idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
10/04/2001 15:17

Patienten mit chronischen Hauterkrankungen sind schmerzempfindlicher

Dipl. Biol. Barbara Ritzert Pressearbeit
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    (Berlin) Patienten, die unter chronischen Hauterkrankungen wie der atopischen Dermatitis leiden, nehmen Reize früher wahr und reagieren auf Schmerzreize empfindlicher als gesunde Menschen. Ebenso sprechen die Patienten auf eine Scheinbehandlung besser an als Gesunde. Dabei scheint dieser Placeboeffekt hauptsächlich auf Lernprozessen zu beruhen, berichten Expertinnen auf dem deutschen Schmerzkongress in Berlin.

    Die atopische Dermatitis, früher Neurodermitis genannt, ist eine chronische Hauterkrankung, bei der die Betroffenen unter einem quälenden Juckreiz leiden. Die Patienten zeigen bei Untersuchungen im Vergleich zu gesunden Menschen eine reduzierte Wahrnehmungs-schwelle für Reize und nehmen Reize früher als schmerzhaft wahr. Dies gilt für Männer und Frauen gleichermaßen. Herausgefunden haben dies die Wissenschaftlerinnen Stephanie Soost und Priv. Doz. Dr. Margitta Worm von der Hautklinik der Berliner Charité zusammen mit Dr. Regine Klinger vom Psychologischen Institut der Universität Hamburg.

    Darüber hinaus hat das Expertinnen-Team mit Hilfe eines komplizierten Versuchsaufbaues untersucht, ob die Patienten auf eine Scheinbehandlung (Placebobehandlung), bei der die Ärztinnen eine unwirksame Salbe als wirksam bezeichneten, besser ansprechen als gesunde Probanden. Dies war in der Tat der Fall. Alleine schon die Aussage der Ärztinnen, die Salbe sei schmerzlindernd, veränderte die Schmerzwahrnehmung: Patienten und Probanden stuften die nachfolgenden Schmerzreize am eingecremten Finger als schwächer ein als jene, die ohne Salbe verabreicht wurden. Die Patienten gaben darüber hinaus deutlich geringere Schmerzwerte an als die Gesunden, obwohl sie gleich starke Reize erhalten hatten.

    In einem zweiten Schritt konnte das Wissenschaftlerinnen-Team diesen Placeboeffekt durch einen Lernprozess, eine "klassische Konditionierung", deutlich verstärken. Erneut erhielten Patienten und Probanden Schmerzreize, nachdem eine wirkungslose Salbe aufgetragen worden war. Doch nun reduzierten die Forscherinnen die Intensität der Schmerzreize deutlich. Das Ziel: Patienten und Probanden sollten die Salbe mit der Erfahrung "Schmerzlinderung" verbinden, d.h. regelrecht lernen. Resultat: Der "schmerzlindernde" Effekt der unwirksamen Salbe ließ sich deutlich steigern.

    "Aufgrund dieser Ergebnisse", so das Fazit der Wissenschaftlerinnen, "sollte der Placeboeffekt nicht mehr als zufälliges Anhängsel belächelt werden, sondern als systematischer Lernprozess zur Steigerung der medikamentösen Effizienz gezielt mit in die Behandlung aufgenommen werden."

    Pressestelle Deutscher Schmerzkongress
    Bis 7. 10.
    Barbara Ritzert
    Tel. 030/314-22800
    Mail: ritzert@proscientia.de

    Rückfragen an:
    Stephanie Soost und Priv. Doz. Dr. Margitta Worm
    Hautklinik Charité, Abteilung: Allergologie, Schumannstraße 20/21, 10117 Berlin
    Tel.: 030-450-518 058, Fax: 030-450-518 958, e-mail: stephanie.soost@charite.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results, Scientific conferences
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).