Am Universitätsklinikum Tübingen hat eine Forschungsgruppe der Sektion Dermatologische Onkologie (Leiter: Prof. Dr. med. Claus Garbe) eine überraschende Entdeckung zur Infektabwehr der Haut gemacht: Der menschliche Schweiß enthält ein antibiotisches Peptid, Dermicidin, das die Keimbesiedlung der Haut reguliert. In der Dezemberausgabe von Nature Immunology ** wird der vollständige Artikel von Dr. Birgit Schittek und Mitarbeitern veröffentlicht werden.
Beim Menschen wurde bereits in den letzten Jahren eine Reihe von antibiotischen Peptiden als Wirkstoffe der Immunabwehr entdeckt. Die bisher beim Menschen bekannten, an der Haut wirksamen antibiotischen Peptide werden jedoch erst bei Verletzungen, Entzündung oder Infektionen, die bereits eingetreten sind, freigesetzt. Bei Pflanzen, Insekten und Amphibien sind antibiotische Peptide seit längerem als Vermittler der Infektabwehr bekannt.
Dermcidin, das neu entdeckte antibiotische Peptid, wird ausschließlich von den Schweißdrüsenzellen der Haut produziert und gelangt mit dem Schweiß auf die Oberfläche der Haut. Die Hauptform des Peptids besteht aus 47 Aminosäuren und zeigt ein breites Wirkspektrum gegen grampositive und gramnegative Bakterien sowie auch gegen Pilze. Die Wirksamkeit bleibt auch unter den sauren pH-Bedingungen des Schweißes erhalten und wird durch die Salze des Schweißes nicht beeinträchtigt.
Dermcidin stellt damit das erste antibiotische Peptid dar, das einen dauernden Schutz der Haut vor Infektionen mit Keimen bewirkt. Bisher hatte man geglaubt, dass vor allem der leicht saure pH-Wert an der Hautoberfläche ein wichtiger Schutzmechanismus wäre. Mit der Entdeckung von Dermcidin muss diese Ansicht korrigiert werden, da der Schutz offenbar hauptsächlich durch diese aktive antimikrobielle Substanz bewirkt wird.
Die Entdeckung von Dermcidin trägt auch zur Erklärung der von Hautärzten immer wieder gemachten Beobachtung bei, dass Hautinfektionen und Entzündungen (Ekzeme) gehäuft bei Personen auftreten, die sich sehr häufig waschen. Der mit Dermcidin aus dem Schweiß entstehende antibiotische Schutzmantel wird durch häufiges Waschen wahrscheinlich zu stark reduziert.
Die Entdeckung des Dermcidin ist von grundlegender Bedeutung für unser Verständnis von der Abwehr von Infektionen an der Haut als der wichtigsten Grenzfläche beim Menschen zur Umwelt. Es ist vorstellbar, dass die Anwendung von Dermcidin längerfristig eine therapeutische Bedeutung bei Neigung zu vermehrten Hautinfektionen und Hautentzündungen erlangen kann. Auch ein prophylaktischer Einsatz erscheint naheliegend.
** Online publiziert in Nature Immunology am 5. 11. 2001, die gedruckte Version erscheint am 1. 12. 2001 in Nature Immunology
Ansprechpartner für nähere Informationen
Universitätsklinikum Tübingen
Hautklinik, Liebermeisterstr. 25, 72076 Tübingen
Sektion für Dermatologische Onkologie
Dr. rer. nat. Birgit Schittek, Tel. 0 70 71/29-8 08 32
E-Mail: birgit.schittek@uni-tuebingen.de
Prof. Dr. med. Claus Garbe
Tel. 0 70 71/29-8 71 10, Fax 0 70 71/29-51 87
E-Mail: claus.garbe@med.uni-tuebingen.de
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Research results
German
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