Blutprodukte sind die bestgeprüften verschreibungspflichtigen Medikamente. Dennoch kann es bei einer Operation über eine Bluttransfusion zur Übertragung eines Krankheitserregers kommen. Zwar ist diese Gefahr in den vergangenen Jahren in Deutschland kontinuierlich gesunken, aber zuletzt starben bundesweit immer noch zwei Menschen pro Jahr an einer bakteriellen Infektion durch kontaminierte Blutprodukte. Die Dunkelziffer dürfte höher liegen. Dem Institut für Transfusions- und Laboratoriumsmedizin am Herz- und Diabeteszentrum NRW ist es jetzt gelungen, einen Meilenstein für mehr Patientensicherheit zu setzen.
Laboratoriumsmediziner beschäftigen sich seit Jahren mit dem Nachweis von Bakterien in Blutprodukten. Viele Verfahren waren allerdings zu langsam und zu aufwendig. Die Idee, eine neue Nachweismethode zu entwickeln, mit der man Bakterien in Thrombozytenkonzentraten (Blutplättchen) möglichst schnell und einfach nachweisen kann, kam Privatdozent Dr. rer. nat. Jens Dreier bei der Besichtigung eines Lebensmittelherstellers. Hier wurde Fruchtsaft auf die Verunreinigung mit Bakterien getestet. Warum, so die Frage, die er sich stellte, sollte sich ein Verfahren für Saft nicht auch auf Blut übertragen lassen? Eine spannende Forschungsarbeit begann. Die Grundidee war einfach. Im Labor wird einer Blutprobe ein Substrat beigemengt. Sind Bakterien in dem Blut, so fangen sie an, das Substrat zu verdauen. Bei diesem Stoffwechselprozess beginnen die Bakterien zu leuchten und werden sichtbar. Bakteriell verseuchte Blutprodukte können so erkannt, aussortiert und vernichtet werden.
Zusammen mit der Biotechnologin Dr. Tanja Vollmer starte der Molekularbiologe eine mehrjährige Forschungsarbeit. Schließlich gelang es dem Wissenschaftlerteam die Nachweisidee zur Serienreife zu bringen. Mittlerweile ist der Bakterientest in Thrombozytenkonzentraten im Institut für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin im Herz- und Diabeteszentrum in Bad Oeynhausen ein Standardverfahren. Mehrere Blutspendedienste in Deutschland sind dabei, den Test zu übernehmen.
Um keine unnötigen Risiken bei der Thrombozytenspende einzugehen, hatten die Konzentrate bisher eine gesetzlich vorgeschriebene Haltbarkeit von nur vier Tagen. Dies führte gerade an langen Wochenenden oder über Weihnachten zu Engpässen bei den Blutspendediensten. Jetzt können die Blutprodukte am vierten Tag innerhalb weniger Stunden getestet werden. Sind keine Bakterien nachweisbar kann das Thrombozytenkonzentrat noch am fünften Tag verwendet werden. Die Haltbarkeitsverlängerung ist vom Paul-Ehrlich-Institut, der Bundesoberbehörde für die Zulassung von Arzneimitteln genehmigt.
Das Verfahren von Privatdozent Dr. rer. nat. Jens Dreier hat so mehrere Vorteile. Die Patientensicherheit ist deutlich verbessert worden, die Blutspendedienste können die Versorgung mit Blutprodukten einfacher gewährleisten und die Spender können sicher sein, dass ihre Spende auch sinnvoll eingesetzt wird.
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