    Criteria of this press release:
    Art / design, History / archaeology, Language / literature, Media and communication sciences, Music / theatre, Social studies
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific Publications
    German


     

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