Neue Gedenktafel erinnert an den „ewigen Studenten“ Friedrich Wilhelm Demelius
Dieser Friedrich Wilhelm Demelius (1801-1874) war ein eher ungewöhnlicher Student. Als „Latte“ oder „Bierlatte“ wurde der 1801 als Pastorensohn in Cospeda geborene Demelius zu einer Jenaer Berühmtheit. Er habe – dieses Gerücht hält sich bis in heutige Tage – niemals einen Hörsaal von innen gesehen. Deshalb wurde er auf einer Gedenktafel als „stud. nihil“ bezeichnet. Diese Tafel zierte bis Anfang der 1990er Jahre die Ballhausgasse 6, das einstige Wohnhaus Demelius'.
Inzwischen ist gesicherte Erkenntnis, dass Demelius tatsächlich in Jena studiert hat und nicht bloß eingeschrieben war: „Wir wissen, dass Demelius in Jena regulär 16 Semester studiert hat“, sagt Dr. Thomas Pester, Mitarbeiter im Universitätsarchiv in Jena. Begonnen habe Demelius als Student der „Medicin“, später wechselte er zu Psychologie und Theologie. Als letztes offizielles Semester verzeichnen die Akten im Uni-Archiv das Sommersemester 1834 – von einem Abschluss ist nicht die Rede. „Demelius hat niemals einen bürgerlichen Beruf ergriffen. Er beschloss wohl, seine Existenz auf andere Weise zu bestreiten“, sagt Thomas Pester. So sei Demelius anerkannter Schiedsrichter in Kommentstreitigkeiten und bei allen Biermensuren gewesen. Er spielte eine gewichtige Rolle im „Bierstaat“ Ziegenhain, seinerzeit die „Exkneipe“ der „Arminen“. In Jenaer Lokalitäten wie dem „Burgkeller“, der „Rose“ und dem „Fürstenkeller“ ging Demelius ein und aus. Nach Tumulten in Jena lernte der „ewige Student“ auch den Karzer von innen kennen. Auch trat Demelius gelegentlich als Dichter hervor. So entstanden Reime wie „Marschall stolz das Haupt erhoben/Blick voll Majestät nach oben./Seiner Rede mächt'ger Schwall/Rauschet wie ein Wasserfall.“ Als Haupterwerbszweig des Studiosus Demelius haben die Mitarbeiter des Archivs das „Nachreiten der Vorlesungshefte“ ausgemacht, das heißt, Demelius stellte Schwänzern seine alten Vorlesungshefte für Abschriften zur Verfügung.
Am Freitag (18. Februar) ist am einstigen Wohnhaus Demelius' eine Replik der Gedenktafel enthüllt worden. Entgegen der heute üblichen Art der Gedenktafeln ist die Demelius-Tafel vom Restaurator Franz Serfling bemalt und individuell gestaltet worden. Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht hat die Tafel der Öffentlichkeit übergeben: Während ihrer Studentenzeit wohnte Lieberknecht in der Ballhausgasse 6.
„Demelius ist eine Gedenktafel wert. Er wurde als Wege- und Nischen-Sucher zum Jenaer Original und hat Generationen von Studenten Geschichten geliefert“, sagte Prof. Dr. Klaus Dicke. Der Rektor der Jenaer Universität ließ es sich nicht nehmen, an der neuerlichen Demelius-Ehrung teilzunehmen. Anwesend war ebenfalls der Besitzer des Hauses Ballhausgasse 6, der Jenaer Rechtsanwalt Dr. Christian Kliesener. Der Hausherr erhob keine Einwände wegen der Tafel und übernahm die Kosten.
Die Tradition der Gedenktafeln in Jena stammt aus dem Jahr 1858. Begründet wurde sie von einer „Commission“ unter Leitung des Mathematikers Karl Julius Traugott Hermann Schaeffer. Anlässlich des 300. Jubiläums der Jenaer Universität wurden zunächst 204 Tafeln gehängt, weitere folgten in den darauf folgenden Jahren.
Kontakt:
Dr. Thomas Pester
Universitätsarchiv der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Bibliotheksweg 2, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944419
E-Mail: thomas.pester[at]uni-jena.de
Diese Gedenktafel erinnert an den legendären Langzeitstudenten der Universität Jena Friedrich Wilhel ...
Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
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Diese Gedenktafel erinnert an den legendären Langzeitstudenten der Universität Jena Friedrich Wilhel ...
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