Als Großvater des Synthesizers könnte man das Harmonium bezeichnen, das früher einmal weitverbreitet war, dann aber von elektrischen Musikinstrumenten verdrängt wurde. Seine Geschichte zeichnet das Buch "Das Harmonium in Deutschland" nach. Seit Oktober 2001 ist es in zweiter Auflage erhältlich.
Bochum, 20.11.2001
Nr. 353
Choralpumpe, Psalmenquetsche, Hallelujavergaser
Neu aufgelegt: Das Harmonium in Deutschland
Buch über ein vergessenes Musikinstrument
Als Großvater des Synthesizers könnte man das Harmonium bezeichnen, das früher einmal weitverbreitet war, dann aber von elektrischen Musikinstrumenten verdrängt wurde. Seine Geschichte zeichnet das Buch "Das Harmonium in Deutschland" (Herausgeber: Prof. Dr. Christian Ahrens, Gregor Klinke, M.A.) nach. Es entstand 1996 in Zusammenarbeit mit Studierenden der Musikwissenschaft und war bereits vier Jahre später vergriffen. Seit Oktober 2001 ist eine zweite Auflage des Klassikers erhältlich.
Verbesserte Orgel verdirbt den Geschmack
Erfunden wurde das Harmonium seinerzeit, um die Orgel zu verbessern, deren Klang das Publikum häufig als zu hart empfand. Der große Vorzug des Harmoniums: Seine Zungen waren freischwebend. Dadurch ließ sich die Tonhöhe halten und gleichzeitig die Lautstärke des Tons verändern. Außerdem brachte es sowohl durch den Winddruck als auch durch einen Saugeffekt Töne hervor, so dass beliebig lange Töne möglich waren. Das Harmonium war darüber hinaus preiswert und für Laienmusiker spielbar. Dennoch wurde es nicht nur geliebt. Kritiker schimpften auf seine gravierenden klanglichen Mängel und befürchteten, es würde den Geschmack des breiten Publikums verderben. Seine vielen abfälligen Beinamen beziehen sich zumeist auf die liturgische Funktion des Instruments. Heute ist es beinahe vergessen - nur die Firma Yamaha in Japan baut noch Einzelstücke.
Bedeutender Industriezweig
Im frühen 20. Jahrhundert war der deutsche Harmoniumbau ein bedeutender Industriezweig. 185 Firmen stellten die Instrumente her, 20 bis 30 Prozent von ihnen wurden durchschnittlich exportiert. Man nutzte das Harmonium für religiöse Musik - auch in Asien und Afrika, da es für klimatische Einflüsse unempfindlich war - für die (Stumm-)Filmmusik, die Hausmusik und die Ensemblemusik in Operette und Oper anstelle einer Orgel. Seine Hochzeit hatte die Harmoniumproduktion zwischen dem Beginn des 20. Jahrhunderts und den 1960er Jahren, als elektrische Instrumente wie der Synthesizer begannen, es zu verdrängen. Nur in der DDR wurde es bis 1990 noch weiter gebaut.
Forschendes Lernen
"Die Veröffentlichung des Buchs, das inzwischen zu einem Klassiker der Musikwissenschaft geworden ist, ist ein Beispiel für das 'Forschende Lernen'", so Prof. Ahrens. Die Studie fand weltweit Aufmerksamkeit und Anerkennung.
Titelaufnahme
Christian Ahrens, Gregor Klinke (Hg.): Das Harmonium in Deutschland. 2. Auflage, Verlag Erwin Bochinsky, Frankfurt am Main 2001
Weitere Informationen
Prof. Dr. Christian Ahrens, Musikwissenschaftliches Institut der Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-22394, Fax: 0234/32-14675, Email: christian.ahrens@ruhr-uni-bochum.de
Criteria of this press release:
Art / design, History / archaeology, Music / theatre, Philosophy / ethics, Religion
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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