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12/05/1997 00:00

Wo man am besten handelt und produziert

Dipl.-Ing. Mario Steinebach Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
Technische Universität Chemnitz

    Wo man am besten handelt und produziert Chemnitzer Wissenschaftler stellen Hitliste der Gewerbegebiete in Südwestsachsen auf

    Wer heutzutage im Wettbewerb mithalten will, muß auf vieles achten. Hat er das richtige Produkt? Stimmt der Preis? Sind die Mitarbeiter motiviert genug? Reicht die Rendite aus? Und vor allem: Stimmt der Standort der Firma? Gerade der letzte Punkt wird immer noch von vielen Unternehmern unterschätzt. Dabei ist es keineswegs gleichgültig, wie weit etwa ein Betrieb von der Autobahnauffahrt oder dem nächsten Oberzentrum entfernt ist.

    Jetzt haben erstmals Wirtschaftswissenschaftler der Chemnitzer Uni aus der Arbeitsgruppe von Prof. Joachim Käschel zusammen mit der örtlichen Industrie- und Handelskammer (IHK) über 50 Gewerbegebiete in Südwestsachsen nach objektiven Kriterien untersucht. Noch immer nämlich werden attraktive Gewerbeflächen gesucht. Eine Hilfe bei der Auswahl kann da nur von Vorteil sein. Die Forscher beschränkten sich dabei auf neue und öffentlich geförderte Flächen, die wegen der Fördermittel besonders für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) interessant sind. In einer Voruntersuchung befragte der Diplomkaufmann Tim Schneider zunächst über 100 Unternehmer, um herauszufinden, welche Punkte ihnen bei einer Neuansiedlung besonders wichtig sind. "Dabei stellte sich schnell heraus, daß "weiche" Kriterien, wie etwa das örtliche Bildungsangebot, das Wohnumfeld oder die Freitzeitaktivitäten kaum eine Rolle spielen," so Schneider. Entscheidend für die Firmeninhaber sind vielmehr ganz handfeste Gesichtspunkte: In erster Linie wurde die Verkehrsanbindung genannt, gefolgt von den Grundstückspreisen und der Erschließung des Grundstücks. Auch die Baukosten und die Nähe zu den Kunden sind den Unternehmern wichtig. Die dabei am häufigsten genannten Aspekte wurden bei der Aufstellung der Kriterien für die eigentliche Untersuchung entsprechend stärker gewichtet. So gehen etwa die Nähe von Autobahn oder Bundesstraße mit 40 Prozent in die Bewertung ein, die Grundstückspreise mit 20, die "weichen" Faktoren jedoch nur mit 10 Prozent. Bei den Noten ging's zu wie in der Schule: Betrug die Entfernung zur Autobahn weniger als zwei Kilometer, gab's dafür Note 1, bei mehr als 20 Kilometer nurmehr Note 5. Und bei den Grundstückspreisen wurde der Durchschnitt mit einer 3 bewertet, für billigere Böden konnte eine 1 oder 2 erreicht werden, für teurere entsprechend nur eine 4 oder 5. All dies macht die Analyse der Chemnitzer Betriebswirtschaftler besonders objektiv. Mit den genannten Vorgaben führte Schneider dann im nächsten Schritt eine genaue Nutzwertanalyse der einzelnen Gewerbegebiete durch. Dabei interessierte ihn auch, ob mit den öffentlichen Fördergeldern, gemessen an den für die Unternehmer wichtigen Kriterien, verantwortlich umgegangen wurde. Zweck der Förderung ist nämlich letztlich der wirtschaftliche Aufschwung im Osten. Nicht immer, so stellte sich heraus, wurden Angebot und Vermarktung der Gewerbeflächen diesem Anspruch gerecht.

    Ergebnis der Nutzwertanalyse: Die folgende Hitliste der 14 besten Gewerbegebiete - sicher nicht nur für Unternehmer interessant, die einen Standort suchen. Weggelassen wurden dabei alle bereits vollständig belegten Areale. Die Noten entsprechen, wie gesagt, den Schulnoten (1 = sehr gut, 5 = mangelhaft).

    Rang Nutzwert Gewerbegebiet Ort Fläche in ha Belegt (in %) 1 1,2 Reißig Plauen 21,6 46,3 2 1,2 Neuensalz Nord Plauen 47,0 61,7 3 1,25 Zadera-Kaserne Plauen 8,3 44,6 4 1,4 Kopernikusstraße Zwickau 23,5 91,9 5 1,6 Am Stadion Chemnitz 11,0 95,5 6 1,7 Nordwest Glauchau 75,0 53,3 7 1,75 Sorge- Süd Werdau 4,7 85,1 8 1,8 Auerbach West Auerbach 33,0 50,4 9 1,8 Johannisberg Oelsnitz /Vogtl. 64,0 84,8 10 2 Südwest Meerane 85,9 68,9 11 2 Crimmitschau Ost Crimmitschau 63,0 58,0 12 2,1 An der Wiesenmühle Grüna 10,4 96,2 13 2,2 Nord West Freiberg 17,6 80,9 14 2,3 Am Schmelzbach Wilkau / Haßlau 27,3 92,0

    Die Daten geben auch Hinweise darauf, was Kommunen oder auch Unternehmer künftig besser machen könnten. So deutet etwa alles darauf hin, daß die Stadt Chemnitz nicht genug Gewerbegebiete ausweist: Das eine erfaßte Gebiet (Platz 5 der Liste) ist bereits zu mehr als 95 Prozent ausgelastet; das zweite wurde, weil vollständig belegt, nicht in die Liste aufgenommen. Anders dagegen in Plauen: dort wurde fast zweieinhalbmal soviel Fläche ausgewiesen wie in Chemnitz. Erschließung und Ausweisung sind freilich teuer. Die Ausgaben der Kommunen ließen sich allerdings mindern, so Schneider, wenn ein Gewerbegebiet erst nach und nach erschlossen wird. Gleichzeitig wird es dadurch auch für die Firmen attraktiver, weil niedrigere Erschließungskosten umgelegt werden müssen. Wenig Sinn macht es nach Angaben von Schneider auch, riesige, dafür aber beliebig teilbare, Gewerbeflächen auszuweisen - die befragten Unternehmen, allesamt aus dem kleinen und mittleren Bereich, sind daran in der Regel nur mäßig interessiert.

    Wer mehr über die Untersuchung wissen möchte, kann sich an die Chemnitzer Wirtschaftswissenschaftliche Gesellschaft, Gert Blazejewski, Tel. (03 71) 5 31 - 41 48, wenden.


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    Criteria of this press release:
    Economics / business administration
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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