BMBF fördert Internationales Kolleg an der Universität Jena mit 8,2 Mio. Euro
Jena (01.11.10) Mit der Übergabe des Zuwendungsbescheids in Höhe von knapp 8,2 Millionen Euro ist heute (1.11.) offiziell das „Imre Kertész Kolleg Jena“ an der Friedrich-Schiller-Universität eröffnet worden. Die Fördermittel übergab in Anwesenheit von Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht und Wissenschafts-Staatssekretär Prof. Dr. Thomas Deufel der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Thomas Rachel.
Mit den Mitteln werden in den nächsten sechs Jahren – eine Verlängerung um weitere sechs Jahre ist möglich – bis zu zehn Fellows die Möglichkeit haben, am Kolleg auf höchstem Niveau zu forschen. Das Kolleg widmet sich „Europas Osten im 20. Jahrhundert: Historische Erfahrungen im Vergleich“. Es wird als eines der wenigen Kollegs bundesweit und als das einzige der bislang neun in dieser Form vom BMBF geförderten Kollegs gemeinsam von einem Deutschen, dem Jenaer Lehrstuhlinhaber für Osteuropäische Geschichte Prof. Dr. Joachim von Puttkamer, und einem Polen, seinem Warschauer Kollegen Prof. Dr. Włodzimierz Borodziej, geleitet.
Das neue Kolleg soll ein Ort vergleichender Forschung werden und so das wissenschaftliche Gespräch über die historischen Erfahrungen des östlichen Europas im 20. Jahrhundert auf neue Grundlagen stellen. Es wird sich vor allem mit vier Themenbereichen beschäftigen: Diktatur, Krieg, Gewalt; Ausprägungen von Staatlichkeit; Umbrüche zur Moderne sowie Intellektuelle Horizonte – Selbst- und Fremdwahrnehmung in Europa. Die Ergebnisse wollen die Fellows des Kollegs – renommierte Zeithistoriker aus aller Welt, die ab dem nächsten Jahr im Kolleg große Freiräume für ihre Forschung erhalten – nicht nur auf den gängigen Wegen, wie Fachartikeln und Tagungen, in die Öffentlichkeit bringen. Das Kolleg wird auch durch eigene Publikationen, insbesondere ein vierbändiges Handbuch, zentrale Fragen aus den jeweiligen Schwerpunkten zur Diskussion stellen und so zur Differenzierung und Versachlichung geschichtspolitischer Debatten beitragen. Ein eigenes Forschungsportal im Internet ermöglicht zudem den Kontakt zu Kollegen, die außerhalb von Universitäten und Akademien, in Ausstellungen und Museen Geschichtskultur mitgestalten. Auch hierdurch unterscheidet sich das „Imre Kertész Kolleg“ deutlich von anderen Institutionen historischer Ostmitteleuropaforschung.
Benannt ist das neue Kolleg nach dem ungarischen Schriftsteller Imre Kertész, der wegen seiner jüdischen Herkunft in die Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald verschleppt wurde und durch sein literarisches Werk wesentlich dazu beigetragen hat, die Brüchigkeit jeglicher Zivilisation und Mitmenschlichkeit im 20. Jahrhundert als existentielle Erfahrung in Erinnerung zu halten. 2002 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Durch diese Namensgebung unterstreicht das Kolleg sein Anliegen, auf ein reflexives, demokratisches Geschichtsbewusstsein jenseits nationaler Vereinnahmungen hinzuwirken.
Durch das neue Internationale Kolleg wird Jenas herausragende Stellung in der Erforschung der Zeitgeschichte weiter gestärkt: Neben dem „Imre Kertész Kolleg“ existiert an der Friedrich-Schiller-Universität das „Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts“ und eine enge Verbindung zur Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora.
Außer in die Forschung wird das neue Kolleg auch in die Ausbildung des wissenschaftlichen und studentischen Nachwuchses an der Universität Jena eingebunden sein. Nicht zuletzt will es immer wieder in den Dialog mit der breiten Öffentlichkeit treten.
Kontakt:
Prof. Dr. Joachim von Puttkamer
Imre Kertész Kolleg Jena
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Leutragraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641 / 944070
E-Mail: joachim.puttkamer[at]uni-jena.de
Bei der Übergabe des Zuwendungsbescheids (v. l.): Włodzimierz Borodziej, Thomas Rachel, Christine Li ...
Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
None
Die beiden Direktoren des „Imre Kertész Kolleg Jena“: Prof. Dr. Włodzimierz Borodziej (l.) und Prof. ...
Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
None
Criteria of this press release:
History / archaeology
transregional, national
Research projects
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).