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10/10/2001 18:23

2. Kongress "Lebenswelten für Morgen" in Braunschweig gab neue Impulse

Ulrike Rolf Presse und Kommunikation
Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig

    Braunschweig Preis in Höhe von 100 000 Mark übergeben

    Zwei Tage lang diskutierten namhafte nationale und internationale Experten beim zweiten Braunschweiger Zukunftskongress "Lebenswelten für Morgen" in der Braunschweiger Stadthalle über "Lifecycle Engineering and Industrial Ecology". Dr. Rainer Grießhammer vom Freiburger Öko-Institut bewertete die Tagung über umweltverträgliche Produktion, Stoffstrommanagement, nachhaltige Strategien und Kreislaufwirtschaft als vollen Erfolg und wichtigen Impuls für Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. "So detailliert und komplett ist dieses Thema in Europa bislang nicht angegangen worden", erklärte er.

    Das hörten die Organisatoren der Stadt und der Technischen Universität (TU) Braunschweig gern. Sie haben sich zur "Initiative Forschung" zusammengeschlossen, um anwendungsnahe und vor allem nachhaltig zukunftsverträgliche Forschung und Entwicklung zu fördern. Höhepunkt der Veranstaltung ist alle zwei Jahre die Verleihung des Braunschweig Preises - 'Forschung für nachhaltige Entwicklung'. Mit einem Preisgeld von 100 000 Mark ist es der höchstdotierte Forschungspreis einer deutschen Stadt. Braunschweig habe bei der Verwirklichung des Nachhaltigkeitsgedankens eine Vorreiterrolle übernommen, hob Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn in ihrem Festvortrag hervor. In diesem Jahr ging der Preis an Professor Dr. Bertram Batlogg, Dr. Christian Kloc und Dr. Jan Hendrik Schön von den Bell-Laboratorien, der Firma Lucent in New Jersey/USA und der ETH Zürich.

    Die Wissenschaftler haben Kunststoffe entwickelt, aus denen Elektronik-Bauteile, Laser und Solarzellen hergestellt werden können. Besonders rasant ist derzeit ihr Fortschritt bei der Entwicklung organischer Hochtemperatur-Supraleiter. Noch vor kurzem hatte man es für unmöglich gehalten, dass Kunststoffe überhaupt leiten könnten. Nun berichtete Batlogg in Braunschweig, dass bereits eine Sprungtemperatur (zur Supraleitung) von 117 Kelvin (minus 156,16 Grad Celsius) erreicht worden sei. Dies gelingt mit Hilfe von Fullerenen, den kompakten fußballförmigen Netzen sehr vieler Kohlenstoffatome. Fortschritte, die einmal die Entwicklung des Quantencomputers ermöglichen könnten.

    Batlogg sieht jedoch zunächst Grundlagenforschung und Erkenntnisgewinn im Vordergrund. "Wir haben eine Tür aufgestoßen", erklärte er - und nutzte in Braunschweig die Gelegenheit, auf Unterschiede in der Forschungslandschaft zwischen USA und Europa hinzuweisen: "Wir haben bei unserer Arbeit niemanden um Erlaubnis gebeten und keinen Forschungsplan abgearbeitet. Unsere einzige Grenze ist unsere Phantasie. So sind wir dem Diktat der geplanten Mittelmäßigkeit entgangen."

    Der Kongress "Lebenswelten für Morgen" umrahmte die Preisverleihung. "Die Umweltpolitik braucht klare Messgrößen und Indizes, wie sie auch die Volkswirtschaft hat", forderte Dr. Karl Otto Henseling vom Berliner Umweltbundesamt. Zwar gebe es das Umweltbarometer "DUX", in dem die Entwicklung von Klima, Luft, Flächenverbrauch, Energie- und Rohstoffproduktivität aufgezeigt werde. Doch sei dies nur unzureichend bekannt und werde kaum publiziert.

    Umweltpolitische und betriebswirtschaftliche Ziele müssten kein Widerspruch sein, betonte Professor Dr. Thomas Spengler von der TU Braunschweig. Traditionelle Controlling-Konzepte der Unternehmen sollten um produktintegrierten Umweltschutz erweitert werden, der Umweltschutz müsse zudem in der Unternehmenshierarchie weit oben angesiedelt sein. Es gebe jedoch auch ein Akzeptanzproblem umweltverträglicher Produkte. Lediglich aus "guter Einsicht" kaufe sie der Verbraucher nicht, sie müssten mit einem "Zusatznutzen" wie Image- ("innovatives Produkt") oder Kostenvorteilen ausgestattet sein.

    Ohnehin rückte der Kongress das Konsumentenverhalten in den Blickpunkt. Allerdings wurde es vermieden, Verbraucher lediglich "als Bremsklotz" der Umweltpolitik zu betrachten. Stattdessen, so fasste der Soziologe Professor Dr. Herbert Oberbeck von der TU Braunschweig als Leiter zweier Podiumsdiskussionen zusammen, müssten zunächst auch "Kompetenzdefizite" bei Experten beseitigt werden. Es gehe letztlich darum, einen interdisziplinären Ansatz ins Visier zu nehmen, der Natur-, Ingenieur- und Sozialwissenschaften verbinde. Dies sei auch eine Herausforderung für neue Weiterbildungsstudiengänge, für die jedoch auch die finanziellen Rahmenbedingungen bereit gestellt werden müssten.

    Die TU Braunschweig will sich dem Thema der industriellen Ökologie und des gesamten Lebenweges von Produkten im Fokus der interdisziplinären Forschung auch künftig schwerpunktmäßig widmen. Dabei geht es auch um Hilfestellungen, die Politik und Wirtschaft für umweltpolitische Entscheidungen dringend benötigen. Gefordert wurde, dass große Unternehmen bereits vorhandene Erkenntnisse über Konsumentenverhalten und Verbraucherwünsche nicht als Betriebsgeheimnis betrachten, sondern in diesen Prozess einbringen.

    Der Braunschweig Preis wird alle zwei Jahre vergeben. Der nächste Kongress "Lebenswelten für Morgen" findet im Herbst 2003 statt.


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    Criteria of this press release:
    Biology, Economics / business administration, Electrical engineering, Energy, Environment / ecology, Mechanical engineering, Oceanology / climate, Social studies
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
    German


     

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