Die aktuelle Studienanfänger-Prognose des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie zeigt erstmals auch die Werte für die einzelnen Bundesländer. Dabei wird sichtbar, dass der zu erwartende bundesweite Rekordwert für das laufende Studienjahr auf Höchststände in fast allen Ländern zurückzuführen ist. Dies gilt insbesondere für die westdeutschen Länder. Die Lage in Ostdeutschland ist schwieriger einzuschätzen, doch dürfte die deutlich steigende Zuwanderung aus den westdeutschen Ländern die abnehmende Zahl der eigenen Studienberechtigten oft (mehr als) ausgleichen.
Für eine aktuelle Prognose der in diesem Jahr zu erwartenden Studienanfängerzahlen veröffentlicht das Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) erstmals auch die Werte auf Ebene der Bundesländer. Dabei zeigen sich insbesondere in den westdeutschen Ländern neue Höchststände. Da zugleich die Zuwanderung aus Westdeutschland an die ostdeutschen Hochschulen deutlich zugenommen hat, ist nicht auszuschließen, dass die bisherige Prognose auf Bundesebene, die von knapp 430.000 Erstsemestern ausgeht, noch übertroffen wird. Auf Bundesebene sind nach den Berechnungen für 2010 sogar rund 440.000 Studienanfänger und -anfängerinnen möglich.
In allen westdeutschen Ländern wächst die Zahl der Erstsemester erheblich. Folgt man der oberen Variante, dann sind die größten Anstiege in Bayern mit einem Plus von fast zehn Prozent und in Rheinland-Pfalz mit gut acht Prozent zu erwarten. Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen folgen mit einem Anstieg um jeweils mehr als sechs Prozent. Ursache sind hier vor allem die steigenden Abiturientenzahlen und die wachsende Studierneigung, aber auch der Zuwachs an ausländischen Studierenden.
Legt man den Berechnungen in den ostdeutschen Bundesländern allein den Rückgang der Zahl der Studienberechtigten zugrunde, dann müssten die Erstsemesterzahlen deutlich sinken. Allerdings zeigte die Entwicklung bereits im vergangenen Jahr 2009 einen deutlichen wanderungsbedingten Zuwachs: In Mecklenburg-Vorpommern hat sich die Zahl der westdeutschen Studienanfänger um 50 Prozent, in Sachsen um ein Drittel und in Sachsen-Anhalt um 30 Prozent erhöht. Lediglich Brandenburg fällt mit einem Anstieg um fünf Prozent auf. Auch ausländische Studierende kommen verstärkt in die neuen Länder. Besonders hervorzuheben sind Sachsen-Anhalt (plus 18 Prozent) und Thüringen (plus 15 Prozent). Setzt sich dieser Trend fort, dann ist für die ostdeutschen Flächenländer davon auszugehen, dass der Rückgang deutlich schwächer ausfällt oder aber sich auch ein Anstieg der Erstsemesterzahlen zeigt.
Vor diesem Hintergrund ist nicht auszuschließen, dass selbst die bisherige bundesweite Prognose, die optimistischer war als die Berechnungen anderer Einrichtungen und von knapp 430.000 Erstsemestern ausging, noch übertroffen wird. Die Studienanfängerzahl im gesamten Bundesgebiet könnte auch an den Wert von 440.000 heranreichen oder diesen gar überschreiten. Für die kommenden Jahre erwartet das FiBS zudem weiter stark steigende Studienanfängerzahlen – gerade auch wegen der doppelten Abiturjahrgänge, die auf die Hochschulen zukommen.
Wurde bisher für 2013 der Höhepunkt der Entwicklung mit bundesweit 465.000 Erstsemestern vorausgesehen, so könnte die Abschaffung des Wehr- und Zivildienstes die bisherigen Erwartungswerte für 2011 und 2012 sprunghaft ansteigen lassen, da bis zu 60.000 junge Menschen zusätzlich an die Hochschulen drängen könnten.
Danach verläuft der Trend in den Ländern bis 2020 unterschiedlich. Einerseits ist damit zu rechnen, dass die Nachfrage nach Studienplätzen in Bayern, Baden-Württemberg, Bremen, Hamburg und Rheinland-Pfalz nachhaltig über den Kapazitäten liegen, die unter Berücksichtigung des Hochschulpakts vorhanden sind. Andererseits würden die Kapazitäten in Schleswig-Holstein und den ostdeutschen Flächenländern nahezu konstant unterschritten, sofern die Studienanfängerzahl vor allem durch die eigenen Studienberechtigtenzahlen bestimmt wird. Die ostdeutschen Länder dürften jedoch von einer verstärkten Zuwanderung aus den westdeutschen Ländern profitieren, sodass der Rückgang der Studienanfängerzahlen deutlich schwächer ausfallen dürfte, als befürchtet. Vielmehr könnte das veränderte Wanderungsverhalten dazu führen, dass die dort vorhandenen Studienkapazitäten besser ausgelastet sind. In Berlin, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland ist der Trend hingegen weniger eindeutig: Nach dem oberen Szenario ist hier die Nachfrage höher als das Angebot und nach dem unteren Szenario wären die Kapazitäten insbesondere in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts nicht ausgelastet.
„Deutlich wird, dass die steigenden Abiturientenzahlen und eine insgesamt zunehmende Studierneigung zu einem deutlich stärkeren Anstieg der Studienanfängerzahlen führt, als dies noch vor einigen Jahren zu erwarten gewesen ist“, erklärt Dr. Dieter Dohmen, der Direktor des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie. „Auch der Hochschulpakt und die damit verbundenen Anreize für die Hochschulen, zusätzliche Erstsemester aufzunehmen, unterstützt diese Entwicklung. Er hat damit die richtigen Signale gesetzt.“ In den Wanderungsbewegungen im Hochschulbereich erkennt der Bildungsökonom wichtige Trends: „Der Osten erreicht neue Studierendengruppen; die Werbemaßnahmen der Länder wie auch der Hochschulen scheinen sich jetzt bezahlt zu machen. Aber auch die Zuwächse an ausländischen Studierenden sind ein gutes Signal. Gelingt es Gesellschaft, Hochschulen und Unternehmen, für sie attraktiv zu sein und Integration zu leben, eröffnen sich wichtige Potenziale für alle.“
Die Studienanfängerprognosen des FiBS werden mit dem vom Forschungsinstitut entwickelten Simulationsmodell EduSim© vorgenommen, das Prognosen auf Bundes- und Länderebene sowie nach Fachrichtung zulässt.
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Kontakt: Birgitt A. Cleuvers (FiBS), Tel. 0 30 – 84 71 22 3–20
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FiBS-Studienanfängerprognose: Länder 2010
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Sehr geehrte Damen und Herren,
aus Versehen ist der Pressemeldung eine falsche Tabelle beigefügt worden.
Die korrekte Tabelle mit einem oberen und unteren Szenario zu 2010 finden Sie auf unsere Homepage zu dieser Pressemeldung (Download). Gerne schicken wir Ihnen diese Übersicht auch persönlich zu (Email: b.cleuvers@fibs.eu; Tel: 030/8471223-20).
Wir bitten um Entschuldigung und stehen Ihnen für Fragen sehr gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Birgitt A. Cleuvers
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