RWTH-Medizinstudiengang hat bundesweit Modellcharakter
Der Aachener Modellstudiengang Medizin wird seit dem Wintersemester 2003/ 2004 für alle neu immatrikulierten Studierenden verbindlich angeboten. Er hat sich in jeder Hinsicht bewährt und ist über die Landesgrenzen hinaus bei Studierenden und Anwärtern des Medizinstudiums beliebt. Jetzt gibt es bereits zwei Absolventenjahrgänge, deren Ergebnisse sich im Bundesvergleich sehen lassen können: „Unsere Studierenden haben hervorragende Ergebnisse erzielt“, sagt Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Dott, Prodekan für Studium und Lehre. Dott stellte jetzt beim bundesweiten Medizinischen Fakultätentag zum Thema Innovationen im Medizinstudium den erfolgreich etablierten Aachener Modellstudiengang vor.
Was sehr selbstbewusst klingt, lässt sich mit Zahlen belegen: Die zweiten Modellstudiengang-Absolventen der RWTH haben das deutschlandweit einheitliche medizinische Staatsexamen erfolgreich abgeschlossen und gehören zu den besten fünf aller deutschen Medizinfakultäten, die vor allem Exzellenzuniversitäten angehören. Dabei gelingt es den Studierenden des Aachener Modellstudiengangs Medizin hervorragend, ihr sehr praxisbezogenes und klinisch orientiertes Wissen auch auf die eher theoretischen Fragen der Mulitple-Choice-Klausur im Staatsexamen anzuwenden. Die Absolventen sind bereits ins Berufsleben eingestiegen und bewähren sich im klinischen Alltag.
Die Ziele, Studierende mit der qualitativ bestmöglichen Ausbildung zu versorgen und dabei den Studiengang kontinuierlich weiter zu entwickeln, erforderten in der Vergangenheit große Anstrengung. Der Modellstudiengang Medizin zeichnet sich an der Aachener Hochschule durch besonders frühe Praxisorientierung, Interdisziplinarität und moderne Unterrichtsformen aus; immer wieder wurden und werden Vorlesungen, Seminare, Kurse und praktische Übungen optimiert. Die jährlichen Befragungen belegen die große Zufriedenheit der Studierenden und nehmen einen sehr hohen Stellenwert ein. Meinungen, Kritik und Vorschläge aus Studierendenkreisen werden ernst genommen. Immerhin gaben zuletzt 80,6 Prozent der Studierenden an, wieder zum Medizinstudium nach Aachen zu kommen, wenn sie sich noch mal entscheiden müssten. Rund 66 Prozent haben sich überhaupt erst wegen des Aachener Modells gezielt für die RWTH entschieden.
Medizin zu studieren sei eine grundsätzliche Entscheidung, weiß Dipl.-Ing. Sandra Sudmann. Sie ist Referentin des Studiendekans und für Qualität der Lehre an der Medizinischen Fakultät der RWTH. Die meisten Studierenden wüssten, was sie erwarte. Dennoch setzt die Medizinische Fakultät in Aachen die Hürden schon sehr früh an: Wer die Prüfungen des ersten Studienjahres schafft, macht grundsätzlich bis zum Ende weiter. Ein spätes Scheitern gibt es so gut wie nie. „Wir haben einen sehr, sehr geringen Schwund“, so Sandra Sudmann. Zurzeit registriert die Fakultät 1.712 Medizinstudierende. Im laufenden Wintersemester hat die Fakultät wieder 257 neue Studentinnen und Studenten begrüßt.
Aber was unterscheidet den Aachener Modellstudiengang vom Regelstudiengang?
Die Ärztliche Approbationsordnung (ÄAppO) ist zunächst die gleiche wie beim Regelstudiengang; wie sie umgesetzt wird, ist aber innerhalb der sieben Modellstudiengänge an deutschen Universitäten unterschiedlich.
Der Unterricht im Regelstudiengang Medizin wird fast ausnahmslos fachweise gehalten. Die einzelnen medizinischen Disziplinen führen die Studierenden meist zeitlich nacheinander durch alle wichtigen Aspekte ihres Faches.
„Nehmen wir als Beispiel die Niere“, heißt es im Studienführer zum Aachener Modellstudiengang Medizin. Das Fach Anatomie behandele im alten Regelstudiengang den Bau der Niere innerhalb des Fachunterrichts im zweiten und dritten Semester; die Lehre über die Funktion der Niere folge allerdings erst später innerhalb des Physiologie-Unterrichts, also zeitlich und inhaltlich von den anatomischen Aspekten entkoppelt. Die Pathologie des Organs werde etwa noch ein weiteres Jahr später unterrichtet. Die klinische Symptomatik der Nierenerkrankungen und deren Behandlungsmöglichkeiten folgen weitere Semester bzw. Jahre später in den Fächern Innere Medizin und Urologie. Dann haben die Studierenden den Bau und die Funktion der Niere möglicherweise bereits weitestgehend vergessen.
Im Gegensatz dazu befassen sich die Studierenden des Aachener Modellstudiengangs in einem mehrwöchigen Block unter Beteiligung aller relevanten Fächer ausschließlich mit dem Bau, der Funktion, der Pathologie und der Klinik der Niere. Dies geschieht ebenso mit anderen Organen und Organsystemen, dem Bewegungsapparat oder dem Herz-Kreislauf-System. „Unser Modellstudiengang ist interdisziplinär und organzentriert ausgerichtet“, hebt Sandra Sudmann hervor. Es sei eine grundsätzliche pädagogische Erfahrung, dass Sachverhalte besser verstanden werden, wenn wiederholt und unter verschiedenen Gesichtspunkten in Form einer „Lernspirale“ im Studienverlauf gelehrt und gelernt werde.
Die strikte Trennung zwischen Vorklinik und Klinik wurde dabei komplett aufgehoben; die Studierenden erhalten von Beginn an eine praxisnahe Ausbildung. Grund genug für die Medizinische Fakultät, in Aachen ohne Kompromisse bereits im Jahr 2003 komplett auf den Modellstudiengang umzustellen. Die letzten Studierenden des Regelstudiengangs hatten noch die Möglichkeit, ihr Studium abzuschließen.
Die Medizinische Fakultät der RWTH bietet ihren Studierenden von Beginn an einen strukturierten Studienverlauf und optimale persönliche Betreuung durch hochqualifizierte Koordinatoren für die einzelnen Jahrgänge. Diese begleiten die jungen Leute als Mentoren durch die verschiedenen Abschnitte des Studiums. Sie bilden die Schnittstelle zwischen Studierenden, Lehrenden und Curriculum.
Auch das außergewöhnliche Engagement der Lehrenden der Medizinischen Fakultät wurde seit 2004 regelmäßig mit dem Lehrpreis der RWTH belohnt. Im Jahr 2009 erhielt die Fakultät den Ausbildungspreis des Hartmannbundes, weil sie sich in allen Bereichen um die Lehre und besonders um die Studierenden verdient gemacht hat.
„Rückblickend können wir sagen, dass unser Aachener Modell große Anerkennung findet und Modellcharakter für andere Medizinische Fakultäten hat“, so Sandra Sudmann.
Weitere Informationen gibt es bei:
Dipl.-Ing. Sandra Sudmann, M.Sc.
Referentin des Studiendekans
Medizinische Fakultät der RWTH Aachen
Telefon: (0241) 80-80341 o. -89533
E-Mail: ssudmann@ukaachen.de
i.A. Gabriele Renner
Criteria of this press release:
Journalists
Medicine
transregional, national
Studies and teaching
German
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