Sie rauchen häufiger, sie putzen seltener die Zähne, sie treiben seltener oder nie Sport, ihr Fernsehkonsum beträgt häufiger mehr als vier Stunden pro Tag - Beispiele für ein ungünstigeres Gesundheitsverhalten bei Kindern und Jugendlichen, die in Armutsverhältnissen aufwachsen. Den aktuellen Wissensstand zu Verbreitung und Ursachen der Armutssituation dieser Bevölkerungsgruppe in Deutschland und die enge Verknüpfung von Armut und Krankheit im Kindes- und Jugendalter skizziert das vom Robert Koch-Institut im Rahmen der Gesundheitsberichterstattung des Bundes herausgegebene Heft "Armut bei Kindern und Jugendlichen und die Auswirkungen auf die Gesundheit".
Kinder und Jugendliche stellen in der Bundesrepublik Deutschland inzwischen diejenige Altersgruppe dar, die am häufigsten von Armutsrisiken betroffen ist. Wenn von Armut in Deutschland gesprochen wird, dann ist überwiegend eine relative Armut gemeint. Diese bezeichnet Personen oder Familien, die über so geringe materielle, kulturelle und soziale Mittel verfügen, dass sie zu einer Lebensweise gezwungen sind, die noch unter der Grenze liegt, die in der Bundesrepublik als Mindestmaß des Akzeptablen angesehen wird.
Die enge Verknüpfung von Armut und Krankheit im Kindes- und Jugendalter ist durch zahlreiche Wechselwirkungen zwischen Lebensbedingungen, Gesundheitsverhalten und der Teilnahme an Angeboten der gesundheitlichen Versorgung gegeben. So ist zum Beispiel die Inanspruchnahme der Früherkennungsuntersuchungen (U1 bis U9) und der aktuelle Zustand der Zahngesundheit nach der sozialen Schichtzugehörigkeit verteilt, obwohl die Untersuchungen zu den Regelleistungen der Krankenkassen gehören, also ohne private Zuzahlungen in Anspruch genommen werden können.
Kinder und Jugendliche aus Armutsfamilien weisen auch oftmals ein ungünstigeres Ernährungsverhalten auf. Da eine Vielzahl von Krankheiten und gesundheitlichen Beschwerden im Erwachsenenalter auf Fehlernährung zurückzuführen sind, die im Kindes- und Jugendalter "eingeübt" wurden, muss eine ungünstige Gesundheitsbiografie der Kinder aus Armutsfamilien angenommen werden. Der vom Bundesministerium für Gesundheit und dem Bundesministerium für Forschung und Bildung finanzierte bundesweite Kinder- und Jugendgesundheitssurvey des Robert Koch-Instituts wird umfassende Aussagen zu diesen wichtigen Fragestellungen ermöglichen.
Die im Jugendalter eingespielten ungünstigen Gesundheitsverhaltensmuster verursachen im weiteren Lebenslauf nicht nur erhöhte Erkrankungshäufigkeiten (Morbiditätsrate), sondern damit auch zusätzliche Kosten für das Gesundheitswesen. Die Gesundheitspolitik kann aber durchaus Rahmenbedingungen schaffen, die gerade armen Familien den Zugang zu Gesundheitsleistungen erleichtern. Zu den bereits in die Wege geleiteten gesetzlichen Maßnahmen der Gesundheitspolitik, die Bevölkerungsgruppen mit Armutsrisiken und damit auch betroffenen Kindern und Jugendlichen zugute kommen können, gehört die Neugestaltung des § 20 SGB V. Dort ist festgeschrieben, dass Leistungen der Krankenkassen zur Primärprävention insbesondere zur Verminderung sozial bedingter Ungleichheit von Gesundheitschancen beitragen sollen.
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Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Research results
German
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